Herunterhämmern
@Stilblüte,
vielleicht findest du ja noch einen Beleg. In einem anderen Faden hattest du was von Kit Armstrong gepostet, aber ich denke, den meinst du eher nicht.
Ich bin bei der Beurteilung dieser Frage sehr vorsichtig, weil man leicht unseriös werden kann. Deshalb sollte an einem handfesten Beispiel geklärt werden was gemeint ist.
Ich versuche mal einen weiteren Ansatzpunkt. Ein sagen wir mal 12 Jähriger spielt etwas virtuos und deu meinst, es sei unmusikalisch. Das kann auch eine subjektive Meinung sein, denn es könnte sein, dass dieser kleine junge Mensch das, was er tut genauso interpretiert, wie er es zu diesem Zeitpunkt versteht. Bestimmt steckt sein ganzer wille dahinter, es so zu spielen und in diesem alter fasst er es eben anders auf. Ein Kind wirde auch Literatur anders lesen als ein Erwachsener. Mit wachsender Lebenserahrung wird sich die Interpretation sicher ändern.
Das heisst aber nicht, dass er das Stück nicht trotzdem intensiv verstanden hat. Wenn ich höre, wie Kit Armstrong - den Bach als 4 jähriger kenne ich nicht - aber Berceuse von Chopin und Liszt Etüden, dann sehe und höre ich, dass die Stücke vollkommen sein inneres Eigentum geworden sind.
Den Seelenlosen Hämmerer, der wirklich gut spielt, habe ich noch nicht gesehen. Allerdings zugegeben, den noch Unfertigen und Kindlichen, der aber auf seine Weise die Stücke trotzdem verinnerlicht hat. Es ist schwer auszudrücken, wie ich es meine.
Vielleicht hängt es mit der Sicherheit zusammen, mit der das Spielprogramm im Gehirn abläuft. Die häufigste Störung, die ich bei Schülern beobachte ist das Stocken oder Zögern, was sich aus einem mangelhaften Ablauf ergibt. Man tastet sich im stück voran und kommt so von Stufe und Stelle immer weiter, aber es bleibt eine Unsicherheit. Wenn man das Stück wirklich kennt, ist diese Unsicherheit absolut weg. Egal ob von Noten gespielt oder ohne.
Es ist ein ähnlicher Effekt wie beim Gehen und Laufen. Das kann man einfach ohne nachzudenken und steuert sich traumwandlerisch auch durch dichte Menschmassen. Vielleicht stolpert man auch mal, aber das ist die ausnahme, wie beim Klavierspielen mal eine falsch genommene Taste, aber die Sicherheit beim Gehen ist nie verloren und so muss man KLavierspielen.