Hausaufgaben

  • Ersteller des Themas Ralph_hh
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Was ist erfolgreich? Ist erfolgreich = qualifiziert? Wer bestimmt, was erfolgreich/qualifiziert ist?

Wegen dieses Wirrwars gibt es doch geschützte Berufsbezeichnungen, die Klarheit bringen sollen und für bestimmte Standards in Ausbildung und Fähigkeiten stehen.
Die akademischen Grade und Abschlüsse sind geschützt. Darüberhinaus gibt es Nachweise über künstlerische Aktivitäten und Erfolge, die man mit oder auch ohne Zeugnisse vorweisen kann.

Im Falle meiner Chorleitertätigkeit sind das Studioaufnahmen und Livemitschnitte von Projekten mit namhaften Solisten und Gastensembles und Erfolge bei Wettbewerben und Leistungssingen. Heißt: der Kandidat ist für vergleichbare Aufgaben und Funktionen geeignet und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den gestellten Anforderungen gerecht werden. Ein vor drei Jahrzehnten abgelegtes Examen besitzt ganz sicher eine geringere Aussagekraft als die aktuell ausgeübten Tätigkeiten.

LG von Rheinkultur
 
Es wird auf jedem Gebiet immer erste, zweite, dritte Klasse geben, ob mit oder ohne Abschluss. Klavierlehrer kann man nämlich nicht nur mit einem pädagogischen Klavierdiplom "offiziell" werden. Es gibt auch noch Akademien, Konservatorien, Berufsfachschulen, Kirchenmusikhochschulen, Unis usw., wo man dafür eine Befähigung erhält. Auch andere Studiengänge schließen sowas teilweise mit ein, je nach Hochschule /Bundesland - z.B. elementare Musikpädagogik (darf Unterstufe unterrichten), manchmal Kirchenmusik und Schulmusik etc. pp.

Die Aufnahmeprüfung prüft außerdem oft nur Klavier, und dass jemand spielen kann bedeutet bekanntermaßen noch (sehr sehr) lange nicht, dass er auch unterrichten kann. Die Möglichkeit, ziemlich ungeeignete Lehrer auf den Markt zu werfen, besteht also auch mit Abschlusspflicht.

Ehrlich gesagt finde ich es auch nicht so schlimm, wenn Tante Gerda den Nachbarskindern für 10€ die Stunde Hänschen Klein beibringt. Für mich ist das keine Konkurrenz. Wenn Interesse an meinem Unterricht besteht, merken die Leute das. Wenn sie es nicht merken, besteht auch kein Interesse.
Leid tun könnte es einem höchstens um begabte Kinder geiziger und / oder uninformierter Eltern. Das ist aber eher die Ausnahme, glaub ich.
 
Ich weiß nicht, wie man das Problem lösen kann
Ich weiß nicht, ob man das Problem lösen muss.
Immerhin gibt es mindestens genau so viele Scheiß-Schüler wie Scheiß-Klavierlehrer. Die finden sich schon irgend wie. :-D

Es wird auf jedem Gebiet immer erste, zweite, dritte Klasse geben, ob mit oder ohne Abschluss.
So isses!
 
Ehrlich gesagt finde ich es auch nicht so schlimm, wenn Tante Gerda den Nachbarskindern für 10€ die Stunde Hänschen Klein beibringt.
Sag mal, Dir ist doch wohl hoffentlich die Bedeutung des Anfangsunterrichts klar??

Und Dir ist ja wohl hoffentlich auch klar, dass der Anfangsunterricht ganz entscheidende Weichen stellt, ob der Schüler sich ganz schädliche visuell-motorische oder aber zweckmäßige audiomotorische Herangehensweisen angewöhnt? Und dass ein falscher Anfangsunterricht generell, auch im Hinblick auf Bewegungen, große Gefahr birgt, dass der Schüler sich was ganz Blödes angewöhnt, das ihm ab da sehr im Weg stehen wird?

Wie kannst Du, wenn Du das weißt, so etwas schreiben?

Hast Du noch nie verkorkste Schüler von woanders übernommen??
 
Mir würde als erster Ansatz schon reichen, wenn nur die Klavierunterricht geben dürften, die Klavier als Hauptfach für Instrumentalpädagogik an einer Musikhochschule studiert haben. Dann fallen all die weg, die das hobbymäßig machen und es gäbe mehr Qualität und die Menge reduzierte sich.

Ich halte das weder für realisierbar noch für wünschenswert, denn so eine Regulierung würde sich auch auf andere Hobbybereiche erstrecken. Mit sehr vernünftigen Argumenten müsste man nämlich zuerst im Sport ansetzen, weil Sport grundsätzlich Verletzungsgefahr birgt.

Ein keineswegs unbedeutender Teil der Trainerausbildung gilt Sicherheitsaspekten/Verletzungsprävention. Die lizenzierten Trainer sind sich dessen natürlich bewusst und schließen eine entsprechende Haftpflichtversicherung ab, falls sie nicht unter den Fittichen eines Vereins arbeiten. Gleichwohl ist gerade im Hobbybereich/Breitensport der Trainer ohne Lizenz nicht wegzudenken. Die Haftpflicht liegt beim Verein (falls vorhanden, falls nicht – good luck). Eine Reglementierung wäre nicht nur nicht überprüfbar, sondern (meine persönliche Meinung) auch nicht wünschenswert, solange erwachsene Leute ein funktionierendes Sprachsystem besitzen, mit dem sie einfach eine Frage stellen können (oder einen Internetzugang, mit dem sie recherchieren können).

Meines Erachtens sollte wirklich nur dort der Cut gemacht werden, wo öffentliches Geld hineinfließt.

Begründung: Wenn die Allgemeinheit etwas bezahlen muss (ohne im Einzelfall gefragt werden zu können, ob sie das überhaupt will), sollte die Allgemeinheit wenigstens davon ausgehen dürfen, dass ihr sauer verdientes Geld nicht ohne strikte Qualitätssicherung verpulvert wird. Das gilt selbstverständlich für alle Bereiche, nicht nur für staatlich/kommunal geförderte Bildungseinrichtungen.

während der sich vor der Musikschule die Füße platt steht. Siehe die genannten Beispiele zur Hausfrauenbespaßung

Öffentlich geförderte Musikschulen, die ich kenne, nehmen keine Hausfrauen/Rentner. Das ist vollkommen in Ordnung. Es gibt genügend private Dienstleister, an die Nichtkinder sich wenden können.

Wegen dieses Wirrwars gibt es doch geschützte Berufsbezeichnungen, die Klarheit bringen sollen und für bestimmte Standards in Ausbildung und Fähigkeiten stehen.

... verliert durch internationale Regelungen (i.e. Ent-Regelungen) immer weiter an Bedeutung. Heitere Dialektik: Je "globalisierter" die Welt, desto höhere Bedeutung bekommen wieder Mundpropaganda und Empfehlungen. :super:

Im Handwerk ist dieser Meisterzwang zum Glück weitgehend gekippt worden. Dabei ging es nämlich nie um Qualität, sondern ums Geschäft. Ähnlich sieht es bei den niedergelassenen Apothekern aus, die gern die Internetapotheken verbieten würden. Sie "sorgen" sich um unsere Gesundheit. Wer's glaubt...

Für die Transparenz kann der Kunde einfach nachfragen.

Ich bin überrascht, dass ausgerechnet wir beide mal einer Meinung sind. Die Diskussionen über Berufsschutz erinnern grundsätzlich an die Diskussionen seinerzeit um die Abschaffung der Zünfte. :lol: Ich erinnere mich an einen Fall im späten 18. Jh., wo eine Betrieb angezeigt wurde, weil der Inhaber noch die alte Zunftbezeichnung (verm. zu Werbezwecken?) benutzte.

Solange kein Meisterbetrieb gezwungen wird, seine Eigenschaft als Meisterbetrieb zu verstecken, kann jeder potenzielle Kunde sich frei entscheiden, welchen Dienstleister er anheuert.

Und was ist gegen die sogenannte "Hausfrauenbespaßung" eigentlich einzuwenden?

Ganz im Ernst: Öffentliches Geld sollte zur Förderung von Kindern/Jugendlichen verwendet werden.

Die "zu bespaßende Hausfrau" wird heutzutage nicht mehr assoziiert mit der unterdrückten Frau, deren erzkonservativer Ehemann sie wegen befürchteter Einbußen an seinem Männlichkeitsgefühl nicht arbeiten lässt (wie es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war, vgl. Jodeldiplom), sondern als Teil eines finanziell gutgestellten Alleinverdienerhaushalts.

Das ist auch vollkommen in Ordnung. Ebenso in Ordnung ist, wenn solche Leute Klavierunterricht nehmen. Aber privat, bitteschön.

Erwachsene sollten zur Pflege ihres Hobbies nur dann und nur solange Zugang zu öffentlich bezahlten Bildungseinrichtungen nur bekommen, wie weit und breit kein Kind/Jugendlicher dadurch hinten runter fällt.
 

Mir würde als erster Ansatz schon reichen, wenn nur die Klavierunterricht geben dürften, die Klavier als Hauptfach für Instrumentalpädagogik an einer Musikhochschule studiert haben. Dann fallen all die weg, die das hobbymäßig machen und es gäbe mehr Qualität und die Menge reduzierte sich.
Auf den ersten Blick eine einleuchtende These.

Wenn das aber dazu führt, dass noch mehr musikalische Klavierschüler, die u.U. musikalischer als ihr Lehrer sind, weil Naturtalent, dazu gezwungen werden, ein Krieger Menuett (oder auch jedes andere Stück) kopfgesteuert, ohne Gefühl und/oder nach dem Prinzip "Malen-nach-Zahlen" (Werktreue) zu spielen, dann lehne ich dankend ab.

Und zu solchen Dingen scheinen mir Experten-Dreifachdiplom-was-weiß-ich-Profis schon mal gerne zu neigen.

Die einzige Lösung, die ich da sehe, wäre übrigens, im Unterricht nur solche Stücke durchzunehmen, die man halbwegs werktreu spielen (lassen) kann, und die trotzdem noch hochqualitative Musik bleiben.

"Hochqualitativ" bedeutet in diesem Zusammenhang: @Dreiklang hört sich das an - und anstelle einer steinernen Mine erscheint der winzige Anflug eines Lächelns im Gesicht*.

Sprich: es ist auch einigermassen musikalisch, was am Ende dabei rauskommt.

Und wenn man schon Klavierdidakten das Lehren verbieten möchte, dann bitte solchen, die noch nicht so ganz begriffen haben, was Musik ist, und was Musik ausmacht. Dabei ist das pisseinfach, wenn man sich nur ein bisschen drum bemüht.
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*wobei ich auch gar nicht kategorisch ausschliessen würde, dass selbiges u.U. nicht auch passieren könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Öffentlich geförderte Musikschulen, die ich kenne, nehmen keine Hausfrauen/Rentner.
Da kennst du aber wenige. Das setzt sich durch und ist auch richtig so. Manche können sich erst später das leisten, was dir schon als Kind in den Arsch geblasen wurde.

erinnere mich an einen Fall im späten 18. Jh.
Ich wusste doch, daß du nicht mehr so frisch bist...
 
Du hast zweifelsfrei Recht mit allem. Aber man sollte nicht davon ausgehen, dass das alle interessiert, weil nicht alle wirklich Klavierspielen lernen und weiterkommen möchten. Das schreibe ich ganz wertfrei und ohne Groll. Es gibt sicher Leute, die tatsächlich einfach nur ein bisschen klimpern wollen.
Das können sie fachlich gut angeleitet, da werden sie schnell weiterkommen etc. etc., aber das können sie auch mal eben bei der Nachbarin. Ich sehe da zwei grundverschiedene Intentionen, die sich zunächst kaum überschneiden.
Falls sie irgendwann doch ernsthaft spielen wollen, ändert sich die Lage. Früher oder später merken sie dann, dass sie an Grenzen stoßen. Nur in dem Fall ist es ärgerlich, wenn sie sich etwas Falsches angewöhnt haben.

Blöd ist vor allem die Konstellation, dass jemand gescheit spielen will und einen schlechten Lehrer erwischt. Aber dass das passiert ist kaum zu vermeiden, denn auch normalpreisige sind nicht immer toll. Dass man für 10€ bei der Nachbarin nix lernt, sollte man sich denken können. Wenn man sichs nicht denkt - dumm gedacht.
 
Ehrlich gesagt finde ich es auch nicht so schlimm, wenn Tante Gerda den Nachbarskindern für 10€ die Stunde Hänschen Klein beibringt. Für mich ist das keine Konkurrenz. Wenn Interesse an meinem Unterricht besteht, merken die Leute das. Wenn sie es nicht merken, besteht auch kein Interesse.
Und wenn Tante Gerda und die Nachbarskinder bei Dir um die Ecke wohnen? Und die Kinder hätten das Potenzial, mit guter künstlerischer Förderung etwa durch Dich so richtig aufzublühen? Was Du nie erfahren wirst, weil dieses Potenzial gerade durch fragwürdige Lehrversuche verschüttet wird?

Da meine ich aber, dass eine adäquate Förderung die bessere Lösung wäre. Dass man diese nicht erzwingen kann, ist mir auch klar. Egal sein kann einem diese Konstellation trotzdem nicht.

Leid tun könnte es einem höchstens um begabte Kinder geiziger und / oder uninformierter Eltern. Das ist aber eher die Ausnahme, glaub ich.
Ob das die Ausnahme ist, kann man nicht feststellen, weil bereits ein verkorkster Anfangsunterricht ausreichend sein kann, einem den Weg zur Musik lebenslang zu verstellen. Davon kann man selbst bei Laienchören ein Lied singen: Wie oft erinnern sich Gesprächspartner bei der Nachwuchswerbung an unerfreuliche Begebenheiten mit Musik in der Kindheit und Jugendzeit? An den jähzornigen Musiklehrer in der Volksschule, der einen immer als dumm und sowieso unmusikalisch beschimpft hat? So etwas kann einen auf Jahrzehnte hinaus abschrecken - und wenn Tante Gerda das mit anderen Mitteln schafft, ist das genauso schlimm.

LG von Rheinkultur
 
Ich sehe da zwei grundverschiedene Intentionen, die sich zunächst kaum überschneiden.
Falls sie irgendwann doch ernsthaft spielen wollen, ändert sich die Lage. Früher oder später merken sie dann, dass sie an Grenzen stoßen. Nur in dem Fall ist es ärgerlich, wenn sie sich etwas Falsches angewöhnt haben.
Kaum Überschneidungen deshalb, weil einem das noch gar nicht bewusst ist. Es wächst nun mal bei adäquater Förderung nicht nur das Wissen und das Können, sondern auch das Urteilsvermögen. Im schlimmsten Falle kommt es zu letzterem gar nicht mehr, weil die Brocken schon vorher hingeschmissen werden.

LG von Rheinkultur
 

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