Ich habe einen "Qualitäts- (Qualifikations)nachweis" zum Reparieren von KFZs.
Ich habe keinen Qualitätsnachweis zum Reparieren von Dächern.
Würdest Du mir jetzt lieber Dein Auto oder Dein Dach anvertrauen? Wenn Ersteres, dann setze Dich anschließend bloß nie wieder rein.
Ich bekomm' lieber von dir eins aufs Dach!
Aber natürlich ging es hier die ganze Zeit um ihren Beruf ausübende, also praktizierende Klavierlehrer, während du offensichtlich lange nicht mehr tätig bist in deinem Schein-Job.
Ich habe ja schon weiter oben geschrieben - wenn du es denn gelesen hast
- dass der Wisch nicht das Seligmachende ist. Vielmehr der Kontakt mit guten Leuten, eine fundierte Ausbildung u.a.. Oder hast du das Dachdecken mit Hilfe von YouTube-Videos gelernt (a la Synthesia: und nun kommt die Schindel gaaanz langsam dort hin und dann die nächste Schindel ein bisschen weiter rechts...
)?
Ich finde gerade bei Lehrberufen (egal welcher) sagt der Qualitätsnachweis noch viel weniger aus als z.B. bei Handwerkern. Das bekommt man ja schon als Kind in jeder Schule mit. Als Instrument-Schüler käme ich auch nie auf die Idee, meine Entscheidung für oder gegen einen Lehrer daran festzumachen.
Es gibt aber zwei Unterschiede, was Lehrer in der Schule und Klavierlehrer angeht: Klavierunterricht ist normalerweise Einzelunterricht, was dem KL ermöglicht, sehr individuell auf den Schüler einzugehen. In einer Schulklasse von 33 Leuten brauchst du ganz andere Fähigkeiten.
Außerdem muss der potentielle Lehrer einer Schule keine Aufnahmeprüfung machen, sondern wird nach dem N.C. beurteilt. In Fächern wie Musik, Sport, Kunst etc. wird allerdings eine Aufnahmeprüfung verlangt, was wohl bedeutet, dass zur Vermittlung entsprechend gute Fähigkeiten als notwendig angesehen werden.
Wenn jemand an einer Musikhochschule studiert hat oder mit sehr guten Musikern zusammengearbeitet hat, wird er von diesem Umfeld sehr profitieren und das wird sich auch in seiner Qualifikation niederschlagen. Das ist für mich absolut ein Kriterium, ob mit oder ohne Wisch.
Hmm, im Handwerk ist das der verlässlichste Qualitätsnachweis. Bei Lehrern ist das für mich neben der Mundpropaganda vor Allem das Niveau der Schüler.
Das kannst du nur in Schülerkonzerten feststellen, die es aber gerade bei nicht studierten KLs wenig gibt. Manche bieten an, dass du im Unterricht bei anderen dabei sein darfst, um dir ein Bild zu machen - kommt aber auch selten vor.
Doch, kann es; es ist sogar so. Genau so wie es (nicht wenige) Patienten gibt, die nach jahrelangen Diagnosen und Therapien irgend wann heraus bekommen, dass alles falsch gemacht wurde; genau so wie es Unmengen an Häuslebauern gibt, die in Pfuschbauten wohnen; genau so wie es schlecht beratene Mandanten gibt....
Ein Qualitäts- / Qualifikationsnachweis ändert an dieser Misere rein gar nichts.
Aber doch eine gute Ausbildung, oder meinst du nicht? Vielleicht hast du recht, aber wird das Gros wird nicht eher gut beraten?
Ich sehe es wie Hasenbein: Qualität und Anspruch regeln den Markt
Du meinst, dass der Markt für Qualität sorgt? Und das ausgerechnet das kapitalistische Wirtschaftssystem dafür sorgt, dass es nur noch guten Klavierunterricht gibt? Haha.....
Hasenbein hat gemeint, dass es zu viele Klavierlehrer gibt, das Angebot die Nachfrage übersteigt und deshalb der Preis und die Qualität sinkt. Wenn ich das richtig verstanden habe (Hilfe, Wirtschaft!
).
Da aber die Wartelisten an Musikschulen endlos sind, habe ich das schon mal bezweifelt. Es mag auch sein, dass deine Beobachtung in deinem Metier zutrifft. Aber gerade Kultur und Bildung ist ein schwieriges Pflaster. Ich erkenne eher, dass das Niveau sinkt. Musik- und Kunstunterricht in Schulen wird aufs äußerste dezimiert, Musik wird nur noch als sinnvolle Ergänzung zu von der Wirtschaft gewünschten soft skills gesehen, die Kinder können keine Rechtschreibung mehr, Rechnen ist auch schwierig etc. etc..
Ob die Gesetze des Marktes ausgerechnet im Bildungsbereich ziehen? Es könnte doch auch sein, dass deutsche Studenten überhaupt keine Lust mehr haben, Klavierlehrer zu werden (was auch schon der Fall ist, weil sie einfach zu schlecht sind, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen) und demnächst nur noch unstudierte Kräfte Klavier unterrichten. Wo besteht der Zusammenhang mit der Qualität?
Und ist ein gehaltvoller und qualifizierter Unterricht überhaupt erwünscht? Ist die Nachfrage danach da? Von Bildung wird viel geredet, aber wird auch viel getan? Investitionen in Bildung kommt erst den nächsten Generationen zu Gute - damit kann man keinen Blumentopf gewinnen.
Das sind alles schwierige Fragen - Kultur wird in Deutschland sehr subventioniert und das Abwägen zwischen sinkender Nachfrage und dem Wunsch nach künstlerischer Qualität ist nicht einfach. Ich kenne auch keine Lösung, bezweifle aber, dass
Qualität und Anspruch regeln den Markt
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Liebe Grüße!
chiarina