Muss das jedes sein? "Vorspielreife" habe ich wohl nur bei dem einen Stück erreicht, das ich dann auch tatsächlich vorgespielt habe. Ich bin unsicher, ob es wirklich hilfreich wäre, bei jeden Stück so weit zu gehen. Und ich denke auch nicht, dass ich das wollen würde. Ich befürchte, Aufwand und Ertrag stünden da für mich nicht in einem vernünftigen Verhältnis.
Wie sehen die KL hier im Forum das?
Lieber DonMias,
das ist von Person zu Person unterschiedlich. Es kommt auf die Verhältnisse und die Bedürfnisse an.
Grundsätzlich finde ich es schlecht, wenn nie ein Stück zur Vorspielreife kommt, ob man es nun vorspielt oder nicht. Man kann viel lernen, wenn man ein Stück wirklich mal durchdringt und so gut kennt, dass man es vorspielen könnte. Wenn man versucht, bis an seine momentanen Grenzen zu gelangen und diese vielleicht sogar zu erweitern.
Ein Stück bis zur Vorspielreife zu bringen, bedeutet also, in die Tiefe zu gehen. Es lohnt sich aber auch, in die Breite zu gehen und so viel Musik wie möglich kennen zu lernen. Dabei muss man nicht jedes Stück bis zur Vorspielreife bringen! Es lohnt sich aber, jedes Stück so anzugehen, dass man es problemlos bis zur Vorspielreife bringen könnte!
Das bedeutet, dass in der ersten Herangehensweise an ein Stück schon die 100% stecken, ob sie nun ausgenutzt werden oder nicht. Diese Herangehensweise ist gleichbedeutend mit einem Üben, das von Anfang an das Stück in seinen musikalischen Strukturen, Entwicklungen, Charakteren und Emotionen erforscht. Bei dem Hören, Fühlen, Reflektieren eine Synthese eingehen und möglichst ohne Fehler geübt wird. Das schafft eine solide Basis, auf dem der Spieler selbst entscheiden kann, wie weit er geht.
Liebe Grüße
chiarina