Fitnesstraining für Pianisten

Ich geb' Dir insofern Recht, als dass man bestimmt 1.000 andere sinnvolle Dinge trainieren kann, bevor man sich jetzt überlegt, DAS zu machen.

Wenn überhaupt, dann ist das ein winziges Spezial-Puzzleteil.

Sei's drum. Ich habe jetzt einfach mal damit angefangen. Das zieht tatsächlich in den Aussen- bzw. Oberseiten der Unterarme - genau da, wo diese Strecker sitzen. Und genau diese Muskeln melden sich auch, wenn ihnen beim Spielen dann die Puste ausgeht.

Falls ich irgendwas Positives bemerke über die nächsten Wochen, dann gebe ich hier Bescheid.
 
Ui, ich halte das für gefährlich.
Klavierspielen ist NICHT anstrengend für die Finger. Klavierspielen, vor allem das Spielen langer, komplexer Lauffiguren ist ein Problem des Kopfes, der nachlassenden Konzentration.
Ich nenne ein einfaches Besispiel:
Man spielt eine Tonleiter über vier Oktaven. Die ersten zwei gehen noch gut, die dritte ist schon schwieriger, die vierte klappert fröhlich vor sich hin. Wer jetzt denkt, dass einen die Kraft verlasse, ist auf dem Holzweg.
Die Konzentration lässt nach und: Die Haltung des Körpers verändert sich über die Breite der Klaviatur. Sind wir im oberen Diskant zugange, ist der Oberkörper evtl. - je nach Körperfülle - etwas nach rechts gerichtet. Genau das muß man üben.
Übt man also zuerst die oberen beiden Oktaven, dann ist es plötzlich ganz einfach, alle vier zu spielen, weil das Gehirn in frischem Zustand die oberen geübt hatte, und deshalb eine gute Spielweise abgespeichert hat. Fängt man immer wieder unten an, merkt sich das Hirn immer die schlappigen oberen Oktaven.
Das ist es also, was zählt, nicht die Muckis der Finger. Starke Finger braucht man auf der E-Saite des Kontrabasses, aber nicht auf dem Klavier.
 
@Tastatula

Ja (natürlich), wenn das Problem woanders als bei den Muskeln liegt, muss man es auch woanders untersuchen/lösen.

Es gibt aber definitiv den Effekt, dass Muskeln irgendwann ermüden, wenn sie längere Zeit einer ungewohnten Belastung ausgesetzt sind.

Man merkt das dann daran, dass die Muskeln sich pappig anfühlen, nicht mehr folgen können, sich nicht mehr schnell bewegen können, man spürt das direkt in den Muskeln selbst. Physisch, also körperlich.

Und dieser Effekt geht wieder vorbei, wenn man den Arm sich eine Viertelstunde erholen läßt. Durch die Durchblutung wird der unterversorgte Muskel wieder mit Energieträgern etc. versorgt, und alles ist wieder im Lot.

Versuche einmal, sehr schnelle Skalen rauf und runter zehn Minuten am Stück zu spielen - dann wirst Du höchstwahrscheinlich diesen Effekt erleben.

Allerdings kann eine solche Muskelermüdung natürlich auch durch Verkrampfungen beschleunigt werden. Und dann muss man unbedingt lernen, ohne Verkrampfung zu spielen (runter mit der Spielgeschwindigkeit, sehr langsam und entkrampft üben, in den eigenen Körper dabei hineinhören und so weiter). Das ist aber beim Klavierspiel sowieso das A und O.
 
Zuletzt bearbeitet:
jetzt mal unabhängig davon, ob und wie sinnvoll dies fürs Klavierspielen im Speziellen (eher nicht) ist, wüsste ich nicht, was an Muskeltraining im Allgemeinen gefährlich sein sollte.
Man darfs halt nicht übertreiben und sollte zum Ausgleich auch ein paar Dehnübungen einbauen, aber generell würde ich das Ganze nicht als sonderlich problematisch ansehen.
Anstelle dieses Gummi-Expanders kann man zur Kräftigung der Unterarmmuskulatur übrigens auch ein ca. 50 cm langes Rundholz (z.B. abgesägter Besenstiel) nehmen.
In der Mitte eine kräftige Schnur so befestigen, dass sie sich aufwickeln lässt und nicht durchrutscht, am anderen Ende ein passendes Gewicht festbinden. Dann den Stock waagerecht mit beiden Händen und leicht ausgestreckten Armen festhalten und mit entsprechenden "Rollbewegungen" aus den Handgelenken die Schnur mit dem Gewicht auf- und abwickeln.
 
der hatte sich, nach allem, was so überliefert ist, aber auch ne selten dämliche Trainingsmethode und -Vorrichtung ausgetüftelt.
Dieser seltsame Fingerexpander oder die von mir genannte Methode haben damit rein gar nix zu tun.

So sieht übrigens die von mir erwähnte Übung (bei ca. 1:00) aus
 
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Es gibt aber definitiv den Effekt, dass Muskeln irgendwann ermüden, wenn sie längere Zeit einer ungewohnten Belastung ausgesetzt sind.
Ja, da hast Du Recht.
Versuche einmal, sehr schnelle Skalen rauf und runter zehn Minuten am Stück zu spielen - dann wirst Du höchstwahrscheinlich diesen Effekt erleben.
Ich spiele keine Stücke, in denen das der Fall ist.
Wenn man Musik betrachtet, so ist sie ja immer menschlich und nicht maschinell. Das bedeutet auch, dass nach Phasen der wildesten Erregung immer auch welche der Entspannung kommen.
Und klar muss man die Muskeln trainieren. Das tut man ja auch, wenn man Klavier übt, wenn man technische Abläufe übt, sich mit Etüden beschäftigt oder auch komplexe Werke übt.
Aber immer und grundsätzlich lehne ich stereotypes Fitnesscenter-Training total ab.
Also 10 Minuten schnelle Skalen spielen am Stück ohne Entspannung ist im höchsten Maße unnatürlich und damit auch unmusikalisch.
Das ist der Unterschied zwischen Leichtathletik und Musik...
 
ernstgemeinte Frage: gibt es einen besonderen Grund für den interessanten "Fingersatz" an dieser Stelle?
Zum Einen macht es ihm Spass, aber der ernste Hintergrund dieses Fingersatzes ist, dass er absolut jeden Ton gleich haben möchte.
Ob man das nun mag, ist eine ganz andere Frage. Mir gefällt es überhaupt nicht.
Wenn man eine Stelle möglichst emotionsfrei spielen möchte, dann lohnt es sich durchaus, sie mit einem Finger zu spielen. Aber zu dieser Musik passt es meiner Meinung nach nicht.
 
wüsste ich nicht, was an Muskeltraining im Allgemeinen gefährlich sein sollte.

Schumann hat sich mit einem Fingertraining seine Pianistenkarriere ruiniert.
unabhängig davon ist Muskeltraining im Allgemeinen generell nicht gefährlich (sofern einigermaßen korrekt ausgeführt) sondern im Gegenteil äußerst nützlich.
Auch
Aber immer und grundsätzlich lehne ich stereotypes Fitnesscenter-Training total ab.
Vor allem mit steigendem Alter, um bspw. (vorzeitigem) Knochenabbau [sic] vorzubeugen
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man eine Stelle möglichst emotionsfrei spielen möchte, dann lohnt es sich durchaus, sie mit einem Finger zu spielen.
@Tastatula ...hättest du den 2222-Fingersatz gehört??? ...oder hört man da ohne neugieriges gucken einfach nur passende molto eguale staccato-Skalen?

Was du bzgl "emotionslos" schreibst, halte ich für Unsinn. Ganz grundlos hab ich die WoO 80 Terzen nicht erwähnt: da spielt man natürlich cresc-dim mit der Höhenkurve der Terzen. In Beethoven op.2 Nr.3 darf man dann mit 125 cresc dasselbe machen, in einem "etwas aufwändigeren" ;-) russischen Tanz (dieser nicht vom Ludwig, sondern vom Igor) dann mit 1235.
Kurzum gibt es mehr als genug Abschnitte in der Klaviermusik, in welchen man denselben Finger oder denselben Griff ganz doll oft hintereinander einsetzt, und das alles andere als stur emotionslos.
 
:dizzy::dizzy:
ernstgemeinte Frage: gibt es einen besonderen Grund für den interessanten "Fingersatz" an dieser Stelle?
Der nächste Finger war angesagt gewesen, bis das Moralamt kam.

Im Ernst: ich mache das nicht, wenn keine Kamera läuft. "Les Buffons" halt. Ich will, dass es albern klingt, und wenn es auch dazu albern aussehen kann, noch besser.
Mit Gleichheit hat es nicht zu tun – die Töne habe ich da doch stark ungleich gespielt (Akzent auf jedem 2. Ton, oder später links mit übertriebenen Crescendi).

Liszt brachte übrigens oft ein gesangliches Portato mit dem Fingersatz 4-4-4-4 in Verbindung.
 

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