Getrenntüben kann immer nur etwas GELEGENTLICH Sinnvolles sein.
Muss ein Schüler oft oder immer erst getrennt üben, so ist im bisherigen Unterrichts- bzw. Lernverlauf etwas schiefgelaufen. Ein angemessener und zweckmäßiger Unterrichts- und Lernverlauf beinhaltet u.a., dass Schwierigkeitsgrad der Stücke, Notenlesefähigkeit und Auffassungsfähigkeit (hörmäßig / kognitiv) gemeinsam ansteigen, so dass Getrenntüben nur ausnahmsweise erforderlich ist.
Hier haben wir wieder die von mir und anderen wiederholt gegeißelte Crux: Heutige Klavierspieler, insbesondere erwachsene Amateure, spielen zu oft Stücke, die in bezug auf die obengenannten 3 Faktoren nicht ihrem eigentlichen Lernstand entsprechen, sondern weiiit darüber stehen. Dies führt nicht nur zu Getrenntüben (da könnte man ja noch sagen "na gut, solange am Ende das Richtige dabei rauskommt, was soll's"), sondern vor allem zu absolut mangelhafter musikalischer Auffassung, zu "buchstabierendem", "unmusikalischem", nicht audiomotorischem Spiel, das, wenn man ehrlich ist, sich keiner gerne anhören mag; außerdem zu unverhältnismäßig hohem Übeaufwand für jedes Stück, bis man es überhaupt einigermaßen durchkriegt (eigentlich soll der längste Übeaufwand nur für die letzten 20% sein, wo man noch an der Interpretation feilt, damit es richtig klasse klingt und aufführungsreif ist). Man denkt dann typischerweise "naja, ich bin halt nicht begabt und außerdem ja auch schon zu alt, also kann es nicht besser werden". Im Grunde etwas tragisch...
Meine erste Antwort im Thread war natürlich extra so formuliert, wie es die Hasenbein-Kritiker gerne hätten, sozusagen eine Selbstkarikatur
Inhaltlich natürlich schon so gemeint