Enttäuschung Schülervorspiel

Ist vielleicht eine Frage der Ansprüche, @EMoll.

Was ist denn fehlerfrei? Alle Töne getroffen? Alle Töne im richtigen Rhythmus getroffen? Alle Töne richtig artikuliert, so dass es mehr wurde als nur Töne?

Und wieviel Sicherheit und Zufriedenheit muss der "Pianist" ausstrahlen, dass es einen guten Eindruck macht?

@hasenbein wie ist das mit Erwachsenen Schülern, üben die Deiner Meinung nach auch weniger in den letzten Jahren oder bezogen sich deine Aussagen auf Kinder/Jugendliche?
 
Erwachsene Schüler üben fast immer wenig, und dann auch noch meist ausgesprochen falsch.
Ausnahme einige Rentner oder andere viel Tagesfreizeit Habende.
Bei den Rentnern ist dann aber nicht die Übemenge, sondern die nachlassende körperlich-geistige Leistungsfähigkeit das Hindernis.
Erwachsene im mittleren Alter haben in aller Regel zu wenig Zeit und auch zu wenig Ruhe (vor allem wenn sie Kinder haben).
 
Es ist auch oft eine völlig falsche Vorstellung verbreitet unter den Zuhörenden. Beispiel: Meine Schülerin erzählte, ihre Bürokollegin meinte zu ihr: "Du hast doch jetzt schon 4 Jahre Unterricht, müsstest Du es nicht langsam mal können?"
Oder beliebte Frage der Schüler: "Waaaas? DU übst immer noch??"
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube , ein Riesenproblem bei diesen Vorspielen ist auch das irrsinnige Lampenfieber. Nie in meinem beruflichen Leben (incl Vorträge vor mehreren hundert Leuten) habe ich wieder so ein intensives Gefühl der Aufgeregtheit erlebt. Daher stimmt es schon, dass man besser etwas 150%ig sitzendes spielt, was man möglichst auswendig kann, dann aber doch mit Noten spielen sollte (besteht ja die Gefahr des Blackout .-- alles schon gehabt).

Ein Problem ist auch, dass sich neue Stücke eben nicht mal nur in wenigen Wochen perfekt einstudieren lassen - bei mir zumindest nicht . Ich brauchte immer Monate bis Jahre, bis etwas richtig, richtig gut saß.

Dass das Üben zu kurz kommt stimmt auch - dazu kommt, dass man eigentlich nach einem langen Tag nicht mehr abends kontrolliert üben kann. Das geht am besten gleich morgens. Ich arbeite Gott sei Dank von zu Hause - da kann ich mir das einteilen ;)
 
Erwachsene Schüler üben fast immer wenig, und dann auch noch meist ausgesprochen falsch.
Ausnahme einige Rentner oder andere viel Tagesfreizeit Habende.
Bei den Rentnern ist dann aber nicht die Übemenge, sondern die nachlassende körperlich-geistige Leistungsfähigkeit das Hindernis.
Erwachsene im mittleren Alter haben in aller Regel zu wenig Zeit und auch zu wenig Ruhe (vor allem wenn sie Kinder haben).

Ich gebe zu, ich bin überrascht. Beim Erwachsenen, der sich einen Klavierlehrer nimmt, wäre ich davon ausgegangen, dass er vor der Stundennahme sein Zeitmanagement überdenkt und die Uebungszeit einberechnet, - denn auch der beste Klavierlehrer kann die nicht ersetzen:)

Klavierspielen und KInder vertragen sich in meinem speziellen Fall besser als ich erwartet hab. Aber ich habe auch keine Mühe Samstags und oder Sonntags um 6 Uhr mit einer Tasse Kaffee (die braucht's aber!) vor dem Klavier (mit silent) zu sitzen. Und all die Abende, die man die Kids um 7 im Bett hat aber nicht weg kann, weil man allein daheim ist, eignen sich auch hervorragend. Fernsehen ist blöder:)

Am Ende ist alles immer eine Frage der Prioritäten;)
 
Verblüffend viele Erwachsene gehen das Thema "Unterricht nehmen" mit viel zu emotionalem Überschwang und mit weltfremden Ideen in bezug auf mögliche Übezeiten und mögliche Resultate an.

Vermutlich weil ihnen ihr Leben zu öde vorkommt - der Job ein Hamsterrad, zu Hause die anstrengenden Gören und ein/e Partner/in, mit der/dem kaum noch "was läuft". Da kann man schon mal in den "Soll's DAS schon gewesen sein?"-Groove geraten und typisch midlife-crisige Beschäftigungen aufnehmen. Dazu gehört halt auch der Klavierunterricht, dessen Ergebnisse und Auswirkungen auf Wohlbefinden und Selbstwertgefühl man als realitätsfern großartig imaginiert.

Und dann kommt nach ca. wenigen Monaten der typische Erwachsenen-Schüler-Katzenjammer, weil gemerkt wird, dass man bei weitem nicht so viel zum Üben kommt wie gedacht und auch bei weitem nicht so motiviert ist dazu wie erhofft, weil das Üben nun mal die meiste Zeit kein Riesenspaß ist, sondern einfach Konzentration.

Jeder, der Erwachsene unterrichtet, weiß, dass diese typischen Selbstzweifel-Gespräche ("Ich weiß nicht, ob das Sinn mit mir macht, ich bin vermutlich doch schon zu alt, sonst würde ich ja schneller vorankommen, und außerdem kommt SO oft was dazwischen, so dass ich wieder nicht üben kann") das absolute Erwachsenunterrichts-Standardprogramm Nr.1 sind.

LG,
Hasenbein
 
Ach Hasi, solltest mehr aktive Clavioten unterrichten, da hörst du sowas nicht so oft. :-D
 
Erwachsene Schüler üben fast immer wenig, und dann auch noch meist ausgesprochen falsch.
Ausnahme einige Rentner oder andere viel Tagesfreizeit Habende.
Bei den Rentnern ist dann aber nicht die Übemenge, sondern die nachlassende körperlich-geistige Leistungsfähigkeit das Hindernis.
Erwachsene im mittleren Alter haben in aller Regel zu wenig Zeit und auch zu wenig Ruhe (vor allem wenn sie Kinder haben).

Leider ist es eben so, dass im mittleren Alter die Belastung sehr hoch sein kann. Beruf, Familie, Hausbau, Trennungen, Patchwork-Familien etc. Und nach einem 10-Stunden-Arbeitstag, dem Organisieren der Pflege für die kranken Eltern und dem Ausdiskutieren familiärer Probleme bleibt eben nicht viel Energie zum Üben.

Jeder, der Erwachsene unterrichtet, weiß, dass diese typischen Selbstzweifel-Gespräche ("Ich weiß nicht, ob das Sinn mit mir macht, ich bin vermutlich doch schon zu alt, sonst würde ich ja schneller vorankommen, und außerdem kommt SO oft was dazwischen, so dass ich wieder nicht üben kann") das absolute Erwachsenunterrichts-Standardprogramm Nr.1 sind.

Vielleicht sind sie einfach wirklich zu alt. Nicht weil das Alter per se ein Problem wäre, sondern weil man in dem Alter in einer Lebenssituation steckt, die es im Allgemeinen nicht zulässt, solch hohen regelmäßigen zeitlichen Aufwand betreiben zu können.
 
Und dann kommt nach ca. wenigen Monaten der typische Erwachsenen-Schüler-Katzenjammer, weil gemerkt wird, dass man bei weitem nicht so viel zum Üben kommt wie gedacht und auch bei weitem nicht so motiviert ist dazu wie erhofft, weil das Üben nun mal die meiste Zeit kein Riesenspaß ist, sondern einfach Konzentration.

Jeder, der Erwachsene unterrichtet, weiß, dass diese typischen Selbstzweifel-Gespräche ("Ich weiß nicht, ob das Sinn mit mir macht, ich bin vermutlich doch schon zu alt, sonst würde ich ja schneller vorankommen, und außerdem kommt SO oft was dazwischen, so dass ich wieder nicht üben kann") das absolute Erwachsenunterrichts-Standardprogramm Nr.1 sind.
Und wenn man dem Üben die nötige Zeit und Priorität einräumt, wird man ziemlich schnell als "klavierverrückt" eingestuft. Dabei nehme ich nicht einmal Unterricht.

Es gibt heutzutage viel zu viel Ablenkung. Ständig mit der ganzen Welt verbunden, ohne das Haus verlassen zu müssen - das gab es zur Hoch-Zeit des europäischen Klavierbaus nicht. Der Bundesbürger sieht durchschnittlich fünf Stunden täglich fern. Und nun tippt er nebenbei auch noch auf dem Smartphone herum. So ein Klavier, welches mindestens eine Stunde täglich exklusiv Aufmerksamkeit fordert - das ist aus einer anderen Welt.
 
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nach einem 10-Stunden-Arbeitstag,

...

Nicht weil das Alter per se ein Problem wäre, sondern weil man in dem Alter in einer Lebenssituation steckt, die es im Allgemeinen nicht zulässt, solch hohen regelmäßigen zeitlichen Aufwand betreiben zu können.

Da würde ich mich fragen: Warum manövriert man sich - das meiste von dem was du beschreibst ist ja in der Regel nicht komplett von außen oktroyiert - dann in so eine Lebenssituation, wenn einem diese nicht einmal Raum für ein wenig Beschäftigung mit einem selbst gewählten Gegenstand lässt? Da scheint die Diagnose von @hasenbein schon recht zutreffend.
 

Es ist auch oft eine völlig falsche Vorstellung verbreitet unter den Zuhörenden. Beispiel: Meine Schülerin erzählte, ihre Bürokollegin meinte zu ihr: "Du hast doch jetzt schon 4 Jahre Unterricht, müsstest Du es nicht langsam mal können?"
Oder beliebte Frage der Schüler: "Waaaas? DU übst immer noch??"
Da hast du absolut recht. Wenn die nur wüssten, welche Arbeit da drin steckt. Wenn jemand nach 1.5 Jahren Klavierunterricht mit Noten von einem komplexen Stück ankommt und sagt spiel mir das bitte mal vor, fragt man sich schon, was sich diese Leute dabei denken. Man sollte so jemandem mal eine einfache Aufgabe erteilen, wie zum Beispiel eine Tonleiter zu spielen, dann würde er vielleicht mal sehen, dass schon so eine einfache Aufgabe gar nicht so einfach ist, wie sie zunächst scheint. :-)

Ansonsten denke ich, dass viele Erwachsene auch zu ungeduldig sind. Das war und ist bei mir teilweise auch noch so. Mittlerweile nehme ich alles aber schon viel gelassener und versuche mich dabei in allen Bereichen etwas weiterzubilden. Vor ein paar Tagen habe ich sogar angefangen zu singen :angst:, da ich mittlerweile zum Schluss gekommen bin, dass dies für die Tonvorstellung unerlässlich ist.
 
Da würde ich mich fragen: Warum manövriert man sich - das meiste von dem was du beschreibst ist ja in der Regel nicht komplett von außen oktroyiert - dann in so eine Lebenssituation, wenn einem diese nicht einmal Raum für ein wenig Beschäftigung mit einem selbst gewählten Gegenstand lässt?
Der Kredit für den Picket-Fence-Traum im Speckgürtel zahlt sich nicht von selbst ab. Da wird es schwer, der Angetrauten zu erklären, warum jemand jetzt mit einigen hundert Euro weniger nach Hause kommt. Der Boss sieht das auch nicht gern, da ist die Karriereleiter dann schnell mal komplett zu Ende.

Also muß der Klavierlehrer herhalten, um bei der Suche nach dem Lebenssinn zu helfen...
 
Da würde ich mich fragen: Warum manövriert man sich - das meiste von dem was du beschreibst ist ja in der Regel nicht komplett von außen oktroyiert - dann in so eine Lebenssituation, wenn einem diese nicht einmal Raum für ein wenig Beschäftigung mit einem selbst gewählten Gegenstand lässt?
Mein Beispiel war etwas plakativ, aber durchaus anzutreffen in meinem Freundeskreis.

Der Druck im Beruf wächst in vielen Bereichen, ohne dass es Alternativen gäbe. Wieviel Arbeit die Kinder machen, liegt auch nicht immer in der eigenen Hand und wenn dann Angehörige schwer erkranken, ist das Maß schnell voll.

Und da hat man sich nicht unbedingt selbst hineinmanövriert.
 
Der Kredit für den Picket-Fence-Traum im Speckgürtel zahlt sich nicht von selbst ab. Da wird es schwer, der Angetrauten zu erklären, warum jemand jetzt mit einigen hundert Euro weniger nach Hause kommt. Der Boss sieht das auch nicht gern, da ist die Karriereleiter dann schnell mal komplett zu Ende.

Ist das WIRKLICH der Traum von IRGENDjemandem??
In so einer Spießersiedlung dahinzuleben und immer das Unkraut jäten zu müssen, weil sonst die Nachbarn meckern? Und einen langweiligen Bürojob zu haben, in dem man "Karriere" macht, indem man von irgendeinem Arschloch, das man nicht mag, mehr Kohle und mehr Arbeit zugewiesen bekommt?

Nein, träumen tut davon doch sicherlich niemand. Sondern Leute, die so leben, machen das, weil sie der Ansicht sind, es sei für sie und die Kinder doch das Beste und "Sicherste".
So ein Leben ist ein Zeichen von Phantasielosigkeit und Angst.

LG,
Hasenbein
 
Ich denke, wenn man das wirklich will und die Prioritäten so setzt, kann man täglich eine Stunde Klavier üben.

Man muss dann halt u. U. sehr diszipliniert sein, ggf. vor der Arbeit üben, Glotze auslassen, die Nächte am WE nicht durchmachen, nicht mehrmals im Jahr verreisen, möglichst keine weiteren Hobbys pflegen als die notwendige Bewegung (Sport), nicht zu viel auf Clavio lesen, etc. Freundschaften können dann eben auch nicht immer gepflegt werden. Im Familienleben muss man sich auch einig sein, dass einem diese Zeit am Tag zusteht. Auch ein Verzicht auf "Karriere" kann notwendig sein, wobei die meisten sowieso nur eher durchschnittlich erfolgreich sind; in vielen Jobs gibt es inzwischen Teilzeitarbeitsmöglichkeiten.

Man sieht hier im Forum Beispiele, wo es funktioniert und ein Freund von mir mit reichlich Überstunden und Nachwuchs kriegt es auch hin. Das mag anders sein, wenn man beruflich so stark engagiert ist, dass fast eh schon keine Zeit mehr bleibt man also eh für den Beruf lebt und das Klavierspiel sowieso nur nebensächlich ist, oder man sich das Leben in anderen Bereichen so eingerichtet hat, dass die notwendige Zeit fehlt oder man in einer Krise ist, in der man seinem Dasein im Klavierspiel wie oben erwähnt einen Sinn zu verschaffen erhofft, anstatt das Klavierspiel aus einer inneren Motivation für selbst ausgeführte Klaviermusik hervorgeht. Natürlich gibt es Ausnahmen. Und Ausreden.
 
Ist das WIRKLICH der Traum von IRGENDjemandem??
In so einer Spießersiedlung dahinzuleben und immer das Unkraut jäten zu müssen, weil sonst die Nachbarn meckern? Und einen langweiligen Bürojob zu haben, in dem man "Karriere" macht, indem man von irgendeinem Arschloch, das man nicht mag, mehr Kohle und mehr Arbeit zugewiesen bekommt?

Nein, träumen tut davon doch sicherlich niemand. Sondern Leute, die so leben, machen das, weil sie der Ansicht sind, es sei für sie und die Kinder doch das Beste und "Sicherste".
So ein Leben ist ein Zeichen von Phantasielosigkeit und Angst.

Na ja...wenn ich schau wie oft wir im Frühling/Sommer auf der Terasse sitzen, auf den Garten blicken und beide in voller Überzeugung sagen: "Boah, ist das toll." ...dann ist das für manche einfach wirklich nicht so furchtbar wie Du das darstellst.
Auch viele Nachbarn fühlen sich sichtbar wohl mit Haus und Garten. Nicht jeder kann die Lebensmodelle des anderen nachvollziehen. Wenn ich mal zurückdenke, wie ich als Student gelebt habe und das auch toll fand :)
Im Job gilt wie immer, Augen auf bei der Berufswahl & in der Schule abundzu aufpassen *g* Dann muss man auch nicht Deinem Cliche eines Bürojobs zum Opfer fallen.
So...und nun zocken...WOW-Addon-Stress schlaucht grad voll - hehe
 
Ach, was ist denn das dann für ein Scheißleben. Jede Minute durchgetaktet.

Man braucht auch Freiraum, bei dem nicht feststeht, was man da machen muss, und in dem man auch mal "sinnlos" rumdaddeln kann.

Rumdaddeln kann man sonntags. :-D

Natürlich braucht man auch Zeit, wo man sich nicht konzentrieren muss und einfach abhängt oder sonst was macht. Wichtig ist da, die richtige Balance zu halten.

Wenn ich zu wenig geübt habe, stelle ich hinterher fest, dass ich halt zu viel vorm TV hing, etc. Wenn ich z. B. sonntags "Presseclub" gesehen habe, brauche ich abends nicht noch "Anne Will" und "Maybritt I.", obwohl es mich oft interessiert, aber inhaltlich wiederholt.

Aber manchmal muss man halt je nach Situation überlegen, ob man Klavierspielen sein lässt oder mit wenig üben zufrieden ist oder in anderen Bereichen zurücksteckt. Hier gibt es ja auch viele, die neben Klavierspiel noch Zweitinstrument, Reiten, Angeln, Segeln, Motorrad fahren, an Klavieren basteln, Klaviere sammeln, Gleitschirmfliegen oder ähnlich zeitintensive Hobbys betreiben.
 

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