Vorbereitung für Schülervorspiel

Dann ist es entweder zu schwer für dich oder du musst langsamer spielen.

Diese Aussage finde ich entschieden zu pauschal.

Sehr oft sind Fehler Ergebnis davon, dass die Aufmerksamkeit* ganz kurz nicht (genügend) vorhanden ist. Man ist einfach abgelenkt.

Ein Fehler bedeutet nicht automatisch, dass man mit einem Stück überfordert ist.
Und auch langsames Spiel ist kein Allheilmittel.

(*Mit dem Problem habe ich zu kämpfen, weil ich im Beruf eine ganz andere Art von Aufmerksamkeit brauche als beim Klavierspielen.)
 
Solange nicht Geld gesammelt wird, damit er dadurch aufhört...

:lol: :cry2:

Tatsächlich habe ich in einem Laden verschiedene Klaviere ausprobiert, als ich letztes Jahr mein Klavier gekauft habe. Da habe ich nicht mehr Fehler gemacht als zuhause, eher weniger.

Vielleicht sind es wirklich Konzentrationsprobleme.

Ich werde mal alle Tipps anwenden:
- leichtes Stück suchen
- analysieren
- auswendig lernen (die Noten, nicht die Finger)
- langsam, ohne Fehler üben
- nur solange ich mich konzentrieren kann üben
- auf musikalischen Ausdruck statt Fehler achten
- aufnehmen

Das Buch von Gieseking ist unterwegs, da finde ich sicher noch mehr Hinweise.

Danke euch!
 
Dann ist es entweder zu schwer für dich oder du musst langsamer spielen.
Ist doch wohl mehr eine Frage der Konzentration. Ich meine mir geht es nicht anders und vorgespielt habe ich noch nirgends. Doch wenn ich lese etwa 10%, dann sieht das bei mir nicht viel anders aus.
Trotzdem komme ich in höchstens 10 % fehlerfrei durch.
Zweimal klappt es, beim dritten Mal wieder nicht. Bei mir zumindest. Deshalb bin ich dazu übergegangen, weniger pro Tag zu wiederholen, nach dem etwas sitzt und so lange es sitzt. Nur dabei sich dann vornehmen, auf etwas anderes beim Üben zu achten, z.B. weniger auf die Klaviatur zu blicken und schon klappt es wieder nicht.

Was aber mit der Zeit besser wurde, nicht nach jedem kleinen Patzer hinausfliegen. Einfach weiterspielen lässt sich auch üben.
 
Stimmt, das habe ich in dem von @DonMias verlinkten Faden gelesen. Das Weiterspielen nach einem Fehler muss ich auch üben.
 
Lieber Robert M.

schau mal hier im Archiv: https://www.clavio.de/threads/lampenfieber-vorspielen-auswendig-aufnehmen.19679/#post-385827 . Da sind gute Tipps dabei! Man kann sich so gut vorbereiten, dass man eine Art Sicherheitsnetz spannt, das einen bei Pannen auffängt. :)

Dann ist auch der Sitz wichtig - bei Stress neigt man dazu, sich quasi am Klavier festzuhalten, nach vorne zu gehen mit dem Oberkörper und sich damit in eine ungünstige Sitz- und Ausgangsposition zu bringen. Kopf aufrecht, Bodenkontakt der Füße, Atemübungen (tief ein- und ausatmen, bevor man dran ist), bewusste Entspannung.... können helfen.

Vielleicht hilft es auch, sich klar zu machen, dass die sog. "Fehler", vor denen sich viele fürchten, nur die Tonhöhe betreffen! Ein falscher Ton ist einfach nur eine falsche Tonhöhe. Dieser Ton kann aber trotzdem in Klang, Dynamik, Timing etc. genau richtig sein und das ist tatsächlich viel wichtiger. Sog. "Verspieler", wie ich die Tonhöhenfehler manchmal nenne, werden aus meiner Sicht vollkommen überbewertet, denn sie verändern die musikalische Aussage nur wenig, wenn sie nicht gerade in Massen auftreten.

Oft werden sie vom Publikum sogar kaum wahrgenommen, haha!

Bedenke immer, dass ihr euer Spiel von einer ganz anderen Warte wahrnehmt als das Publikum. Ihr habt euch lange mit dem Stück beschäftigt, kennt es gut. Das Publikum hat es vielleicht noch nie oder nur wenige Male gehört, ist auch oft nicht vom Fach.

Das Publikum will vorwiegend auch keinen fehlerlosen Vortrag, sondern es will berührt werden! Es will was erleben, es will von der Musik gepackt werden, es will lauschen, fühlen, mit allen Emotionen dabei sein. Beethoven sagte: "Eine falsche Note zu spielen ist unwichtig, aber ohne Leidenschaft zu spielen, ist unverzeihlich!" Also, wie hier auch schon gesagt wurde: sich auf die musikalische Aussage konzentrieren, auf das, was DU mit deinem Stück verbindest, auf das, was du sagen willst.

Mach dir auch klar, dass Üben und Vorspielen zwei ganz unterschiedliche Dinge sind. Der wichtigste Unterschied: beim Vorspiel pfuschen, was das Zeug hält. The show must go on! :004:Beim Üben bitte nicht! :003: Aber beim Vorspielen muss man agieren wie ein Schauspieler: bloß nichts anmerken lassen, egal wie groß die Katastrophe ist. :003: Rubinstein war ja bekannt für seine relativ vielen falschen Töne in Konzerten und er sagte sinngemäß, dass er nach einem falschen Ton sich bemühen würde, so schön zu spielen, dass das Publikum den falschen Ton sofort wieder vergäße.

Außerdem sollte man vielleicht das Wort "vorspielen" ersetzen durch z.B. "musizieren" oder "Konzert spielen" o.ä.. "Vor-spielen" suggeriert, dass man VOR etwas sitzt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und wer macht das schon gerne! Ich begreife und empfinde das ganz anders:

ich bin nicht allein beim Konzert, sondern da ist zum einen das Instrument, das mir hilft. Es arbeitet mit mir zusammen, ist mein Partner. Dann ist da das Stück, das mir hilft und über den Klang den Kontakt mit dem Publikum herstellt. Zum dritten ist da das Publikum, das mir Resonanz gibt und genauso mitbeteiligt am Konzerterlebnis. Und zuletzt gibt es den Raum, in dem die Klänge schwingen.

Ich bin also nicht VOR dem Publikum, sondern eher mittendrin! Der Klang entsteht unter meinen Händen, gelangt zu meinen Ohren und den Ohren des Publikums, klingt durch den ganzen Raum, wird reflektiert an den Wänden, kehrt wieder zurück und löst in uns allen etwas Wunderbares, eine große Vielfalt an Emotionen aus. Wir erleben gemeinsam die klangliche Entstehung eines Stücks, eines musikalischen Kunstwerks.

Dazu mache dich weit und frei. Lieber größere als kleiner Bewegungen, schaff dir Raum mit deinen Armen und deinem Atem.

Und zum Schluss: du kannst auf viel Verständnis deiner Zuhörer rechnen! Das ganze mit Humor und wenig Druck zu betrachten, kann helfen. Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg!!!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ergänzung: jeden Tag zu Beginn des Übens das Stück ohne Einspielen (Kaltstart) durchspielen, dabei und vorher mental sich die Konzertsituation vorstellen, sich also richtig nervös machen.

Nach dem Üben das Stück NICHT mehr durchspielen! Hintergrund: das Letzte, was wir mit dem Stück tun, wird gespeichert und nachts verarbeitet. Wir wollen das "Richtige" speichern und hören deshalb immer mit dem "Richtigen" auf und nicht mit dem Fehlerhaften!
 
Ich glaube, man muss sich beim Vorspielen klar machen, was da passiert und was nicht. Da sitzt keine Prüfungskommission, die nach Fehlern sucht. Das ist auch kein Audit, wo geguckt wird, was alles schief läuft. Da sind normalerweise musikliebabende Leute, die einem wohl gesonnen sind und sich freuen, dass sie zuhören dürfen. Und man selber darf sich freuen, denen etwas zeigen zu können. Betrachte sie alle als Deine Freunde, nicht als Fremde. Auf die Weise kann man eigentlich recht entspannt an die Sache herangehen und das Thema Publikum als negativen Einfluss deutlich kleiner machen. Ich hab bald 30 Jahre nicht mehr Musik vorgespielt, aber halte viele Vorträge und das Rezept klappt so recht gut. Ich hab Spass, weil ich merke, dass ich etwas erzählen kann, was die anderen interssiert.

Ein Stück beherrschen sollte man natürlich trotzdem, wenn man es spielen will, ob man es nun ein letztes Mal abschließend für sich allein zu Hause spielt oder vor Publikum. Wenn man jedes 2. Mal rausfliegt, ist der Status wohl noch nicht erreicht. Da gilt es die Schwachstellen zu finden und zu eleminieren. Meist sind das am Ende ja nur noch wenige Stellen im Stück, da bringt es wenig, immer wieder das ganze Stück zu spielen, konzentrier dich auf die kritischen Stellen und die Übergänge.
 
konzentrier dich auf die kritischen Stellen und die Übergänge.
Das würde sich aber nur aufs Üben beziehen, bis man sicher durchkommt. Danach sind es doch eher Sachen, wie ein Staubfussel, der da plötzlich ins Auge fällt, an zu nerven fängt und schon ist man draußen. Sollte jetzt nur ein Beispiel sein. Bei einem Vorspiel, da mag ich gar nicht daran denken, was sich da noch alles an Konzentrationsproblemen einstellen könnte.
 
Nach dem Üben das Stück NICHT mehr durchspielen! Hintergrund: das Letzte, was wir mit dem Stück tun, wird gespeichert und nachts verarbeitet. Wir wollen das "Richtige" speichern und hören deshalb immer mit dem "Richtigen" auf und nicht mit dem Fehlerhaften!
Interessant, diese Idee, und durchaus logisch. Mir geht es allerdings so, dass ich nach ausgiebigem Auseinandernehmen immer das dringende Bedürfnis habe, das Puzzle jetzt zusammenzusetzen und die Kiste "zuzumachen". Das heißt: Mehrfach durchspielen, damit sich alles zusammenfügt und zurecht rutscht. Allerdings natürlich unter der Voraussetzung, dass ich möglichst wenig Fehler mache (was ob der ausführlichen Auseinandersetzung bzw. Wieder-Zusammensetzung anzunehmen ist).
 

Mehrfach durchspielen, damit sich alles zusammenfügt und zurecht rutscht.
Deine Vorgehensweise widerspricht doch der Vorgehensweise von @chiarina eigentlich nicht, Du hörst doch auch damit auf, wie es nach Deinen Vorstellungen richtig sein sollte. Eigentlich richte ich mich auch danach, nur bei dem, was man neu begonnen hat zu üben, wird man ja sich an den ersten Tagen auch dann zum Schlafen hinlegen, wenn es noch nicht fehlerfrei sitzt. Einige Tage könnte es somit schon dauern, ehe man beruhigt einschlafen kann.
 
Als Jugendliche bekam ich von meiner Lehrerin zum Vorspiel auf den Weg (sinngemäß): Nicht du bist das Opfer, sondern die Zuhörer, die sind nämlich gezwungen zuzuhören!:teufel:
 
Ich komme fast nie fehlerfrei durch ein Stück, selbst wenn ich es sehr oft geübt habe (vermutlich falsch geübt).
Dazu fällt mir eine Antwort von @rolf ein.
Für das hören ist die Melodie primär der individuellste Part - wie mehrere schon erwähnt hatten, hilft für das notenfreie spielen der Melodie, wenn man sie für sich zusätzlich individualisiert (Text unterlegen, gefühlige Stimmungen assoziieren usw)
Also, sich eine Melodie so oft wie möglich vorher anhören, sollte klar sein. Aber, falls es ein Werk erlaubt, dieses mit Text zu unterlegen, dann hättest Du etwas, was Du innerlich mitsingen könntest, um im Fluss zu bleiben und ordnest Tönen noch Silben zu.
 
@chiarina: danke für den Link und die ausführlichen Antworten! Das hilft mir sehr, die ganze Sache anders zu betrachten. Ich werde schon beim Einüben darauf achten.

@Stilblüte und @Ralph_hh: ich ahne, wenn ich das so lese und mein Üben ehrlich betrachte, was ich falsch mache. Ich nehme mir zwar immer vor, nur die kritischen Stellen zu üben, aber weil die leichten schöner und angenehmer zu spielen sind, spiele ich die häufiger als die kritischen, um die ich mich frustriert etwas drücke. Vielleicht hilft da ein konsequentes Protokoll, um den Selbstbetrug zu beenden. :014:
 
Vielleicht hilft da ein konsequentes Protokoll, um den Selbstbetrug zu beenden.
Ein vereinfachtes Protokoll lege ich mir für jeden Titel an und vielmehr brauchte es gar nicht sein. Was man noch verbessern möchte, daran erinnert man sich eigentlich auch ohne Protokoll. Oder Du könntest eine ähnliche Liste im Querformat verwenden und noch um eine Spalte für kurze Bemerkungen erweitern.

liste-01.jpg
 
Wenn jetzt noch das Üben protokolliert wird.... auweia.
@Melegrian: Wer macht die Striche denn, sitzt jemand daneben oder unterbrichst du bei jedem Fehler dafür?
 
Am 10. 3. hast Du entweder besoffen gespielt oder einfach doppelt so lang?
 

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