Hallo Viola!
KLs wie Rolf sind eben auf eine andere Zielgruppe spezialisiert....
Was du damit meinst, dass es respektlos sei, dass Interpretationen von Amateuren für die Fachwelt uninteressant sind, verstehe ich nicht. Könntest du bitte erklären, wie du das meinst?
Viele Grüße!
Rolf Zielgruppe ist mir völlig klar, doch er erkennt nicht, dass das mit dem Kerngeschäft "Klavierunterricht" eben höchstens 5% zu tun hat. Das kann man m.E. nicht zum Maßstab aller Dinge machen.
Wenn wir mal Rolf nehmen stellvertretend für "die Fachwelt": was zählt da wirklich am Ende des Tages... was will das interessierte und informierte Publikum wirklich hören: nur geniale Spitzenleistungen möglichst mit einem Hauch provozierender Individualität.
Das kann ich in sofern gut nachvollziehen als dass mich die Alla Turca gespielt von Konzertpianisten XY absolut nicht (mehr) interessiert.
Doch eines übersieht die Fachwelt dabei geflissentlich: die wirkliche Bedeutung von selbst gespielter Musik im nicht High-End-Bereich!
Ich habe mal 10 mitteldurchschnittliche Schüler auf eigenen Wunsch zu Jugend Musiziert entwickelt, aus Spaß. Allen war klar, dass sie so im Mittelfeld abschneiden würden, es gab dann so zwischen 15 und 19 Punkte. Alle meine Probanden haben sich tierisch gefreut!! Der olympische Gedanke: dabei sein ist alles! war wichtig. Die Beschäftigung mit der Musik war wichtig. Die zielorientierte Entwicklung der eigenen Fähigkeiten war wichtig. Ohne Ziel... keine Entwicklung. Bei der Punkteverteilung dann großer Jubel bei allen, Fotosessions, Glückwünsche, Blumen, Umarmungen etc. Das war in unserer Ecke der Fall.
In der anderen Ecke weinten die Sieger mit 24 Punkten und erster Preis OHNE Zulassung zum Landeswettbewerb. Enttäuschte Eltern, versteinerte Klavierpädagoginnen.
Ich musste schmunzeln ob dieser Diskrepanz. Doch das war nicht das Härteste! Es gibt die Möglichkeit ein persönliches Gespräch mit den Juroren zu führen! Natürlich wollten alle meine Leute mit den Juroren sprechen! Ich ging mit rein, das darf man. Eisige Atmosphäre, betretenes Schweigen. Meine fröhlichen Kinder ganz ungeniert das Gespräch eröffnend mit fröhlicher Selbstkritik und dankbarer Haltung, wenigstens einige Punkte erhalten zu haben.
Doch dann: Eine ausgesprochene unfreundliche Proffesorin einer östlichen Musikhochschule eröffnete mit starkem russischen Akzent mit einer Schimpftirade das Gespräch: wie man denn dermaßen ihre Zeit mit solchen Beiträgen verplempern könne, Beiträge, die KEINERLEI Aussicht auf den ersten Preis vermuten ließen! Das wäre eine bodenlose Frechheit, solche Leute überhaupt auf das Podium zu lassen, die sollten sich lieber ganz vom Klavierspielen fern halten, so schlecht würden sie spielen! Der Vorsitzende der Komission äußerte sich ähnlich, nur höflicher. Dann der Gastgebende Musikschulleiter: er wäre sehr froh, dass es sich hier nicht um Schüler seiner Musikschule gehandelt hätte, das wäre ihm doch sehr peinlich gewesen.
Ich habe nur laut gelacht, habe den olympischen Gedanken erklärt, die wichtige Bedeutung dieser Teilnahme für MEINE Kinder, die Bedeutung des Musizierens vor Fachpublikum versus Laien und die Erziehung eines fachkundigen Laientum zwecks zukünftiger Generationen von Konzertbesuchern. Ich bin dann ähnlich "ausfallend" geworden aber nur im Tonfall. Ähnlich wie der Musikschulleiter bin ich aufgestanden und habe mit dem Zeigefinger vor den Juroren herum gefuchtelt doch dann diese Geste schnell als albern tituliert.
WAS stört denn die Damen und Herren der Fachwelt so sehr an "minderwertigen" Ausführungen von Musik... da fehlte hier mal ein Ton und dort war mal eine falsche Abbiegung, eine Wiederholung wurde im Eifer des Gefechtes vergessen, ohhh böse böse... das darf nicht passieren!!!!!! Hallo?
Warum kann das Fachpublikum da nicht ein weniger gnädig sein und muss alles, was nicht die 2,40 springt aussortieren?!?
So long