Super, Ihr gebt mir ganz viele Anregungen zum Nachdenken!
Ich antworte mal von hinten her.
@ Dilettant. Ja, mir ist das "persönliche Spielerlebnis" wichtig. Ich strebe keine öffentlichen Auftritte an. Mir macht es einfach Spaß, tolle Stücke zu spielen. Mir macht es sogar Spaß, stundenlang an drei Takten zu feilen. (ist ja nicht so, als flöge mir das alles zu, im Gegenteil...)
@ Jonathan/Gernot. Der Raum, in dem das Instrument stehen soll, ist ca. 45 qm groß. Darin steht bislang nur eine kleine Couch, ein kleiner Tisch, das Stagepiano und mein Klavier. Das Klavier ist ein englisches Barrat & Robinson aus 1979. Es wurde durch einen Klavierbauer saniert und hat einen (nach meinem Empfinden) wirklich schönen Klang - strahlend und warm zugleich. Es ist zwischen den verschiedenen Lagen aber nicht ausgewogen. Man kann es mittellaut spielen und es klingt gut. Im Fortebereich ist der Bass unverhältnismäßig laut gegenüber der Mittellage und der Diskant wird kläglich, undifferenziert und horribile dictu: irgendwie splitternd. Im Piano/Pianissimo bei gleichzeitigem Legato wird alles heikel - ist zwar nach der "Restauration" deutlich, deutlich besser geworden, aber manche Töne bleiben dann auch schon mal stumm, so dass man sie etwas dezidierter anschlagen muss. Der angesprochene Übergangsbereich zwischen den verschieden verlaufenden Saiten ist mit einem Störgeräusch verbunden, das sich zwar in mehreren Regulations-Sitzungen minimieren ließ, aber nicht restlos beseitigen. Die Anschlagssituation (Steighöhe der Hämmer und "Tiefe" des Auslösepunktes) konnte durch einige Tricks verbessert werden, ist aber mechanisch ausgereizt.
Die genannte C-Dur Sonate habe ich in meinem kleinen Repertoire. Sie war mein "erstes richtiges" Stück. *herzchen* Elise habe ich früher auch mal gespielt, aber ... nee, nicht Elise...
@ Lotusblume. Da ich mitnichten zu den Könnern gehöre, hätte ich gern ein Instrument, dass mir ein bisschen entgegenkommt und meine Schwächen verzeiht und ggf. besser aussehen lässt. ;) Beispiel diese Etüde Op 10/3: Alles piano, alles Legato, und die schöne Melodie ganz zart gegen oft drei tiefere "Begleittöne". Dies umzusetzen, ist auf meinem nicht ganz ausgewogenen Klavier möglich, aber man muss höllisch aufpassen - geistige Kapazitäten, die durch Mechanikprobleme absorbiert werden und die an anderer Stelle fehlen. Die hochwertigen Instrumente, die ich angespielt habe, machen´s einfach, ohne Diskussion. Das heißt, man kann sich dann mehr aufs Spiel und die Ausgestaltung des Stückes konzentrieren, als die mechanischen ... Problemchen des Instruments auszutricksen. Im Reitsport war immer meine Devise: Wenn man schon nicht perfekt reitet, sollte wenigstens die Ausrüstung perfekt sein. Lässt sich ganz gut aufs Klavierspielen übertragen. ;)
@ Fisherman. Bach. Oh ja. Einige Inventiönchen kann ich noch von früher. Die Anna Magdalena sowieso. Das waren auch die einzigen Noten, die aus meiner Kindheit übrig geblieben waren und mit denen ich vor fünf Monaten wieder eingestiegen bin. Der Verbleib von Bartok und Czerny ist unbekannt, vielleicht haben wir die irgendwann mal verschenkt, niemand weiß es - liegt alles Jahrzehnte zurück.
Mein Bruder (der mit dem Yamaha-Flügel), der um Welten besser spielt als ich, der aber leider am anderen Ende der Republik wohnt, sagte gestern am Telefon auf seine pragmatische Art: Du willst ein gutes Klavier spielen, nicht suchen - wenn Dir der Concert 8 gefällt, nimm ihn, mach Mietkauf, und wenn er dann doch nicht der richtige sein sollte, geht er wieder zurück und Du nimmst ein anderes Instrument.
Cool, oder?