@Rheinkultur Wie bist Du eigentlich zu Stockhausen gekommen? wie lange hast Du das geübt -Wow!
Nach meiner Erfahrung ist der Arbeitsaufwand mit zweckmäßigen Einstudierungstechniken nicht größer als bei anspruchsvoller Literatur früherer Zeiten. Ansonsten hatte ich Literatur von J.S. Bach, L.v. Beethoven und R. Schumann im Programm. Für den Stockhausen hatte ich eine Art Impulschoreographie ausgearbeitet und ein Tonband mit angesagten Taktschlägen in den jeweils gültigen Tempi vorbereitet: Metronom auf das ermittelte Tempo eingestellt, Aufnahmegerät gestartet, die Taktschläge bis zum nächsten Tempowechsel laut angesagt, Aufnahme anschließend gestoppt, nächsten Schnipsel im neuen Tempo aufgenommen... - auf dieses Band werden die Einzeltöne und Klänge beim Spielen am Instrument solange synchron bezogen, bis man diese Abfolgen verinnerlicht hat und man die akustische Unterstützung nicht mehr braucht. Heute würde ich eine solche "Klickspur" mit meiner Notensatzsoftware viel schneller und zuverlässiger selbst erstellen können. Es ergibt sich mit der Gewöhnung an solche Einstudierungstechniken bald eine unglaublich spannungsgeladene Klangrede, die mich persönlich ebenso fasziniert wie beispielsweise melodisch großdimensionierte Spannungsbögen in einer Bruckner-Sinfonie.
Da erinnere ich mich an ein Kammerorchesterprojekt aus der eigenen Studienzeit: "Das Lied der Waldtaube" in einer Fassung des Komponisten für Salonorchester. Neben einem Klavierpart ist ein Part für Harmonium vorgesehen - ich hatte die Aufgabe, diesen zu spielen.
Damit etwas zum Thema dabei ist: Eine befreundete Bestatterin gestaltet mit ihrem Bestattungsinstitut nicht nur auf den Friedhöfen der Umgebung Trauerfeiern, sondern besitzt auch selbst im Hause eine Trauerhalle. Nun hat sie sich von ihrer in die Jahre gekommenen elektrischen Sakralorgel getrennt und stattdessen ihren privaten Grotrian-Steinweg-Salonflügel in die Halle gestellt. In den letzten Jahren engagiert sie sich immer häufiger für wohltätige Zwecke und organisiert auch Veranstaltungen, die nicht nur mit Tod und Trauer zu tun haben sollen. Sobald es nach dem Corona-Lockdown wieder zu verantworten ist, möchte sie einen musikalischen Nachmittag mit Kaffee, Kuchen und natürlich viel Beethoven organisieren und den Erlös einem lokalen Projekt zukommen lassen. Eine befreundete Sopranistin vom Opernhaus hat sich zur Teilnahme bereiterklärt; allerdings möchte ich auch andere 2020er-Jubilare musikalisch zu Wort kommen lassen und nicht ausschließlich Beethoven spielen. Nicht nur für Komponisten interessant - auch Friedrich Hölderlins 250. Geburtstag könnte man feiern, von dem es allerlei Vertonungen gibt. Auch Operettenkomponisten wie Lehár und Franz von Suppé haben runde Jubiläen zu vermelden. Ich gehe mal davon aus, dass ich eine Auswahl von Beethovens Bagatellen im Programm haben werde - vielleicht lässt sich da etwas aussondern, das in diesem Faden Platz finden könnte.
LG von Rheinkultur