Chancen auf Karriere als Pianist

  • Ersteller des Themas Rachmaninov06
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Auch wenn es nüchtern betrachtet, unvernünftig erscheint, würde ich hier @mick vollends zustimmen wollen.
Ist es nicht so, dass in künstlerischen Berufen vor allem diejenigen Erfolg haben und Herausstechendes leisten, die sich mit Haut und Haar Ihrer Leidenschaft verschreiben?
Die sich keine Hintertür frei halten?
Was natürlich trotzdem keine (wirtschaftliche) Erfolgsgarantie ist.

Ich schätze, von denen fahren allerdings mehr erfolgreich Taxi als erfolgreich auf der Bühne zu sein. Ich will das ja gar nicht schlecht reden, aber um erfolgreich zu sein genügt es einfach nicht, gut und leidenschaftlich zu sein.
 
Vor zwanzig Jahren habe ich genau vor der Entscheidung gestanden. Ich musste mir eingestehen, dass ich einfach nicht gut genug für eine Pianistenkarriere
Ja, eine gesunde Selbsteinschätzung ist sicherlich nicht das Schlechteste.
Ich hatte ja hier vor einiger Zeit das Beispiel von dem Pianisten (etliche gewonnene Jugendpreise..) gebracht, der mit einem Musikstipendium aus den USA zum Studieren nach D gekommen war.
Das war in den 80ern.
Der hat dann während des Studiums umgesattelt und Informatik studiert.
Kontakt hab ich keinen, aber ich vermute, ihm geht es wirtschaftlich besser, als mit der alternativen Pianistenkarriere
 
Ich würde jedem raten, Abitur zu machen. Dann stehen einem später viele Chancen offen.
Außerdem qualifiziert der Musikerberuf in sehr hohem Maße in vielen Schlüsselqualifikationen, die später gefragt sind.
 
Alle anderen unterrichten, korrepetieren usw. und haben ab und zu einen Auftritt - meist dann auch nicht als Solist oder Gefeatureter, sondern als Teil eines Ensembles oder Begleiter.

Was ist ein Gefeatureter? Ich gestehe, ich habe das Wort noch nie gehört und finde den Begriff im WWW nicht.

In vielen Studiengängen gibt es Studenten die Senioren (Rentner) sind. Gibt es so etwas auch in der Musik?
 
In vielen Studiengängen gibt es Studenten die Senioren (Rentner) sind. Gibt es so etwas auch in der Musik?

Nicht in den künstlerischen Fächern, da gibt es Altersbeschränkungen (meist glaube ich Ende 20,vielleicht noch 30). Die wenigen Plätze sollen mit Studenten besetzt werden, die tatsächlich auch das Zeug haben, davon leben zu können (daher auch die echt harten Aufnahmeprüfungen; mit anderen Eignungsprüfungen VOR Beginn einer Ausbildung nicht zu vergleichen).
 
Danke! Nun bin ich schlauer. :idee:
 
Es ist immer ein individueller Abwägungsprozess nötig. Für jemanden wie z.B. @mick wäre es Zeitverschwendung, dem Studium eine Lehre vorzuschieben

Eine sehr gute Lösung ist es auch, wenn man den Realschulabschluss (auf dem Gymnasium) und dann eine Ausbildung macht, mit der man die Fachhochschulreife erreicht. Dann kann man immer noch Musik studieren (bei überdurchschnittlicher Begabung reicht auch meist schon der Hauptschulabschluss),ist genauso alt wie nach dem Abitur und hat schon eine Ausbildung.
 
Eine sehr gute Lösung ist es auch, wenn man den Realschulabschluss (auf dem Gymnasium) und dann eine Ausbildung macht, mit der man die Fachhochschulreife erreicht. Dann kann man immer noch Musik studieren (bei überdurchschnittlicher Begabung reicht auch meist schon der Hauptschulabschluss),ist genauso alt wie nach dem Abitur und hat schon eine Ausbildung.

Auf's Abitur zu verzichten, das halte ich für eine absolute Schnapsidee. Zumal ich keinen überdurchschnittlich begabten Musiker kenne, der nicht auch in seinen schulischen Leistungen überdurchschnittlich ist bzw. war.

Zudem kann man neben der Schule bereits an einer Musikhochschule studieren; neben einer Berufsausbildung wird das wohl kaum möglich sein.
 
Zumal ich keinen überdurchschnittlich begabten Musiker kenne, der nicht auch in seinen schulischen Leistungen überdurchschnittlich ist bzw. war.
Dem kann ich mich anschließen.

Zudem kann man neben der Schule bereits an einer Musikhochschule studieren; neben einer Berufsausbildung wird das wohl kaum möglich sein.

Ich meine auch nicht während der Berufsausbildung, sondern danach. Klar ist das keine Lösung für besonders hochbegabte Musiker, jedoch eine für die, die noch eine Absicherung haben wollen. Und das vor dem Studium, ohne dass man zu alt für dieses ist. Nebenbei hat man dann auch noch die Fachhochschulreife.
 

Dem kann ich mich anschließen.



Ich meine auch nicht während der Berufsausbildung, sondern danach. Klar ist das keine Lösung für besonders hochbegabte Musiker, jedoch eine für die, die noch eine Absicherung haben wollen. Und das vor dem Studium, ohne dass man zu alt für dieses ist. Nebenbei hat man dann auch noch die Fachhochschulreife.
Das geht doch völlig an der Realität vorbei. Erstens werden 99% der Menschen, die sich für ein Musikstudium interessieren auch ein ganz normales Abitur und nicht nur eine Fachhochschulreife machen wollen und zweitens muss man sich auf eine Aufnahmeprüfung gut vorbereiten. Ob man dafür während einer Ausbildung Zeit und Nerven hat, wage ich zu bezweifeln.
LG,
NaMu
 
Auf's Abitur zu verzichten, das halte ich für eine absolute Schnapsidee. Zumal ich keinen überdurchschnittlich begabten Musiker kenne, der nicht auch in seinen schulischen Leistungen überdurchschnittlich ist bzw. war.
Das Abitur soll zur Studierfähigkeit in unterschiedlichsten Fachrichtungen führen - es gibt keine bessere Möglichkeit, Allgemeinbildung auf hohem Niveau mitzunehmen, auch wenn man sich im Studium auf andere Richtungen spezialisiert. Übrigens wird als Voraussetzung für eine Förderung von vielen Stipendien vergebenden Institutionen neben hervorragenden Leistungen in der gewählten Fachrichtung auch eine solide Basis auf anderen Gebieten vorausgesetzt. Bereitschaft zum wissenschaftlichen Arbeiten ist generell zentraler Bestandteil einer akademischen Ausbildung. Allerdings muss ich einräumen, dass ich nur ein einigermaßen gutes, aber kein hervorragendes Abitur gemacht habe. Eine Bekannte, die in der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. an verantwortlicher Stelle tätig war, bemerkte dazu trocken "also ein typisches Höchstbegabten-Abitur". Nun gut, ich wusste, dass ich keinen N.C.-Studiengang belegen würde und eine Kopie des Abiturzeugnisses landete in der Verwaltung der Hochschule, an der ich mein Erststudium absolvierte, unbesehen in einem Aktenordner. Vielleicht hat mich damals die Studienstiftung des Deutschen Volkes zweimal abgelehnt, weil das Abiturzeugnis nicht so brillant war, wer weiß? Der Dekan und Vertrauensdozent meiner Hochschule (ich wurde später im Berufsverband sein Nachfolger) sagte zu mir hinter vorgehaltener Hand, man glaube dort, an "meiner" Hochschule würden nur "nicht förderungswürdige Idioten" ausgebildet, vielleicht sollte ich mal zu einer anderen Hochschule mit besserem Ruf wechseln? Wie dem auch sei: zu Förderung kam ich auf anderem Wege und heute, so viele Jahre später, ist das ohnehin egal. Der Kirchenmusiker meiner Heimatgemeinde erhielt seine hauptamtliche Stelle bereits als Zwanzigjähriger, nachdem er nach der Mittleren Reife bereits mit dem Kirchenmusikstudium begonnen und aufs Abitur verzichtet hatte. Heute sagt er frei heraus, nichts fehle ihm mehr als das nicht abgelegte Abitur; er stelle bei sich bis auf den heutigen Tag in vielerlei Hinsicht gewaltige Lücken auf allen möglichen Gebieten fest und könne sich dafür heute in den A... treten...!

LG von Rheinkultur
 
Magst Du mir erklären, warum das so ist? Ich stehe da gerade auf dem Schlauch...
In dem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb in einem völlig übersättigten Marktsegment spielt auch das Einstiegsalter eine wesentliche Rolle. Erst bei einer laufenden Karriere ist das Älterwerden dann als Teil des Reifungsprozesses von Vorteil: je länger Du dabei bist, desto reifer und abgeklärter gestaltest Du, desto größer ist die Marktpräsenz, desto mehr hast Du von der Kulturwelt gesehen, desto vielschichtiger ist Dein "Netzwerk" beschaffen - aber vorher gilt es erst mal, rein zu kommen! Jüngere gelten zugleich als "besser formbar", als eher in der Lage, nochmal eine ungewöhnliche Karrierelösung zu finden - während der ältere Einsteiger schon gewaltig unter Zeitdruck steht.

LG von Rheinkultur
 
Perfektionsmaschinen z.B. aus Korea üben großen Druck aus.

Klar, aber das hat ja erstmal nichts mit dem Alter per se zu tun.

Jüngere gelten zugleich als "besser formbar",

Ok, das ist ein Punkt.

als eher in der Lage, nochmal eine ungewöhnliche Karrierelösung zu finden

Das ist doch aber eine Frage, die nur der Student mit sich selbst abmachen muss. Oder nicht?

- während der ältere Einsteiger schon gewaltig unter Zeitdruck steht.

Wo kommt der Druck her? Es ist doch im künstlerischen Bereich eher weniger so, dass dann irgendwann der Personalchef beim Bewerbungsgespräch fragt, womit derjenige denn so viel Zeit verbummelt hat und ob er denn weiter so zu bummeln gedenke...?
 
Es ist eine Tatsache, dass Musikhochschulen je nach Studiengang Altersgrenzen in ihren Aufnahmebedingungen festlegen. Wenn man die überschritten hat, wird eine Bewerbung gar nicht erst angenommen. Und wenn man darunter liegt, werden bei gleicher Leistung in der AP jüngere Bewerber bevorzugt; aus Gründen, die @Rheinkultur bereits dargelegt hat.

An meiner Hochschule dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass man mit über 20 noch in einem instrumentalen Studiengang landen kann (sofern man nicht schon in einem anderen Fach Musik studiert hat), bei ungefähr Null liegen. Sänger haben etwas bessere Chancen, aber spätestens mit 24 ist da auch Schluss. Es gibt einfach viel zu viele Jüngere, die unglaublich gut sind.
 
Sänger haben etwas bessere Chancen, aber spätestens mit 24 ist da auch Schluss. Es gibt einfach viel zu viele Jüngere, die unglaublich gut sind.
Bei den Sängern spielt eine wesentliche Rolle, ob es ein Potenzial für das dramatische respektive Heldenfach gibt, das mit zwanzig Jahren nicht voll ausgebildet vorliegen kann. Da unterstellt man noch Reifungsprozesse, die man freilich nicht untätig abwartet. Bei den leichten lyrischen Stimmfächern setzt der ebenso massive Verdrängungswettbewerb bereits in der ersten Hälfte der Zwanziger ein. Unglaublich, wie gnadenlos brutal es auf dem Markt zugeht, da bleibt kaum Zeit, auch nur kleinste Krisen durchzustehen. Da wird Nachwuchs geradezu verheizt - und es gibt genügend Leute, die funktionieren, da ihnen nichts anderes übrigbleibt. Wenn da einer auf der Strecke bleibt, sind immer noch genügend andere da, die den Platz einnehmen können. Das muss man im Hinterkopf behalten und sich dann selbstkritisch fragen, ob man immer noch diesen steinigen Weg nach oben gehen will.

LG von Rheinkultur
 
Naja, es gibt denke ich noch einen entscheidenden Faktor, bzw. sehr entscheidende weitere Faktoren: Intelligenz, Eigenständigkeit, Kreativität und Vielseitigkeit.

Klar ist: Wenn man Mitte 20 ist, ein instrumentales Hauptfach studieren will, nur am Standardrepetoire interessiert ist und sich einzig und allein mit dem Klavierspiel beschäftigen will, dann hat man einerseits geringe Chancen auf einen Studienplatz und andererseits auch geringe Chancen, mit der Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Weil: Besser Klavierspielen können nunmal sehr viele.

Anders sieht es meines Erachtens aus, wenn man musikalisch (und auch außermusikalisch) breit interessiert ist, man eigene Projekte und Ideen verwirklicht, Interesse daran hat nach Nischen zu suchen (und diese auch zu finden) und auch bereit (und dazu geeignet) ist, anderen musikalische Tätigkeiten als dem Klavierspiel auf möglichst hohem Niveau nachzugehen und auch bereit ist sich innerhalb der Musik umzuorientieren.

In der letzten Kategorie kenne ich einige Instrumentalstudenten, die nun zum Teil Musiktheorie studieren (und eine Hochschullehrerlaufbahn anstreben), an der Schule sind, mittlerweile Orchester und Chöre leiten (und ihr Instrument gar nicht mehr spielen), Kompositionsaufträge erbringen, unterrichten, ... . Allesamt haben sie gemeinsam, dass sie von der Musik gut leben können und auch Spaß daran haben. Auch kenne ich ein paar Pianisten, die ihre Nische in der neuen Musik gefunden haben und durch ihre hohe Experimentierfreunde immer wieder musikalische Projekte ans Land ziehen (CD-Projekte und Ersteinspielungen von Komponisten, ...) und sich damit zusätzlich zum Unterrichten ein wirklich sehr interessantes Künstlerportfolio aufbauen. Der Extremfall ist ein (verhältnismäßig bekannter) Musiker, den ich nun nicht namentlich nenne, der eigentlich Geige studiert hat, aber mittlerweile als Professor für Klavierkammermusik an einer Hochschule als Pianist lehrt.

Die Frage die man sich stellen sollte ist also auch: Bin ich am Klavierspiel oder an der Musik im Allgemeinen interessiert? Habe ich Spaß daran vieles (Generalbass, Korrepitition, Ensembleleitung, Musiktheorie, Gehörbildung, Musikpädagogik, Konzertmanagment, Musikgeschichte, Komponieren ...) auszuprobieren und so gut wie möglich zu lernen/kennenzulernen?

Wenn die Antwort auf diese Frage "Nein" lautet und man kein Genie ist, ist das Musikstudium wohl keine gute Idee. Aber wenn die Antwort auf diese Frage "Ja" lautet, ist ein Klavierstudium ja vielleicht der richtige Ausgangspunkt für einen interessanten Lebensweg in der Musik.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einzige Ausnahme: Tenöre. Unglaublich, wie viele schlechte/mäßige Tenöre beständig gebucht werden. Es gibt einfach so wenige.
 

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