Bösendörfer vs. Bechstein – Kundendienst

  • Ersteller des Themas Marlene
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Der Filz wird hieinverflochten, um das Mitschwingen dieser sogenannten "Anhanglängen" zu unterbinden, die den Ton stören könnten.

Eine Saite hat mehrere Abschnitte:

1- Stimmnagel bis Agraffe oder Silie
2- Agraffe bis Steg: das ist die, auf die es ankommt, die "klingende Länge" (speaking length)
3- Auf dem Steg/ von Steg bis zum Anhangstift

oder 3- noch unterteilt: 3a - Steg bis Duplex-Keil, 3b- hinterm Keil bis zum Anhangstift

Normalerweise legten Klavierbauer die vorderen und hinteren Längen still, um ein Mitschwingen zu unterbinden. Das ist zwar leise, weil es nur die Saite selber ist , die da schwingt, keine Resonanzfläche.

Das andere Konzept aber ist, diese Längen auszunutzen. Sie gezielt von den Längenunterteilungen so auszulegen, dass diese Längen Obertöne zum Grundton machen und ihn bereichern. Das hat Theo Steinweg ab ca. 1870 ausbaldowert, teils zusammen mit dem Physiker und frühen Akustiker von Helmholz in Berlin. Das nennt sich heute "Duplex-Skala".

Wenn das gemacht wird, wird der Teil hinter dem Steg auch noch "gestimmt", entweder mit einer Art Treppe aus Keilchen, oder sogar mit Einzelkeilen wie bei Fazioli und bei den Steinway-Konzertflügeln der Typen "Style IV", "V" und "Centennial D" bis ca. 1881. Der letzte Saitenabschnitt vorm Anhangstift wird wieder mit Filz gedämpft.
 
Hallo,

ich habe mich missverständlich ausgedrückt: ich meinte nicht primär die Qualität der Instrumente, sondern das Thema "Kundenfreundlichkeit" und den Umgang mit signalisiertem oder nicht-signalisiertem Kaufinteresse. War wohl blöd formuliert von mir. Macht nichts, hat sich eh erledigt, da es zu keinem weiteren Kontakt gekommen ist.

@ fisherman: in München steht (fast neben dem Hofbräuhaus) ein Klavierhaus mit Bösendorfer und Blüthner Vertretung. Natürlich nur Neu- oder Neustinstrumente. Im Austellungsraum kann man quasi von einem Klavierhocker aus gleichzeitig Bösendorfer und Blüthner Flügel anspielen. Beides hat in mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das gilt aber auch für die einige Straßen weiter angesiedelte Bechstein, Fazioli und Yamaha Vertretung und das wenige Kilometer entfernte Steinway-Haus. Der einizige Flügel, der bei mir glänzende Augen verursachte, steht jetzt bei mir zu Hause. Aber ich bin keine Maßstab, da mein Herz nunmal ausnahmslos für alte Flügel schlägt und ich gerade auf der Suche nach einem Anti-Flügel bin: einem Clavichord. Das disqualifiziert mich also endgültig, rund um das Thema "Neuer (Semi-)Konzertflügel" mitzureden :D

@ Marlene: komm` bloß nicht auf die Idee, du müsstest dich hier für den Flügelkauf rechtfertigen und uns irgendetwas über deine Beweggründe erzählen. Das geht uns nämlich wirklich nichts an ;)

LG, Sesam
 
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Ergänzung zum Duplex: man kann probieren und nachmessen.

Die hinteren Anhanglängen "Steg bis Keil" sind ein ganzzahliger Teiler der "Sprechenden Länge" Agraffe bis Steg. Die Hälfte, ein Drittel, ein Viertel. ZB Sprechende Länge 800 mm vorn, dann wird oft der Duplex hinten 400 mm oder 200 mm haben, also eine oder zwei Oktaven höher mitschwingen. Ausprobieren: Anzupfen!

Oder über der Oktave liegt eine Quinte. Je nachdem, was der Klavierkonstrukteur wollte, oder wieviel Platz er in diesem Bereich gerade hat.. Das ist das sogenannte "scaling", das edelste Tätigkeitsfeld eines Klavierkonstrukteurs: die geometrische und schwingungstechnische Auslegung der Saitenfelder.

Die hintere Anhanglänge steht unter gleicher Spannung, bei gleicher Drahtdicke und gleichem Material. Also was soll sie anderes machen, als um ihr Längenverhältnis schneller, mit höherer Frequenz mitzuschwingen. Die hintere Anhanglänge wird sogar ihre Schwingung "von hinten" an den Steg los - das hört man, wenn dahinein kein Filzband verwoben ist.

Manche Klavierbauer verzichten aber darauf und setzen alles andere als die schwingende Hauptlänge per Filz still. Die streben ein weniger obertonreiches Klangspektrum an, eher ein grundtöniges.
 
@Sesam
Ich habe alles gesagt, vielleicht schon (wieder) zu viel.

@Fisherman
Avatar geändert, wie man sieht (dieser, weil in Marlene's Augen das magischste Bauteil der Rahmen ist und anhand des Kapodasters ein Bösendorfer erkennbar ist...)
 
@ Marlene: komm` bloß nicht auf die Idee, du müsstest dich hier für den Flügelkauf rechtfertigen und uns irgendetwas über deine Beweggründe erzählen. Das geht uns nämlich wirklich nichts an

Müssen natürlich nicht, aber der vermutlich esoterische, lebensgeschichtliche oder wie auch immer geartete Hintergrund bzw. die Motivation einer solchen Anschaffung von Marlene Horowitz wäre wohl das Interessanteste zum Thema.
Mir persönlich leuchtet es weder ra- noch emotional so richtig ein (obwohl ich auch mehrere Gitarren besitze).

Man sollte sich fragen: Braucht man das? Eat this: Postwachstumsökonomie Prof. Niko Paech - Teil 1 - YouTube
 
Bleibt noch die Frage: Was ist der Rahmenfilz?

@ Renato...: DEn Kapo seh ich gar nicht, sehr wohl aber das außergewöhnliche Rotgold vom Bösen. Zweitschönster Rahmenlack;-)

@ Sesam: Ich versteh Dich ;-)
 
Nun sei mir nicht böse: Du schickst dich gerade an, einen substantiellen Beitrag dazu zu leisten.

Keine Sorge, ich werde mich hier abmelden, dann seid ihr wieder unter euch. Ich hab selten ein so beschränktes Forum erlebt.

Marlene, viel Spaß mit Deinem Flügel! Mich hätten dennoch Deine höheren Ziele interessiert, schade, dass Du sie nicht schreiben magst.
 
Nochmal zum Auto - Flügel - Vergleich:

Meine These ist, dass heute die Prio 1 nicht mehr das Klavier ist, vor 100 Jahren rangierte ein Klavier auf den vorderen Plätzen der Prioliste. Da wurde in diesen Wirtschaftszweig viel ausgegeben. Also konnte da gut verdient werden, also arbeitete man damals VIELLEICHT besser / genauer etc. bessere Materialien und so.

Heute ist der Markt kleiner, man muss Rationalisieren. Das Geld geht heute in andere Märkte, einer davon ist - so vermute ich - der Automobilmarkt.

Das kann man doch so sagen, oder?
 
@Verdi: Ja - aber das Auto ist wirklich nur ein Punkt. Vor 100 Jahren hatte man nicht allzuviele Möglichkeiten, im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen in Zerstreuung zu investieren. Heute gibt es Reisen, Sport, Hifi, TIV, Computer und, und und... Da ist eigentlich verständlich, dass man kein Jahresgehalt mehr aufbringen kann und will.
 

Bleibt noch die Frage: Was ist der Rahmenfilz?

Ich habe den Rahmenfilz erwähnt und meines Wissens ist es der Filzstreifen, der direkt hinter den Stimmwirbeln zwischen Saiten und Gussstahlrahmen liegt. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Den Kapo seh ich gar nicht, sehr wohl aber das außergewöhnliche Rotgold vom Bösen. Zweitschönster Rahmenlack.

Der Kapodaster ist das mit vielen Schrauben angebrachte separat gegossene Teil - unten im Avatar zu sehen. Und in der Tat – die Farbe ist wirklich schön. Auch in der Reihenfolge gebe ich Dir Recht. Bechstein hat die schönste, wie ich finde.
 
Ich hab selten ein so beschränktes Forum erlebt.
Nun, ich verliere selten die Contenance, aber jetzt hab ich gerade Lust dazu! Daher meine Gegenfrage ans Forum: Dürfen wir von einer Saftschubse auf alle schließen? Ich bitte Clavio-1, die werte Dame zu verwarnen. Sie hat soeben das gesamte Forum beleidigt.
 
Fisherman, das wird wohl nix mit Clavio-1. Auf meine Anfrage, warum man die Themenüberschrift nicht korrigieren kann wenn man sich vertippt hat (wie ich oder die "Hütschmerzen") und auf meine Bitte meinem Fehler evtl. zu korrigieren, kam leider keine Reaktion. Vielleicht aus Zeitmangel...
 
In mir keimt der Verdacht, dass, wenn wir um die "höheren Ziele" wüßten, keiner mehr mit Marlene tauschen wollte - trotz Bösendorfer.

MfG

Wolfgang
 
Und in der Tat – die Farbe ist wirklich schön. Auch in der Reihenfolge gebe ich Dir Recht. Bechstein hat die schönste, wie ich finde.
Hah! ;-) Niemals! ;-) Die schönste ist das reine, leuchtend-strahlende Gold von S&S. Und das hat nun nichts mit der Marke zu tun, sondern mit der Aussage dieser Farbe. Gold. Punkt. Edel. Keine fremder "individualisierender" (Farb)ton. Nur strahlen ... Ist wie bei Schmuck: Rotgold mag faszinierender sein, Platin teurer. Klassisch schlicht und einfach ist: Gelbgold. (Weißgold ist schon wieder so ein Halbprotz-Understatement... "Ich weiß dass ich Gold trage, sollen die anderen nur an Silber denken..." - Darum wird Weißgold auch gerne mit fetten Steinen in die "erkennbare" Liga gehievt ;-)).

Marlene, ich weiß jetzt gar nicht sicher, wie das Gold von B. ist;-) - ich habe da so ein "grünstichig-schmutziges" im Kopf, wie bei meinem Feurich... Mach mal Fotos, wenn er da ist.
 
Marlene, ein Schreibfehler und die Beleidigung des gesamten Forums sind hoffentlich zwei paar Stiefel ;-)

@ Daedalus: Nimms nicht persönlich, aber wir sollten unsere Vermutungen bezügl. Marlene und auch anderer Clavionisten/innen für uns behalten und nicht zum Gegenstand öffentlicher Diskussion machen. Ich weiß, Du hast Dir dabei nichts Böses gedacht - eher das Gegenteil. Aber wenn jemand sein Privates für sich behält, sollten wir nicht laut vermuten.
 
Sorry, fisherman, dann habe ich die Beleidigung übersehen. Dann hast Du natürlich Recht.

Und - damit gebe ich nicht zu viel preis: Daedalus hat zwischen den Zeilen gelesen, wie ich vermute. Keiner würde mit mir tauschen wollen!
 
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Ich glaube, Marlene, das "wissen" inzwischen die meisten hier. Auch wenn es hier manchmal rauh zugeht: Empathie fehlt nur bei den wenigsten. Daumendrück und good vibes für Dich!
 
Leider habe ich es aber teilweise anders erlebt. Paradebeispiel: PianoCandle. Aber: Schwamm drüber.

Danke, fisherman, es kann nur noch besser werden. Es wird besser werden!
 
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