"Springen", vorfuehlen, dann erst anschlagen.
Habe ich bis vor nicht allzu langer Zeit ehrlich gesagt auch genauso gedacht und gelehrt.
Das Fühlen spielt ja auch in der Tat eine sehr wichtige Rolle.
Aber inzwischen ist mir verstärkt aufgegangen, wie extrem wichtig es ist, dass Spielbewegungen flüssig, geschmeidig und frei von Stockungen und Unterbrechungen sind.
Folgt man obiger Anweisung, dann ist aber nahezu unvermeidlich an der Stelle des Vorfühlens ein kurzer Bewegungs-Stopp!
Nicht gut, denn wenn man brav und sorgfältig so übt, programmiert man den Stopp mit ein!
Somit wird man wahrscheinlich 2 Probleme erhalten: 1) Die Stelle geht nur bis zu einem ziemlich geringen Maximaltempo; 2) Musikalisch wird es fragwürdig sein, weil sich kein wirklicher "Fluss" einstellen will, es mehr oder weniger nach "Einzelklängen" klingt.
Ich fokussiere mittlerweile beim Thema "Treffen" u.a. auf 3 Dinge (je nachdem, was ich merke, woran es bei dem Schüler gerade hapert):
1) SIEHT der Schüler wirklich in dem Moment sehr genau, welche Tasten er anschlagen will? Das ist nämlich oft nicht der Fall. Oft denken Schüler: "Naja, ich habe das ja jetzt einige Male geübt, also sollte ich doch "in der Hand" den "Griff" jetzt eingespeichert haben und daher richtig treffen." Solche völlig falschen Vorstellungen muss man aufspüren und eliminieren. Man muss immer TASTENzentriert denken, die Hand bzw. die Finger dürfen gewissermaßen nur am Rande eine Rolle spielen. Eine Aktion wird dann mühelos, flüssig und korrekt ausgeführt, wenn man auf das ZIEL der Aktion fokussiert ist, nicht jedoch auf die Bewegungsausführung.
2) Nicht die Finger "langen" nach den Tönen, sondern der Arm führt die Hand an die Stelle, wo gespielt werden soll. Viele Schüler spielen zu sehr so, als würden die Finger bzw. Fingerspitzen gewissermaßen führen und den Rest des Bewegungsapparates "mitziehen". Dadurch entstehen völlig unrunde, krampfige und unsichere Bewegungen.
Auch wird oft der Arm nicht (wie es die Physiologie vorgibt) in einem Bogen zum nächsten Akkord bewegt (deutlich insbesondere bei etwas weiteren Sprüngen), sondern krampfig in gerader Linie dicht an den Tasten "rübergerückt". Ganz schlecht.
3) RECHTZEITIG den nächsten Akkord SEHEN bzw. mit den Augen "anpeilen". Viele Schüler spielen erstmal was, und dann erst - wenn es eigentlich schon zu spät ist - überlegen sie bzw. gucken sie nach: "Öhm, was kommt denn jetzt als Nächstes?" Klar, dann sind wir natürlich in Stockungs-Hausen und von Musikmachen weit entfernt.
Mentales Üben ist übrigens an Stellen, wo mehrere Akkorde nacheinander gespielt werden sollen, ein sehr probates Mittel. Wenn man sich die "Griffbilder" der Akkorde sehr sicher und flüssig nacheinander vorstellen kann (das kann man vor dem Klavier sitzend machen), dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch (sofern man die anderen wichtigen Faktoren beachtet), dass man die Akkordfolge dann auch spielen kann.
Das Spieltempo sollte dann so sein, dass man OHNE Bewegungsstopp und ohne Hakeleien die Stelle locker bewältigt. (Ggf. den Ausschnitt aus dem Stück, den man versucht, zu spielen, verkleinern.)
Wie das genau aussieht und sich anfühlt, kann man nur im persönlichen Unterricht zeigen, aber ich hoffe, dass durch meine dürren Worte eine gewisse Vorahnung gegeben werden konnte.
LG,
Hasenbein