Dass allerdings die Gefolgsleute im 1. Aufzug in Uniformen herumlaufen, welche an das Dritte Reich erinnern, hat mir weniger gefallen - diese Idee finde ich wenig originell und sie ist überdies durch andere Inszenierungen schon "ausgelutscht"... :???:
abgesehen vom Status des "ausgelutsch seins" ist diese verkrampfte Inszenierungs"idee" bezogen auf eine Oper von 1848 auch ärgerlich blöde :D
ich hatte so einen Lohengrin mal gesehen, permanent dominierte ein Reichsadler als Hintergrund das Bühnenbild, der Chor, König Heinrich usw. waren in SS-Uniformen aufmarschiert... peinlich daran war, dass diese Inszenierung eben keinen Skandal zu schaffen vermochte, sondern lediglich als nutzloses Ärgernis abgetan wurde :D
viel interessanter bzgl. der
Rezeptionsgeschichte ist eine literarische Inszenierung des Lohengrin, und zwar in Heinrich Manns Roman
Der Untertan. Im Kaiserreich nach 1871 scheint der Lohengrin als patriotische Nationaloper aufgefasst worden zu sein, und Heinrich Mann kritisiert und verspottet diese Mißdeutung gekonnt. Natürlich gilt zu unterscheiden, was hat der Komponist geliefert und
was machen zu welcher Zeit mit welcher Intention die Leute daraus.
Elsa als Architektin leuchtet mir nicht so ganz ein - sie ist in der Handlung dieser Oper niemand, der etwas herstellt, sondern ein - freilich unschuldiges - Opfer; selbst der quasi gottgesandte Retter Lohengrin, der zurecht als melancholischer Held bezeichnet wird, kann da nur korrigieren - bleiben und weiter "an einem Haus bauen" ist ihm verwehrt. Ansonsten ist es in der Handlung bestenfalls König Heinrich, der "ein Haus baut", indem er Allianzen zur Abwehr der ungarischen Reiternomaden herstellt (und das ist sogar historisch belegt, die Schlacht am Lechfeld setzte dann der ungar. Expansion ein Ende)
erstaunlich, dass Wagner diese typisch romantische Oper (so auch die Gattungsbezeichnung) mit ihrem romantischen Geschichtsbild ausgerechnet in den Jahren der bürgerlichen Revolution komponierte;
erstaunlich, dass bzgl. der durchkomponierten "leitmotivischen" Form die parallel entstandene Oper La Traviata von Verdi dem Lohengrin sehr verwandt ist (innerlich verwandt - abgekupfert hatte da keiner vom anderen)
ich schau mir die Architekten-Elsa demnächst mal an: hab´s mir aufnehmen lassen.
Gruß, Rolf