spanische Walküre auf 3Sat
mit kaltem Weissbier, Knabbersachen, im Sessel/Sofa und Füße hoch :D --- und genau darauf hab ich mich seit Tagen gefreut!!!
so,
die spanische Walküre hab ich hinter mir, und weil sowas anregend ist (jedenfalls für uns daheim), haben wir dann noch ein paar zentrale Stellen im Vergleich gehört :D
insgesamt: es hat sich sehr gelohnt, diese Walküre zu betrachten und anzuhören!
erster Aufzug:
rundum hinreissend! ! !
ein glanzvoller und sensibler Siegmund, eine brillante Sieglinde und ein wie von Salminen gewohnt spitzenmäßiger Hunding.
faszinierende Bilder: die wagnerschen Germanen ein wenig "urzeitlich" getrimmt (Tätowierungen a la Ötzi, Bemalung, fellbehangen - aber keine lächerlichen Hörnerhelme etc.! Tolle Idee; ähnlich wie im "archäoligisch" inspirierten Chemnitzer Ring mit seinen Brakteaten-Kostümen // krasser Gegensatz dazu die high-tech-Weltesche mit allerhand Animationen, wunderbar ästhetisch der Buchstabenregen bei der Namensgebung "Siegmund, so nenn ich dich -- Siegmund heiss ich" usw)
fantastisch dirigierte "Ouvertüre" mit drive und Boulez-Tempo, danach die Sänger wunderbar getragen!!
also toll
zweiter Aufzug:
Orchestereinleitung (ein wildes Virtuosenstück!!) brillant!
Wotan: super!!!
Brünnhilde: leider eher schwächlich (sie muss die Oktavsprünge arg hochziehen... - solche gräßlich schwierigen Arien sind wohl doch nur Größen wie Nilsson und ganz besonders Jones vorbehalten! Das kann Janice Baird (die das bei gwynneth Jones gelernt hatte!) besser, z.B. im Chemnitzer Ring)
aber dann eine Sternstunde: der Dialog Wotan-Fricka auf absolutem Spitzenniveau!!!
Wotans Monolog: klasse!!!
Todverkündungsszene: leider unpoetisch bebildert, dazu eine eher gleichgültig wirkende Brünnhilde, die der magischen Musik nichts abgewinnen konnte... sher schade! Siegmund wie im 1. Akt sehr gut!
die tumultuösen Kampfszenen (pezzo concertato): klasse waren Siegmund, Hunding, Wotan, fantastische Sieglinde, leider eher unpräsente Brünnhilde
Bühnenbild/Inszenierung: ästhetisch, im besten Sinne bedenkenswert und sehenswert - aber nicht unproblematisch. Die Götterwelt mit science-fiction Effekten ist eine Anleihe bei Harry Kupfer, aber gepaart mit stilisierten pseudoantikisierenden Kostümen keine glücklich Wahl: es wirkt in Richtung unfreiwilliger Komik. Hinzu kommen die penetrant demonstrierten "Maschinen", welche die Götter als erhaben/erhoben hoch und runter hieven...
dritter Aufzug:
Walkürenritt als optisch furioses und sehenswertes high-tech Gewitter, musikalisch als gelungener reisser (oder wie Boulez es nennt: "verlässliches Schlachtross"), peinlich freilich (wie auch in Bayreuth) dass manche Nebenrollen das walkürenmotiv besser singen können als die Hauptrolle...
erschreckend: Sieglinde singt ihre große "italianita"-Stelle "oh herstes Wunder" (die ja später die Götterdämmerung beschließen wird!) in einem unmotivierten subito-Piano --- dergleichen leuchtet mir nicht ein... da wurde der schönste und emotionalste Affekt und Effekt verschenkt... sehr schade
überhaupt nachlassend: der lange Dialog Brünnhilde-Wotan geriet uneinheitlich
aber Wotan hat, trotz schwacher Brünnhilde, seinen großen Abschied wunderschön gesungen (gewiß nicht so einzigartig fantastisch, wie MacIntyre) und das tröstet
Bühnenbild/Kostüme/Effekte: hier wirkte da auf mich wie "ok, jetzt muss man halt weitermachen" - neues oder sinnvolles konnte ich nicht entnehmen, aber auf jeden Fall war ein ästhetisches Bild geboten (etwas unglücklich vielleicht der kaum als solcher kenntliche "Walkürenfeslsen")
die insgesamt prächtige und opulente Inszenierung hat einige wirklich schöne Bildmomente gehabt (ganz besonders überzeugend im ersten Aufzug), und wundervoll ist die Idee der Markierung mit Farbe als Kennzeichen für "dem Tod verfallen sein" in der Todverkündungsszene (ach, wäre das doch von Brünnhilde besser gesungen gewesen...!!!). Tolle Idee: die todkündende Walküre kennzeichnet den Helden Siegmund mit leuchtend blauer Farbe - wow, so einfach und sinnfällig!!
insgesamt halte ich bzgl. Walküre aber die Bayreuther Inszenierung von Tankred Dorst für besser.
soweit meine Eindrücke vom samstäglichen Fernsehabend :D
Gruß, Rolf