wobei ich oft den Eindruck habe dass die Inszenierungen Selbstinszenierungen der Regisseure sind und Musik, Komponist und Handlung gerne auf der Strecke bleiben wenn sich die Möglichkeit bietet die Story in die Kanalisation zu legen....
gottlob heisst "oft" nicht "immer"! Mittlerweile mehren sich auch die Zeichen, dass sich das Getue um das so genannte "Regietheater" überlebt hat.
allerdings gibt es Inszenierungen dieser Provenienz, die klasse sind:
Chareau: Ring des Nibelungen (1976!)
Kupfer: Ring des Nibelungen
sogar Kirchner/Rosalie: Ring des Nibelungen
Dorst: zumindest Rheingold und Walküre
Heiner Müller: Tristan (genial! wenn auch nach wie vor kontrovers)
Herheim: Parsifal
Herheim: Rosenkavalier (ganz neu - Premiere ist am 01.11.09)
natürlich gibt es auch idiotischen Sch****... :D - aber wo gibt´s das nicht?
Schlingensiefs Parsifal ist ein eklatanter Vertreter genau dieser (übrigens sehr selbstverliebten, da gebe ich Dir durchaus recht) Gattung; auch Flimms Ring war ziemlich deppert (aber was soll´s, da hatten Domingo und Meier gesungen: das tröstet über vieles hinweg!)
mir hat mal eine Inszenierung des Don Carlo sehr gefallen, wo die Inquisition quasi als stalinistische Geheimpolizei oder rumänische Securidas gestaltet war und eine Art metallenes Gefangenenlager betrieb - hatte Sinn gemacht; ok, der Kaiser etc. liefen in Anzug und Abendkleidern herum (na ja, wenn schon moderne Symbolbilder, dann freilich nicht in historischen Kostümen!)
es gibt auch gelungene "moderne" oder "aktualisierende" Inszenierungen - nur dann, wenn sich die Inszenierung gegen das Stück richtet oder schlimmer noch es verbessern will - dann hört der Spaß auf und die Lächerlichkeit beginnt. Tröstlich hierbei: am Ende sind weder Mozart, noch Verdi oder Wagner lächerlich, und die derzeit so unmäßig hoch gehandelten Regisseure fallen schnell der Vergessenheit anheim. Ergo: man messe Opern nicht an Inszenierungen!
Gruß, Rolf