Ach, ich weiß nicht, keine der vorgestellten Überlegungen zur Kunst überzeugt mich! Ich versuchs selber:
Kunst verleiht unserer Alltagswelt eine andere Sprache, als die, die wir selbst ständig hören und sprechen. Kunst ist als solche eben überhaupt nicht abgehoben oder irgendwie etwas ganz Tolles, Einzigartiges oder in irgendeiner Weise schön, angenehm, beschaulich. Kunst ist Alltag in anderem Licht. Und darin steckt für mich das Besondere: ein Künstler ist imstande und willens dieses Alltagserleben auszuleuchten und ganz, ganz tief zu erleben und zu erkunden. Darin unterscheidet er sich vielleicht von den Nachbarn links und rechts. Und das, was ihm dabei begegnet drückt er aus. Auf Papier, mit seinem Instrument, auf der Theaterbühne etc., etc..
Und natürlich gibt es für mich hier einen Maßstab: Wie bitte schön soll denn ein junger Mensch zur Auseinandersetzung mit sich und der Welt da draussen kommen, dazu motiviert werden, wenn es genügt den Katechismus der Kunst Akademien runterzuleiern? Schlimmer noch, wenn gar keine Zeit fürs Denken und Erleben bleibt, weil alle Zeit in die technische Beherrschung und Bühnenpräsenz fließen muss. Kann daraus etwas künstlerisch Eindrucksvolles werden? Wenn im Vorfeld das Studium einzig den Noten und nicht dem Leben/Erleben gewidmet war?
Da wird dann geheuchelte Kunst draus. Lang Lang ist für mich der Inbegriff dessen. Er kann super super super toll Klavierspielen, aber als Künstler, der in seinen Interpretationen das Leben ausleuchtet, Perspektiven neu schöpft, kann ich ihn nicht wahrnehmen. Ist ja auch nicht schlimm.
Nur fürchte ich, dass geheuchelte Kunst medial attraktiver inszeniert werden kann. Schon allein, weil sie berechenbarer ist und sich dauernd wiederholt. Im Klassikzirkus könnte man manchmal den Eindruck bekommen, es gäbe hier das gemütliche Schunkeln für Bildungsbürger :D
LG, Sesam