...hat irgendwer irgendwo die Lisztsche h-Moll Sonate technisch astrein bei einer Aufnahmeprüfung, also der Beginn des Studiums, gespielt???? ...mon dieu, es ist ein Segen der Götter, wenn man die am Ende des Studiums technisch astrein hinkriegt...
Hab die betreffende Stelle nochmal gelesen in meinem Beitrag und das war z.B. leider eine Stelle, die meinem nächtlichen Unwillen, nochmal durchzulesen, zum Opfer gefallen ist, da sie einen Zusammenhang suggeriert, den ich nicht meinte. Ich meinte zwar auf der einen Seite schon, dass in der Aufnahmeprüfung das Niveau nach oben hin offen ist, auch in Bachelor - z.B. habe ich mir letztes Jahr mit den Fanfaren von Ligeti sagen lassen, das sei so ziemlich am unteren Rand der technischen Anforderungen gewesen (!), die meine Mitbewerber der Finalrunde gespielt haben. Wenn die Fanfaren unterer Rand der technischen Schwierigkeit in der Aufnahmeprüfung für ein grundständiges Studium sind, dann finde ich das schon eine krasse Aussage.
Das mit der h-moll-Sonate habe ich eher auf's Studium selbst bezogen: Da ist es einfach keine Frage, wer das nicht kann, der hat in der Konzertpianistenwelt nichts verloren. Das merkt man hier ziemlich deutlich. Wir haben beileibe keine schlechte Stimmung hier in Köln, aber teilweise eben mega-Granaten hier und wie gesagt, wenn einer anfängt, müssen andere nachziehen, um mithalten zu können. So ist es.
In der AP für Bachelor wurde die h-moll Sonate meines Wissens in der Tat noch nicht gespielt - aber es wäre auch blödsinnig, sie anzugeben, da man eine vollständige klassische Sonate anbieten soll und insgesamt über ich weiß nicht mehr 3 oder 4 Epochen verfügen soll und man spielt höchstens 15 min. im Finale. Also da wäre h-moll wahrscheinlich übertrieben lang vor allem. Aber, ganz ehrlich, es würde mich nicht wundern, wenn das einer machen würde... Und die Jury würde es dann auch sicher sehen wollen.
nichts, absolut gar nichts spricht gegen eine "technisch" möglichst gekonnte Beherrschung, im Gegenteil, sie ist Voraussetzung -- und es ist eine gerade im deutschsprachigen Kulturraum absurde Vorstellung, die andernorts nicht geteilt wird, dass Virtuosität und musikalische Durchdringung Gegensätze seien (und zu diesem altbackenen Thema gibt es auch genügend Literatur mittlerweile)
Falls du damit mich oder meine Lehrerin meintest, dann haben wir das beide nicht behauptet. Ich sehe es so, dass es zwei Begabungen sind, die sich gegenseitig ergänzen und mehr noch, sogar nicht richtig unabhängig voneinander denkbar sind auf folgende Arten:
Zum einen natürlich so, wie du schreibst, das ist offensichtlich: dass man erstmal technisch total drüberstehen muss, um musikalisch dann aus dem vollen schöpfen zu können. Klar.
Aber darüber hinaus merke ich auch immer wieder, wie sehr die richtige musikalische Vorstellung auch bei technischen Problemen hilft. Das benutze ich u.a. an geeigneten Stellen auch bei der Arbeit mit meinen Schülern und es klappt wunderbar, wenn sie sich eine Sache nicht zerdenken, sondern einfach mit dem Ohr kontrollieren und sich dann wundern, dass sie es auf einmal können.
Es gibt allerdings auch den Fall, dass man technisch (noch) nicht in der Lage ist, Dinge umzusetzen, die man musikalisch hört (kenne ich nur zu gut aus eigener Erfahrung...) und auch den umgekehrten Fall, dass Leute Stücke "perfekt" herunterdudeln, ohne sie zu gestalten ("perfekt" habe ich schon in Anführungszeichen gesetzt, da es dann natürlich keinesfalls perfekt ist...)
So, ich hoffe, ich habe ein wenig mehr Klarheit in meinen müden, nächtlichen Beitrag gebracht.
liebe Grüße!