Außer der Druckerei wollen auch der Grossist und der Musikalienhändler ihr Scherflein bekommen. Hinzu kommen die Lagerkosten, Marketingkosten für Werbung und Präsenz (ein Verlag, den niemand kennt, wird auch nix verkaufen). Auch wenn sich Vieles automatisieren läßt - die ein oder andere Hand (samt Daumen) wird im Verlag tätig werden müssen, von der Sekretärin über den (hoffentlich fähigen) Lektor bis hin zum Geschäftsführer.
Alles richtig - aber das macht hochwertiges Notenmaterial eben auch teurer als abgescannte Alt-Editionen, da alle an Produktion und Distribution beteiligten Akteure von ihrer Tätigkeit leben wollen. Dann gilt eben der Grundsatz, wonach Qualität eben ihren Preis hat, den man entweder anzulegen bereit und imstande ist oder eben nicht.
@rolf: Dazu müsste man etwas über diesen fiktiven Tonsetzer wissen, um die postkarnevalistische Anekdote komplett zu verstehen.
http://www.literarchie.net/club-der-toten-dichter/gottlieb-theodor-pilz-1789-1856-t2279.html
Zu Verdis Zeiten war die Herstellung gedruckter Noten in den erforderlichen Stückzahlen dem Komponisten nicht möglich, was sich inzwischen geändert hat. Allerdings gäbe es imslp.org so heute nicht, wenn nicht seinerzeit genau die inzwischen digitalisierten Druckwerke entstanden wären. Insofern gibt es in der Tat keinen Grund, editorische Tätigkeiten als Bögen schmieren schlecht zu reden. Wenn es um hochwertige interpretatorische Qualität geht, hält man sich nicht gerne damit auf, Unstimmigkeiten und Fehler enträtseln zu müssen, sondern greift lieber zu einer präzise ausgearbeiteten gegenwartsbezogenen Ausgabe, deren Erstellung nun mal auch bezahlt werden muss. Vermutlich arbeitet auch unser "Däumling" nicht aus Spaß und zum Nulltarif... .
Es kann Ausnahmen geben für "gebrauchsmusikalische" Tätigkeiten, bei denen auch ästhetisch wenig ansprechendes Notenmaterial nicht stört. Beispiel? Zur Gestaltung eines Gottesdienstes benötige ich an der Orgel zum Ein- oder Auszug und zur Überbrückung gemeinfreie Literatur, die ich mehr oder minder notengetreu zum freien Musizieren nutze. Da ist mir die drucktechnische Qualität relativ egal, solange ich alles einigermaßen vernünftig lesen kann. Aber so anspruchslos kommt man sicher nicht durch das gesamte Leben als professioneller Musiker - alles zu seiner Zeit.
Ein anständiges Buch wird zwar nicht mit Bleilettern gesetzt, aber doch von einem Layouter gemacht. Weil Buchdruck eben nicht nur ein Handwerk, sondern auch ein Gestaltungsberuf ist und die wenigsten Schriftsteller oder gar Sachbuchautoren Ahnung von Schriftsatz haben.
Und im Notensatz ist es genauso, der Stecher konnte nicht nur sein Werkzeug bedienen, sondern kannte eben auch die Regeln für den Notensatz und kann gleichzeitig angemessene Ausnahmen zulassen.
Stimmt alles - allerdings kommt ein solcher Aufwand erst für etablierte Literatur in Betracht, die entsprechend oft gespielt wird und dem Verlag entsprechende Einnahmen beschert. Solange das dem noch nicht bekannten Nachwuchstonsetzer nicht möglich ist, muss er eben in eigener Sache umfassend tätig werden. Vergleichbar ist das mit Künstleragenturen, die nur in sehr begrenztem Umfang die Möglichkeit sehen, einen Künstler "aufzubauen". Da muss sich der Nachwuchskünstler zunächst stets überwiegend oder komplett selbst vermarkten. Beklagen muss man sich darüber allerdings nicht unbedingt - im Erfolgsfalle muss man sich die Einnahmen nur mit einem Vermittler teilen, wenn ein solcher auch existiert... .
LG von Rheinkultur