Will als Erwachsener Klavier lernen, klappt aber nicht

So ich muss da heute mal was zu schreiben.

Aktuell bin ich auch in einer Krise ob die investierte Zeit sich lohnt.

Auch ich bin jetzt 3 Jahre dabei, eigentlich bisher mit meinem Vorwärtskommen sehr zu frieden.
Aber jetzt klappt es weniger Rund. Ich weiß das die Stücke auch schwerer werden.

Familie , Schichtarbeit (gerade die sorgt für schwankende Lust und Leistung) und Haus, bedarf alles viel Zeit.
Auch ich klemme oft an den letzten 10% und wenn es ein neu zu erlernendes Stück gibt, so fällt es mir schwer gerade in der Basshand die Noten zu erkennen (gut habe mir jetzt ein App besorgt um das zu trainieren)

Liegt es am Alter, ist es die ungeduld? Ich weiß es oft nicht.
Viel wichtiger ist, zu wissen wo man her kommt. Nicht was andere können.
Auch hier ist , wenn ich es so sagen darf, ein Teil von Forumsprollen unterwegs. Ich fand zu Anfang das Forum super, doch haben einige User nichts besseres zu tun als hier nur mit ihrem können zu prollen. Oft wird hier erzählt, was man nach nur 5 Monaten schon spielt und das kann ich mir zum Teil nicht vorstellen.

Dieses sorgte oft für demotivation, bin ich zu schlecht? Schafft er das wirklich usw.

Dieser Thread hier holt mich gerade massiv aus meinem Loch. Hier sind einige recht glaubhafte Antworten von Leuten, wie mich.
Auch ich habe nicht immer die Zeit und was dazu kommt mal auch keine Lust, aber trotzdem übe ich.
Meist mehr als 30 Minuten. Doch wie?

Eigentlich soll ich täglich Tonleiter spielen,
c,d,e,g,a moll,dur und melodisch
h,b,f,es,fis moll und dur
gis dur

das kostet Zeit
Dann das letzte Stück was schon bei 90% ist, das neue zum Üben
Dazu noch Akkorde lernen über ein Rock und Pop Buch
Da habe ich dann auch ein altes und ein neues.

Somit brauche ich mich selten für 20 Minuten hinsetzen.
Mal fällt die Konzentration echt schwer, dann geht auch gar nichts. Dann versuche ich ein Teil und habe ein schlechtes Gewissen weil ich was anderes nicht geübt habe.
Das zieht mich wieder runter.
Ich sitze und denke mir wofür? Aber was tun wenn ich mit aufhöre? Dann bleibt ein Loch.

Vielleicht hilft es.
Mein KL spielt mir die Stücke meistens vor und ich nehme sie mit dem Smartphone auf, das hilft oft an einigen Stellen die Melodie zu finden.

Kurz um besten Dank für diesen Thread und die doch vielen ehrlichen Antworten
 
Aktuell bin ich auch in einer Krise ob die investierte Zeit sich lohnt.

Auch ich bin jetzt 3 Jahre dabei, eigentlich bisher mit meinem Vorwärtskommen sehr zu frieden.
Aber jetzt klappt es weniger Rund. Ich weiß das die Stücke auch schwerer werden.
Durch solche Krisen geht jeder durch. :-) Immer dann wenn das Gehirn sich umbaut, um Gelerntes der letzten Wochen, Monate und Jahre zusammenzufassen und effizienter zu speichern, geht scheinbar nichts voran. Das gilt genauso im Kleinen: Geübt wird zwar am Klavier für eine Stunde oder zwei, verarbeitet und gelernt wird aber im Schlaf.

Zudem gibt folgende Extreme, man kann:
  • Den Schwierigkeitsgrad neuer Stücke auf gleichem Level halten und diese gefühlt immer besser spielen (eine wirkliche Entwicklung findet dann aber nicht statt).
  • Den Schwierigkeitsgrad neuer Stücke immer maximal steigern und gefühlt immer gleich schlecht spielen, weil das Übungsmaterial immer schwieriger wird.
Optimalerweise bewegt man sich irgendwo in der Mitte dazwischen.

Auch ich klemme oft an den letzten 10% und wenn es ein neu zu erlernendes Stück gibt, so fällt es mir schwer gerade in der Basshand die Noten zu erkennen (gut habe mir jetzt ein App besorgt um das zu trainieren)
Das Paretoprinzip gilt auch bei Klavierstücken: In den letzten 20 % steckt die meiste Arbeit. Deshalb fängt man das nächste Stück an, wenn 80 % fertig sind und übt die älteren dann nebenbei weiter.

Notenlesen sollte allerdings nach einem Jahr in beiden Schlüsseln flüssig gehen. Besorg dir mal ein Notenbuch mit richtig einfachen Arrangements und übe sie vom Blatt zu spielen.

Auch hier ist , wenn ich es so sagen darf, ein Teil von Forumsprollen unterwegs. Ich fand zu Anfang das Forum super, doch haben einige User nichts besseres zu tun als hier nur mit ihrem können zu prollen. Oft wird hier erzählt, was man nach nur 5 Monaten schon spielt und das kann ich mir zum Teil nicht vorstellen.
Wenn man jeden Tag 2-3 Stunden übt, kann man in fünf Monaten schon einiges erreichen.

Somit brauche ich mich selten für 20 Minuten hinsetzen.
20 Minuten sind immer besser als 0 Minuten. Und auch dreimal 20 min pro Tag, wenn es für eine Stunde am Stück nicht reicht.
 
Ich sitze und denke mir wofür? Aber was tun wenn ich mit aufhöre? Dann bleibt ein Loch.

Was ist die Alternative? Fernsehen? Löcher in die Luft starren? Da ist Klavierspielen doch um Lichtjahre besser.

Rechne dir mal aus, wie viel 20 Minuten pro Tag sind, nämlich über 100h im Jahr. Das ist schon eine Ansage.

Vielleicht überlegst du mit deinem KL, wie du deine Übungszeit strukturieren kannst, kleine "Übungshäppchen" sozusagen. Eine Tonleiter - 5min, 1x Arpeggios - 5min, eine kritische Stelle in einem Stück - 5min etc.
 
Solche Krisen sind doch ganz normal. Niemand kann durchgehend volle Leistung bringen.
Ich habe auch gerade eine, und mir hilft positives Denken. Jetzt gerade ist es eben so, dass ich nicht so viel übe wie sonst, weil mir andere Dinge auch wichtig sind. Und ja, da fällt es schwer, sich lange ans Klavier zu setzen. Rückschritte gehen meist schneller als Fortschritte...
Aber das wird auch wieder anders, und dann NEHME ich mir wieder die Zeit. Wenn ich keine Lust auf die "Hausaufgaben" habe, dann spiele ich halt einfach mal was mir Spass macht, Hauptsache überhaupt spielen :-)
 
Hallo Guinnes,

du hast schon viele wichtige Punkte herausgearbeitet.

Aktuell bin ich auch in einer Krise ob die investierte Zeit sich lohnt. [...] Liegt es am Alter, ist es die ungeduld?

Das ist sehr modern. Belohnungsaufschub erträgt kaum noch jemand. Alles muß sich kurzfristig lohnen und irgendeiner Nützlichkeit untergeordnet sein.

Für mich persönlich lohnt sich schon jede Minute am Klavier, in der ich die Zeit vergessen kann und mich einem Stück, Harmonielehre oder einem technischen Problem widmen kann. Da reicht der Weg als Ziel schon aus. Und nebenbei kann ich nach 1-2 Monaten ein neues Stück. Das paßt schlecht mit Ungeduld zusammen. Wir alten Leute brauchen wahrscheinlich doppelt so lange wie ein Grundschulkind. Na und?
Dafür können wir beim Lernen schon Spaß haben, wohingegen für die Jüngsten Klavierüben und Klavierunterricht oft ein äußerer Zwang zu sein scheint.

Viel wichtiger ist, zu wissen wo man her kommt. Nicht was andere können.
Auch hier ist , wenn ich es so sagen darf, ein Teil von Forumsprollen unterwegs. Ich fand zu Anfang das Forum super, doch haben einige User nichts besseres zu tun als hier nur mit ihrem können zu prollen. Oft wird hier erzählt, was man nach nur 5 Monaten schon spielt und das kann ich mir zum Teil nicht vorstellen.
Dieses sorgte oft für demotivation, bin ich zu schlecht?

Du hörst in den seltensten Fällen, wie diese Leute die Stücke spielen, die sie angeblich draufhaben. Es ist also ihrem eigenen, bei musikalischen Anfängern meist schlecht ausgebildetem, Urteilsvermögen unterworfen, wann sie ein Stück vermeintlich drauf haben. Du würdest lachen, wenn du dir das anhören müßtest! Wenn du da selbst kritischer mit dir umgehst, dann ist es ganz normal, daß du die gleichenStücke vermeintlich später spielst. Mit großer Wahrscheinlichkeit spielst du sie dann aber auch besser.

[...] trotzdem übe ich.
Meist mehr als 30 Minuten. Doch wie?
[...]

Du scheinst dich beim Üben zu verzetteln. Tonleitern, aktuelles Stück, Pop-Stück (2 aus 2 Büchern?), dann vielleicht noch Repertoirepflege. Und das alles in oft nur 30 Minuten?

Bei wenig Zeit und fortgeschrittenem Alter mußt du dich, selbst bei geringen Erwartungen, fokussieren. Letztlich also beschränken, nicht nur in den großen Zielen, sondern auch in den kleinen. Also in dem, was in jede Übungseinheit hineinpaßt.

Wenn du weniger erwartest, kannst du mehr davon schaffen.

Dazu kommt noch eine grundsätzliche Eigenschaft der Menschen: Man überschätzt meist, was man in zwei Jahren erreichen kann, aber unterschätzt deutlich, was man in einem größeren Zeitraum von sieben bis zehn Jahren erreichen kann.

Klavierlernen ist nuneinmal eine sehr langfristige Angelegenheit ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
So ich muss da heute mal was zu schreiben.

Aktuell bin ich auch in einer Krise ob die investierte Zeit sich lohnt.

Auch ich bin jetzt 3 Jahre dabei, eigentlich bisher mit meinem Vorwärtskommen sehr zu frieden.
Aber jetzt klappt es weniger Rund. Ich weiß das die Stücke auch schwerer werden.

Klingt doch aber gar nicht so negativ.

Ich bin seit 2,5 Jahren dabei und Ü40, übe jeden Tag ziemlich konstant 1h.
Und natürlich bin auch auch total unzufrieden, wie lange ich brauche und was ich kann - bis ich mal einfach zurückblättere in meinen Klavierbüchern, vergleiche doch mal was Du haute spielst und nach wie viel Zeit und was Du vor 1 oder 2 Jahren gespielt hast nach welcher Zeit - und mit welcher Qualität.
Diese Selbstreflektion in die Vergangenheit ist als Motivation genauso nützlich wie der Blick in die Zukunft (was ist das Ziel / die Vision).

Man darf sich auf keinen Fall unter Druck setzen, dann spielst/übst Du nicht konzentriert sondern verkrampfst und denkst während Deiner knappen Übungszeit an falsche Dinge.

Man muss sich auch fragen, was man will. Ich z.B. will gar niemandem vorspielen, ich spiele für mich. Das befreit ungemein, absolute Fehlerfreiheit ist bei mir gar kein zwingendes Ziel und schon spiele ich - meist nach einem halben Glas Wein - fehlerfrei (in meinen Ohren, mit meinem Anspruch ;)

Für 30 Minuten machst Du auch zu viele Sachen aus meiner Sicht. Da dauert es halt insgesamt dann wirklich deutlich länger. Eine Stunde finde ich bei mir ganz gut, 3-4 Stunden wie manche hier würde ich nie schaffen und da käme bei mir im Kopf auch nix mehr an.


Im Übrigen soll sich niemand Illusionen hingeben, außer er ist ein Ausnahmetalent. Meine kleine Tochter ist kaum zu mehr als 15 Minuten Übezeit am Tag zu bewegen und Sie kann locker mit mir mithalten, wenn sie sich ein Stück schnappt. Sie spielt etwas 5 mal, kennt es auswendig und macht das gut, ich muss das 50 mal für den selben Effekt spielen - und sie ist kein Supertalent oder so.
Manche Dinge kann ich aber klar besser, In der Ruhe und Zielstrebigkeit liegt die Kraft ;)
 
Belohnungsaufschub erträgt kaum noch jemand.

:lol::lol::lol:

@Guinnes
Es ist wenig bis gar nicht sinnvoll, sich mit "Anderen" zu vergleichen. Jedenfalls nicht vor dem Hintergrund der Gesamtsituation "berufstätiger Erwachsener mit Familie und Eigenheim". Dazu sind die Bedingungen einfach zu unterschiedlich.
1. Das höchst individuelle Lernverhalten: Manche Leute können sich hervorragend fokussieren und quasi wie mit einem Schalter das komplette Hintergrundrauschen des Alltagslebens ausknipsen. Manche Leute haben einen speziellen Sinn für Muster - einmal gesehen, ein für allemal abgespeichert. Oder was es noch so gibt.
2. Die Intensität des Hintergrundrauschens (Sorgen, Organisation eines Projekts, bevorstehende Termine o.ä.)
3. Die Übe-Situation (inmitten von herumtollenden Kindern/Haustieren oder hinter einer geschlossenen Tür)
4. Die musikalische Grundlage bzw. die Erfahrung mit eigenem Musizieren.
5. Die zur Verfügung stehende (bzw. dem Restleben abgerungene) ZEIT.
Und vermutlich noch eine ganze Stange mehr.

Ich finde es ziemlich schade, dass Du anderen "Prollerei" [sic] vorwirfst, weil diese sich über ihre Fortschritte freuen und an dieser Freude andere Anteil nehmen lassen. :-(


Du scheinst dich beim Üben zu verzetteln. [...]
Bei wenig Zeit und fortgeschrittenem Alter mußt du dich, selbst bei geringen Erwartungen, fokussieren. Letztlich also beschränken [...] Also in dem, was in jede Übungseinheit hineinpaßt.

Wenn du weniger erwartest, kannst du mehr davon schaffen.

Dieser Analyse kann ich mich nur anschließen. Je weniger Zeit zur Verfügung steht, desto kleiner sollte das Ziel sein, das man sich für DIESE Übeeinheit steckt. Das kann ja auch mal ein einzelner Takt oder eine einzelne Phrase sein, wo man immer wieder stolpert.

Für die Motivation ist das positive Übungsergebnis wichtig, nicht die schiere Menge dessen, was man irgendwie hinter sich bringt.
 
@Guinnes Ich würde Forenaussagen zum Fortschritt generell nicht allzu ernst nehmen, da ist immer jede Menge Anglerlatein dabei. Zusätzlich könntest du mal mit deinem Lehrer über deine Übungsroutine und ggf. deine Ziele reden.

Mit Job, Haus und Familie hast du schon eine hohe zeitliche und ggf. auch mentale Belastung. Da sollte das Hobby Klavierspielen doch keine Selbstkasteiung sein.
 
Auch hier ist , wenn ich es so sagen darf, ein Teil von Forumsprollen unterwegs. Ich fand zu Anfang das Forum super, doch haben einige User nichts besseres zu tun als hier nur mit ihrem können zu prollen. Oft wird hier erzählt, was man nach nur 5 Monaten schon spielt und das kann ich mir zum Teil nicht vorstellen.

Dieses sorgte oft für demotivation, bin ich zu schlecht? Schafft er das wirklich usw.
Zitat guinnes

Dieses "Rumprollen" ist typisch für Anfänger, dem jedes neue Stück noch als ungeheure Steigerung erscheint, und noch mehr der Leistungsanspruch dahinter - der mit Musik machen eh nichts am Hut hat.

Tatsache ist allerdings auch, dass auch unter unbeleckten Anfängern es Naturtalente gibt, denen es eben leichter fällt - das ist dann nicht anders als unter Klavierschülern im Kindesalter, der eine tut nichts, macht trotzdem Fortschritte, der andere übt verbissen und kommt trotzdem kaum voran. Von dem Gedanken unbedingt Fortschritte machen zu müssen sollte man sich lösen, wenn man das Klavierspielen als erfüllendes Hobby betreiben will - da ist es nämlich unerheblich wie erfolgreich man durch die Anfangsliteratur durchkommt, sondern einzig die Freude am Üben und das Genießen der bewältigten Stücke - egal welcher Schwierigkeitsstufe- sollten Maßstab sein.

Und man mache sich klar, jeder Klavierspieler hat seine persönlichen fast unüberwindlichen Grenzen- und wollte er sich nur an diesen austoben, fiele ja der Gedanke selbst Musik zu machen hinter dem Leistungsanspruch zurück..

Das schöne gerade an Klavierliteratur ist, dass für jeden Level mehr als jemals zu spielen können vorhanden ist - darunter sehr schöne, deren Schwierigkeit eben nicht der Maßstab der Schönheit ist - sprich z.B. Debussys einzelne Töne schwingen genauso ergreifend wie Alkans Höchstschwierigkeiten.
 
Danke für Eure echt hilfreiche und motivierenden Antworten.

Kurz will ich in mein Schichtleben eintauchen damit ihr versteht was ich meine.

Habe ich Frühschicht so stehe ich um 4:30 auf bin um 15 Uhr zuhause und da ist dann gleich die Familie, oft ist meine Frau dann arbeiten und so fahre ich die Kinder zu einigen Terminen. Um 18:30 ist dann Brotzeit. Ab 19 Uhr dann oft meine Zeit.Dann bin ich 14:30 Stunden auf den Beinen .
Oft habe ich 2 von diesen Tagen in Folge, dann habe ich Spätschicht.
Oft wenn es ein Mittwoch oder ein Donnerstag ist, habe ich morgens Unterricht heißt ein Tag um 7: 20 raus frühstücken, einspielen und zum Unterricht. Danach Besorgungen und kochen um 13 Uhr zur Arbeit und um 23 Uhr wieder zuhause.
Die 2. Spätschicht versuche ich dann besser zu üben.Dann ist Nachtschicht.
Liegt die erste Nachtschicht auf ein Mittwoch so gilt es auch den Wecker zu stellen um zum Unterricht zu kommen und das bedeutet immer es wird ein 24 Stunden Tag, da ich den nächsten Tag erst um 7Uhr ins Bett komme. Leider schlafe ich in den Nachtschichten schlecht und bin um 13 Uhr wieder wach. Dann bin ich nach 5-6 Stunden geredert. In der Freischicht sind dann viele soziale Dinge zu erledigen.

Bisher habe ich es bei den etwas leichteren Stücken immer gut hin bekommen. Aber jetzt quäle ich mich etwas. Der Thread hat mich aber stark motiviert weiter zu machen. Irgendwann sind die Kinder groß und ich finde mehr Zeit auch am Tage. Ich muss nur geduldig sein und weiter über.
 
Ich bin zwar erst ein dreiviertel Jahr mit Klavierlernen beschäftigt und schaffe unter der Woche nur 30 MInuten täglich, manchmal auch etwas weniger (dafür am WE mehr) und ich habe auch schon gedacht: Oh mann, ich klimpere mich durch die kurzen Übungsstückchen der Russischen Klavierschule und andere üben nach der gleichen Zeit Mozart oder ähnliches...
Und dann wurde mir klar, daß ich ja die Grundlagen lerne und nicht nur ein einziges Stück.
Das hat mir auch wieder Auftrieb gegeben.

Manchmal bin ich so schlecht beim Üben, daß es frustrierend ist. Da habe ich meinen Mann auch schonmal provokativ gefragt, ob ich zu dumm zum Klavierlernen bin. :-D

Übrigens - wer hier die Russische Klavierschule Band 1 kennt - ich habe mich über die kompletten Weihnachtsferien durch das Rigaudon von Goedicke gebissen. Ich habe echt gedacht, ich krieg es nicht hin. Ich habe vor Zorn voll in die Tasten gelangt. Und plötzlich - schwupp ist der Knoten geplatzt und ich konnte es sauber spielen. :super:
Nein, ich bin nicht stolz drauf, das ist ja nur Übung. Ich finde, es hört sich sehr schön an und das gibt mir Befriedigung.

Übrigens, wenn ich mal mit einer Übung an einem Tag gar nicht klarkomme, nehme ich mir was anderes zur Hand. Das ist dann besser, als frustriert den Deckel herunterzuklappen.

P.S. Ich habe übrigens keinen Fernseher.
Aber das Internet ist manchmal schon ein Problem...
 

Na und? Auch wenn es nur ein Übungsstück ist, kannst du doch trotzdem stolz darauf sein, es bewältigt (und die Technik verinnerlicht) zu haben:super:
Na ja, ich denke hier an manche Einspielung, die ich mir spaßeshalber mal angehört habe...

Aber ich gebe zu, ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig, als ich am Donnerstag meiner Klavierlehrerin das Stück vorspielen mußte und sie mich mit strahlendem Gesicht gelobt hat, daß ich das wirklich schön gespielt habe und ein Smilie daneben gemalt hat. :-D
 
Na ja, ich denke hier an manche Einspielung, die ich mir spaßeshalber mal angehört habe...

Du bist ein Anfänger, da ist es doch klar, dass du nicht die selben Stücke spielst, wie die, die schon länger spielen. Trotzdem denke ich, dass man auf seine Stücke stolz sein sollte, v.a. wenn man dabei noch was gelernt hat. Irgendwann kommen dann die schweren Stücke und dann die Konzertstücke und auf alles kann man stolz sein. Ich denke, dass man sich am Anfang seines Fortschrittes viel bewusster ist als später. Die Stücke bauen einfach noch aufeinander auf.
Irgendwann wird der (technische) Fortschritt dann immer geringer und man spielt, was man gerade spielen möchte (oder was der Lehrer einen spielen lässt:-D).

Ps: ich freue mich auch, wenn die Gottesdienstbesucher mir nach einem GD sagen, dass ich schön gespielt hätte. (Und das obwohl die Stücke da ja nun wirklich nicht schwer sind, (zumindest wenn man sich einredet, dass es unbedingt immer ein Bach Trio etc. sein muss:musik:, eine Choralbearbeitung von XY tuts auch) jetzt bin ich abgeschweift...egaal
 
(Beitrag Nr. 28)

@Klaacht, Du hast nichts mehr geschrieben, aber Dein Faden hat sich noch eine Zeit lang entwickelt.

Da die vorgeschlagene Zeit nun bald vorüber ist, wollte ich in aller Zurückhaltung fragen:

Spielst Du denn noch Klavier oder doch nicht mehr?
 
Hallo zusammen,
ein sehr interessanter Faden. Sehr interessant und lehrreich die verschiedenen Erfahrungen hier zu lesen.

Vielleicht helfen ja auch jemandem meine bisherigen Erfahrungen.

Ich bin 32 Jahre alt und spiele jetzt seit 9 Monaten mit Klavierlehrer Klavier (oder versuche es). Ich habe keinerlei musikalischen Hintergrund, musste erst Noten lernen und eben alles was man an Musiktheorie so gebrauchen kann (Weiß natürlich noch nicht alles). Ein anderes Instrument habe ich nie gespielt.

Mein Übepensum liegt bei "so viel Zeit wie nur irgendwie möglich", d. h. 1-4 Stunden unter der Woche und 3-6 Stunden am Wochenende. Und trotzdem bin ich oft genug frustriert.

Ehrlich gesagt, wenn ich nicht (warum auch immer) vor 9 Monaten angefangen hätte so für diese Musik zu brennen, hätte ich es schon lange wieder aufgegeben. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme habe ich auch oft schon 12 Stunden hinter mir und bin Müde. Früher habe ich dann einfach nichts mehr tun wollen, Serien geschaut und bin schlafen gegangen.
An dieser Stelle setzt bei mir jetzt der Drang ein, mich an den Flügel zu setzen. Sitze ich daran bin ich plötzlich wieder wach (im Kopf) und kann bis spät in die Nacht üben und spielen. Es gibt dann einfach nichts anderes mehr. Ich weiß nicht genau wieso das so ist, aber wenn es nicht so wäre, ich würde ganz sicher keine Fortschritte machen.
Es kostet so unglaublich viel Disziplin wirklich zu Üben und nicht einfach irgendwas zu klimpern. Es ist ja nicht einfach nur "verbring ein paar Stunden mit dem Instrument und du wirst besser". Man muss sehr sehr konzentriert mit dem Kopf arbeiten, sich aufmerksam zuhören, wo bin ich? wo will ich hin?

Und mal zur Lerngeschwindigkeit, wieviel ich in so einer Zeit lernen konnte:

Bei Noten ist es so: Ich kann so gut wie nichts vom Blatt spielen. Das meiste spiele ich auswendig. Es reicht aber, um während dem Spiel schnell mal in die Noten zu schauen welcher Ton das war oder zu wissen, welche Tonart da gerade gespielt wird.

Technik/Bewegungsapparat: Nach wie vor muss ich regelmässig langsam Übungen machen um nur die richtigen Muskeln anzuspannen und zu entspannen. Das Thema begleitet mich von Anfang an, hatte viel Schmerzen im Unterarm, den Handgelenken, Händen, Daumen, kleinen Fingern. Meine Lehrerin korrigiert mich immer und "verdonnert" mich zu den anfänglichen Übungen, wenn ich es falsch mache. Gerade wenn ich schneller spiele, muss ich immer noch sehr auf die richtige Entspannung und die korrekten Bewegungsabläufe achten. Gefühlt wird mich das Thema noch über Jahre begleiten, es wurde aber schon sehr viel Besser. Schmerzen habe ich nur noch sehr selten und wenn, dann weiß ich auch warum ;).

Ein Stück sicher spielen: Nehmen wir mal das Stück, mit dem ich angefangen habe, Für Elise. Das Stück habe ich bestimmt schon 6 mal gelernt und arbeite noch immer ab und zu daran. Ich kann in einem Tempo von ca. 84 sicher und Problemlos vorspielen. Das kann ich jetzt seit ca. einem Monat. Da sind sicher hunderte Stunden eingeflossen. Lässt man die 32tel im B Teil weg, kann ich es auch in Tempi von 100 sicher vorspielen. Das wäre so meine Zielgeschwindigkeit. Also mal eben nach einem Jahr sicher was vorspielen ist für mich auf jeden Fall eher nicht drin.

Gerade letzte Woche habe ich jeden Tag auf eigene Faust ca. 30 Minuten allein für die 32tel im B Teil aufgewendet. Verschiedene Übungen, Rhythmen, Staccato, Legato etc…
Gestern dann meiner KL vorgespielt und sie war entsetzt, was ich mir da angeeignet habe. Vollkommen falsche Betonungen, beeile mich an den falschen Stellen, keine Richtung, zeige das schöne C Dur nicht deutlich.
Also 5 Stunden Üben für die Katz, zurück auf Tempo 50, langsam, jede Bewegung und jeden Ton kontrolliert, mit einer konkreten Klangvorstellung und gut zuhörend gestern in 2 Stunden versucht, wieder was zu retten ;)

Das kann sehr frustrierend sein.

Warum habe ich das Stück schon so oft gelernt?

1. Mal: Welche Tasten muss ich drücken
-> Mal schauen, ob ein Klavierlehrer mir noch was beibringen kann (konnte ja schon alle Tasten drücken, was soll der einem noch beibringen?)
2. Mal: Ach so, es gibt einen Takt, ok versuchen wir das mal
3. Mal: Hmm, wenn ich bewusst jede Bewegung und jeden Ton kontrolliere, geht gar nichts mehr
4. Mal: Oh schau, da stehen Dynamikvorschläge in den Noten
5. Mal: Oh schau, es gibt so etwas wie Harmonien und Phrasen, Auftakte, Richtung und Atmung und Farben….
6. Mal: Was, das Thema kommt 9(?) mal in dem Stück vor? Jan, dass kannst du nicht immer gleich spielen, überleg dir, wie du es wann in dem Stück spielen willst.
7. Mal: Oh, du willst das sicher jemandem vorspielen? Dann musst du mindestens die investierte Zeit noch einmal reinstecken….

Also jedes mal wenn ich denke, ich kann das jetzt, merke ich nur (oder mir wird gezeigt ;), was ich alles noch nicht weiß. Aber das macht für mich auch irgendwie den Reiz aus und macht das alles sehr interessant.

An dieser Stelle möchte ich auch meiner Klavierlehrerin Danken. Ich glaube sie macht das wirklich fantastisch und bringt mir wirklich sehr sehr sehr viel bei, was mir ohne sie verborgen geblieben wäre. Sie hat es nicht immer einfach mit mir, weil ich sehr ungeduldig bin ;).

Bis jetzt war es eine sehr Anstrengende aber auch wundervolle Reise, mal schauen wo es hin geht. Auch wenn ich oft unzufrieden bin, ehrlich gesagt, mit dem was ich mir selbst jetzt vorspielen kann, da bin ich wirklich happy mit. Vor einem Jahr hätte ich niemals geglaubt, auf irgend einem Instrument Töne zu machen...

Als letztes hatte ich den ersten Satz von Op27/2 Beethoven (Mondscheinsonate) gelernt. Den habe ich recht schnell auf ein 80% sicheres Vorspiel gebracht (ca. 4 Monate / geschätzt 140 Stunden). Es gibt noch ein paar Dinge die nicht passen (Triolen spiele ich nicht immer wie Triole, Dynamik am Ende klappt nicht immer wieder ich will) aber im großen und ganzen bin ich zufrieden.

Gerade bin ich an der Haydn Sonate in F Dur (Hob XVI:23), habe bis jetzt in die ersten beiden Seiten! ca. 50 Stunden investiert und kann es bis auf 2 Stellen sicher durch spielen. Musik kommt da aber noch nicht überall raus.

Parallel mache ich noch etwas die Nocturn op Posthum in cis moll von Chopin, einfach weil ich das gerade nicht aus dem Kopf bekomme und es sich sooo schön anfühlt.

Zusätzlich zu den Stücken mache ich jeden Tag (wenn ich nicht lieber an einem Stück arbeite, bekomme aber Ärger wenn ich es vernachlässige ;)) Tonleitern, Akkorde, Arpeggios, vielleicht mal ein Übungsstück von Burgmüller order ähnliches.

Abschließen kann ich sagen, dass für mich ohne immensen Zeitaufwand keine Erfolge zu erzielen sind. Gerade wenn es um das sichere Vorspielen geht, kostet das für mich sehr sehr viel Zeit und das ist etwas, was ich für mich realistisch in vielleicht 1 oder 2 Jahren mit einfachen Stücken anfangen würde. (Bei gleichbleibendem Übepensum versteht sich)

Ok jetzt habe ich einfach geschrieben und geschrieben, vielleicht liest es ja wirklich jemand oder auch nicht. Mir haben die Erfahrungsberichte hier aber Mut gemacht und ich wollte auch etwas beitragen.

Viele Grüße,

Jan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,
ein sehr interessanter Faden. Sehr interessant und lehrreich die verschiedenen Erfahrungen hier zu lesen.

Vielleicht helfen ja auch jemandem meine bisherigen Erfahrungen.

Ich bin 32 Jahre alt und spiele jetzt seit 9 Monaten mit Klavierlehrer Klavier (oder versuche es). Ich habe keinerlei musikalischen Hintergrund, musste erst Noten lernen und eben alles was man an Musiktheorie so gebrauchen kann (Weiß natürlich noch nicht alles). Ein anderes Instrument habe ich nie gespielt.

Mein Übepensum liegt bei "so viel Zeit wie nur irgendwie möglich", d. h. 1-4 Stunden unter der Woche und 3-6 Stunden am Wochenende. Und trotzdem bin ich oft genug frustriert.

Ehrlich gesagt, wenn ich nicht (warum auch immer) vor 9 Monaten angefangen hätte so für diese Musik zu brennen, hätte ich es schon lange wieder aufgegeben. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme habe ich auch oft schon 12 Stunden hinter mir und bin Müde. Früher habe ich dann einfach nichts mehr tun wollen, Serien geschaut und bin schlafen gegangen.
An dieser Stelle setzt bei mir jetzt der Drang ein, mich an den Flügel zu setzen. Sitze ich daran bin ich plötzlich wieder wach (im Kopf) und kann bis spät in die Nacht üben und spielen. Es gibt dann einfach nichts anderes mehr. Ich weiß nicht genau wieso das so ist, aber wenn es nicht so wäre, ich würde ganz sicher keine Fortschritte machen.
Es kostet so unglaublich viel Disziplin wirklich zu Üben und nicht einfach irgendwas zu klimpern. Es ist ja nicht einfach nur "verbring ein paar Stunden mit dem Instrument und du wirst besser". Man muss sehr sehr konzentriert mit dem Kopf arbeiten, sich aufmerksam zuhören, wo bin ich? wo will ich hin?
...

Das ist auf jeden Fall ein völlig anderer Ansatz als bei mir.

Ich lerne lauter kleine Stücke nacheinander, die habe ich jeweils in 1-2 Wochen drauf, so dass ich (kein Klavierlehrer) dann entscheide mir das nächste Stück vorzunehmen.
Abundzu spiele ich die Sachen noch mal durch, die ich schon mal gelernt habe - ich nenne das aber nicht Repertoire, es ist einfach eine der möglichen Übungesformen und es fällt mir nicht schwer die Sachen aus dem Kopf wieder vorzuholen.

Ich hab kein einziges Lied vom Kaliber/Grüße Elise + Mittelteil oder Mondscheinsonate etc. je gelernt. Ist die Frage, was die bessere Methodik ist - viele kleine Stücke oder wenige solche Brummer mit steigendem Schwierigkeitsgrad.

Viele Grüße,
André
 
Ich lerne lauter kleine Stücke nacheinander, die habe ich jeweils in 1-2 Wochen drauf, so dass ich (kein Klavierlehrer) dann entscheide mir das nächste Stück vorzunehmen.
[...]
Ich hab kein einziges Lied vom Kaliber/Grüße Elise + Mittelteil oder Mondscheinsonate etc. je gelernt. Ist die Frage, was die bessere Methodik ist - viele kleine Stücke oder wenige solche Brummer mit steigendem Schwierigkeitsgrad.
Elise und Mondscheinsonate sind ja auch keine Lieder.:-D
Ich habe mich früher auch eher mit wenigen bekannten Evergreens beschäftigt und mich dann später auch eher den leichteren Miniaturen zugewandt, wobei ich da immer mehrere gleichzeitig im Feuer habe.

Dadurch hat sich vor allem das Notenlesen drastisch verbessert und auch die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten wird realistischer. Angenehmer Nebeneffekt ist außerdem, daß man immer mal was Neues zum spontanen Vortragen auf irgendwo herumstehenden Klavieren hat. ;-)
 
Elise und Mondscheinsonate sind ja auch keine Lieder.:-D
Ich habe mich früher auch eher mit wenigen bekannten Evergreens beschäftigt und mich dann später auch eher den leichteren Miniaturen zugewandt, wobei ich da immer mehrere gleichzeitig im Feuer habe.

Dadurch hat sich vor allem das Notenlesen drastisch verbessert und auch die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten wird realistischer. Angenehmer Nebeneffekt ist außerdem, daß man immer mal was Neues zum spontanen Vortragen auf irgendwo herumstehenden Klavieren hat. ;-)

Ja, fiel mir im Nachinein auch auf dass "Lied" eher unpassend ist. Als Laie darf ich das. Ich drücke auch Tasten. ;)
Vortragen kann/will ich gar nix, allein wenn meine Frau sagt "spiel mal was vor", dann bin ich direkt wieder so ungeschickt wie nach meinen ersten 2 Wochen Klavierunterricht. Das wäre gar kein Anspruch.

Ich frag mich nur allgemein, ist die Methode viele kleine Stücke besser oder schlechter als wenige große Sachen. Letztlich finde ich die kleinen Stücke teils überraschend hübsch, aber nichtsdestotrotz spiele ich das alles nur im Hinblick darauf, mal irgendwann "was richtiges" zu lernen ;)
 

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