Ein schöner Faden. Toll, mal etwas von eurem Werdegang zu lesen. Und erschütternd, zu sehen, was manche Eltern so an ihren Kindern anrichten...
Ich hab als Kind meinen Bruder beim Klavier lernen gehört und hab damit erst mal nur negatives assoziiert. Gelegentlich war es Thema, dass man die Nachbarn mit dem Spiel möglicherweise belästigt, das hat man im Reihenhaus noch X Eingänge weiter gehört. Hat aber niemanden gestört und ich glaube, das war auch kein großes Thema. Aber abgesehen davon hat mich das nie interessiert. Die Künste meines kleinen Bruders waren nicht so, dass sie bei mir Begeisterung geweckt hätten. Ich weiß gar nicht, ob der immer geübt hat, wenn ich nicht da war, ich hab sein üben nicht wirklich in Erinnerung. Ich selber hab zu Schulzeiten Querflöte gespielt in zwei Orchestern, liebe seit Kindestagen an klassische Musik und hab auch Klavier immer gerne gehört. Beethovens Klavierkonzert No. 5, das ich mir mal aus Versehen auf LP gekauft hab, als ich eigentlich die 5. Symphonie haben wollte, liebe ich bis heute.
Nach dem Abi hab ich die Flöte in die Ecke gestellt, andere Dinge waren wichtiger. Das Klavier zu Hause wurde verkauft, weil mein Bruder kein Interesse mehr hatte und meine Mutter sich nicht getraut hat. Später hab ich immer mal was neues lernen wollen, Klarinette, Saxhophon, Trompete, irgendwas, was voller klingt als die Flöte, etwas, was man auch ohne Orchester spielen kann. Mit dem Klavier hab ich irgendwann mal geliebäugelt, aber ich dachte, dafür bin ich zu alt, das lern ich eh nimmer. Es blieb beim Wunsch.
Zwei Dinge haben mich dann bewogen, es zu versuchen. Einmal ein Beitrag im Internet, wo jemand meinte, er hat angefangen, täglich 1 Stunde geübt und nach drei Jahren kann er nun so Klavier spielen, wie er sich das vorgestellt hat. Hach, wie herrlich naiv ich war.... (Oder die Ansprüche der Person waren schlicht ziemlich niedrig.) Dann war ich Weihnachten mal bei meiner Schwägerin, die Klavier spielt und ich hab mich mal für eine halbe Stunde dran gesetzt und ein Weihnachtslied "gespielt". Noten lesen kann ich, wo die Tasten liegen, wusste ich auch, also los... Es war hakelig, langsam, mühsam, aber die Erkenntnis, dass man mit etwas Übung dank all der Vorkenntnisse durchaus schon gleich zu Anfang sowas wie echte Musik machen kann, dass dieses einfache Weihnachtslied auch mit Begleitung der LH für mich absolut erreichbar war, hat mich positiv überrascht.
Was mich auch lange abgehalten hat, sind die Preise für Klaviere, aber da haben die Digis ja ein völlig neues Segment erschlossen und so hab ich dann 2017 ein Yamaha Digi erworben und mich in einer Musikschule angemeldet. Seitdem vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht begeistert und voll motiviert am Instrument sitze.