Gut möglich, dass die Verben seichen (seechen) und brunzen (brunsen) lautmalerische Komponenten enthalten
Das, glaube ich, ist ebenso wenig zutreffend wie @fishermans geschlechterdiskriminierende Vermutungen von oben.
@fisherman hatte aber insfern das richtige sprachliche Gespür,
als
brunzen und
seichen tatsächlich zwei unterschiedlich intensive Vorgänge ausdrücken. Ersteres ist nämlich etymologisch verwandt mit »brodeln« und »Brunnen« (im Sinne von »Quelle«), meint also »sprudeln«; letzteres ist Kausativum zu ahd.
sihan »tröpfeln«, also »tröpfeln lassen«. Andererseits sind die beiden Verben gottlob vollkommen gendergerecht, denn auch beim ersten war der von Nora andernorts so kategorisch geforderte »gedankliche Einbezug von Frauen« schon immer voll gewährleistet, wie folgende Beispiele zeigen:
1. brunzen
1.1 Von Frauen:
ein witwîp
brunzet hovelich
durch einer nâdlun œre [=Nadelör] (14. Jh.)
es ist kein jungfer so verzwunzen [=affektiert],
sie lasz ein furz, wann sie will
brunzen (16. Jh.)
1.2 Von Männern:
(Wirtshausszene:) einer von den zweien ward sehr wol betrunken, were derhalben gern von dem tisch gewesen, ein wässerlin zu machen. sein gefatter sagt, hei, wolt ir darumb aufstehen, nempt hin meinen hut,
brunzt darein. (16.Jh.)
2. seichen
2.1 von Frauen:
(Ratschlag an den Herrn Pfarrer:) was ist das lang predigen, warzu ist es gut, die weiber
seichen in die stül, die man schlafen. (1517)
2.2 von Männern:
(eine nahezu tragische Bettgeschichte:) dasz einer solchen starken brantenwein getrunken, dasz jm nachts vom athem das bett angangen [= angebrannt], und wann er nicht von ungefehr im schlaf drein
geseycht, drinn verbrunnen wer. (1590)
Also offenbar galt auf diesem Gebiet schon immer die marxistische Regel, dass »jederman-/frau nach seinen / ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten« sich seines/ihres Wassers entschlagen dürfe, und dahinter wollen wir ja nicht zurückfallen, gelle?