Wenn ich bei einem Auftritt Klavier spielen muss, dann verlange ich vorher mindestens 30 Minuten, in denen ich mich mit dem vorhandenen Instrument beschäftigen kann (in Ruhe).
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich (zumindest im semi-professionellen Bereich) keine zwei Klaviere, Digis oder was auch immer, exakt gleich spielen lassen. Und daher bestehe ich auf eine Eingewöhnungszeit auf dem Instrument, auf dem ich spielen soll.
Wenn es aus irgendeinem Grund einzelne Tasten gibt, die "durchschlagen" oder aufgrund der Besonderheiten des Raumes einige Frequenzen über- bzw. unterrepräsentiert sind, dann will ich das vorher wissen ... und dafür muss ich das instrument einmal möglichst umfangreich anspielen.
Auf meinem heimischen Übeinstrument gezielt den Anschlag zu üben, halte ich daher für nicht wirklich sinnvoll. Das ist mein Übeinstrument ... und auf dem hat sich das nach und nach eh zu kalibrieren (das kommt von selbst beim Üben).
Auf keinen Fall würde ich mich drauf verlassen, dass die zuhause eingeübte Anschlagsdynamik auf jedem Instrument genauso funktioniert ... da muss mMn immer leicht nachjustiert werden.
Das merke ich ja schon, wenn ich mein Kawai mit einem Digi von Roland oder Yamaha vergleiche ... die Bässe sprengen beim Roland anfangs alles ... und bei vielen Yamaha-Modellen sind mir persönlich die Höhen zu klirrig, wenn ich das genauso spiele, wie mein Kawai.
Drei Hersteller, drei Dynamikkurven ... aber auf allen dreien sollte es ähnlich klingen, was bedeutet, dass ich beim Roland die linke und beim Yamaha die rechte Hand etwas zurückhalten muss, wobei ich auf einem Kawai einfach drauf los klimpern kann.
Wenn ich es weiß, kann ich drauf reagieren ... aber ich will es wissen, bevor das Publikum den ersten Ton von mir hört.