Darf ich fragen, warum du es weglegst oder was dein Ziel ist in der ersten Etappe bei einem neuen Stueck? Ich denke, mein "vortragsreif" bedeutet keine Perfektion, sondern das beste, was ich aus mir rausholen kann. Ich spiel das Stueck ja trotzdem nie so gut wie meine KL. Vielleicht sollte ich lieber "pruefungsreif" sagen.
Wie lernst du denn ein Stueck auswendig?
Ich lege es weg, weil der Klavierlehrer einen Haken dahintersetzt, was heißt, dass er zufrieden ist. Das gilt für Stücke, in denen ich für mich das Maximum herausgeholt habe, wenn mehr einfach nur mit einem höheren Grad an Technik möglich ist, das gilt aber auch für Stücke, an denen sich dies und jenes noch verbessern ließe, es sich dabei aber um Herausforderungen handelt, die auch weitere Stücke haben (linke Hand leiser, Gleichmäßigkeit, Dynamik, Alberti-Bässe, Melodie in der linken Hand und all solche Gemeinplätze eben). All das wird im Laufe der Zeit ja automatisch und unabhängig vom Stück besser und routinierter.
Manche Stücke spiele ich repertoiremäßig eine Zeit lang weiter, ich mache aber auch hier die Erfahrung, dass es viel bringt, wenn man ein Stück mal für ein paar Wochen/Monate beiseitelegt und dann wieder aufnimmt.
Wie lerne ich ein Stück auswendig? Praktisch wie ein Gedicht. Ich analysiere es zunächst, ich kenne also sowohl die Ton- als auch die Taktart (bei einfach so nebenbei auswendig Gelerntem könnte ich dir das oft nicht sagen, da kann ich es einfach nur spielen, meist auch nur teilweise), ich kenne die Akkorde und so weiter. Und ich mache das ohne Klavier, singe es (beim Gassigehen zum Beispiel, sofern meinem Hund nicht gerade wieder irgendein Blödsinn einfällt), jede Hand einzeln, ganz langsam manchmal mit den Notennamen (ist recht anstrengend, deswegen nur manchmal, lalala ist einfacher
). Ich war schon immer ein ausgesprochen visueller Lerner, ich sehe das Notenbild dann praktisch vor mir. Ich bin erklärtermaßen kein Freund vom zu frühen Auswendigspielen, weil sich bei mir auf diese Weise zu viele Fehler einschleichen. Und auch, wenn ich ein Stück auswendig kann, spiele ich es von Zeit zu Zeit nach Noten zur Überprüfung, ob's auch wirklich stimmt. Mir hilft außerdem, mir Aufnahmen der Stücke anzuhören und dabei in den Noten mitzulesen, das verknüpft auditiv mit visuell. Ebenso hilfreich finde ich, auch die Hände getrennt und im Zeitlupentempo auswendig zu spielen.
Ich frage meine KL immer, warum sie welches Stueck auswaehlt. Ich muss dabei was lernen, sonst macht es fuer mich auf meinem niedrigen Niveau keinen Sinn. Die letzte Invention wollte ich sogar selber spielen, weil ich mir mit der davor noch sehr schwer getan hab und ich das aendern will.
Was war im Falle der Invention die Antwort deiner Klavierlehrerin auf diese Frage?