Henry
ehemals Alb/Styx
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Wenn Henry spielt schon
Freilich...:
LG
Henry
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Wenn Henry spielt schon
Dann wären vielleicht die Noten der Reihe "Susis Bar Piano" interessant für dich.Mein Traum wäre, in einer Bar als Pianist spielen zu können.
Aus langjähriger Erfahrung kann ich berichten, dass man mit solchen Jobs eine Menge Freude haben kann. Gerade für viele, die "vom klassischen Fach" herkommen, allerdings nicht immer unproblematisch, weil "Kopfsache". Du agierst über weite Strecken hinweg nicht als konzertierender Künstler, sondern bist lebendiger Bestandteil des Ambientes, in dem Du musizierst. Erwartet wird die Fähigkeit, sich optimal aufs Umfeld einzustellen: Leute beobachten können, möglichst notenfrei, versiert und unaufdringlich musizieren, positive und entspannte Stimmung transportieren. Kannst Du sicher kommunizieren mit den Gästen, auch mal reden während des Spielens, erkennen, wann man sich zurücknimmt und wann man "aufdrehen" darf? Kannst Du auch ohne Bleifuß auf dem linken Pedal ganz leise und trotzdem artikuliert spielen? Hast Du auf Wünsche und entsprechende Wahrnehmungen auf der Seite der Gäste immer eine passende Antwort zur Hand? Kommst Du auch mit nicht immer angenehmen Typen unter den Gästen zurecht, die Dich mit steigendem Alkoholpegel dumm anquatschen - oder mit Leuten, die Dir in die Tasten greifen oder mit Dir spontan gemeinsam musizieren wollen, beispielsweise mehr oder weniger gekonnt mitsingen? Manchmal hat man einen professionellen Kollegen unter den Gästen oder diverse Stars geben sich die Ehre - solche Momente gehören zu den Gipfelpunkten einer Laufbahn als professioneller Spezialist für Piano-Livemusik. Denn das Bild vom "Barpianisten" im schlecht sitzenden und abgewetzten Anzug, der in irgendwelchen obskuren Kaschemmen mit gefülltem Whiskyglas (zum Leermachen) und Spendenkörbchen (zum Vollmachen) auf dem Klavier unbeachtet herumklimpert, gehört hoffentlich inzwischen der Vergangenheit an.mir gefällt "Unterhaltungsmusik" auch. Mein Traum wäre, in einer Bar als Pianist spielen zu können.
Kommst Du auch mit nicht immer angenehmen Typen unter den Gästen zurecht, die Dich mit steigendem Alkoholpegel dumm anquatschen - oder mit Leuten, die Dir in die Tasten greifen oder mit Dir spontan gemeinsam musizieren wollen, beispielsweise mehr oder weniger gekonnt mitsingen?
Aus langjähriger Erfahrung kann ich berichten, dass man mit solchen Jobs eine Menge Freude haben kann. Gerade für viele, die "vom klassischen Fach" herkommen, allerdings nicht immer unproblematisch, weil "Kopfsache". Du agierst über weite Strecken hinweg nicht als konzertierender Künstler, sondern bist lebendiger Bestandteil des Ambientes, in dem Du musizierst. Erwartet wird die Fähigkeit, sich optimal aufs Umfeld einzustellen: Leute beobachten können, möglichst notenfrei, versiert und unaufdringlich musizieren, positive und entspannte Stimmung transportieren. Kannst Du sicher kommunizieren mit den Gästen, auch mal reden während des Spielens, erkennen, wann man sich zurücknimmt und wann man "aufdrehen" darf? Kannst Du auch ohne Bleifuß auf dem linken Pedal ganz leise und trotzdem artikuliert spielen? Hast Du auf Wünsche und entsprechende Wahrnehmungen auf der Seite der Gäste immer eine passende Antwort zur Hand? Kommst Du auch mit nicht immer angenehmen Typen unter den Gästen zurecht, die Dich mit steigendem Alkoholpegel dumm anquatschen - oder mit Leuten, die Dir in die Tasten greifen oder mit Dir spontan gemeinsam musizieren wollen, beispielsweise mehr oder weniger gekonnt mitsingen? Manchmal hat man einen professionellen Kollegen unter den Gästen oder diverse Stars geben sich die Ehre - solche Momente gehören zu den Gipfelpunkten einer Laufbahn als professioneller Spezialist für Piano-Livemusik. Denn das Bild vom "Barpianisten" im schlecht sitzenden und abgewetzten Anzug, der in irgendwelchen obskuren Kaschemmen mit gefülltem Whiskyglas (zum Leermachen) und Spendenkörbchen (zum Vollmachen) auf dem Klavier unbeachtet herumklimpert, gehört hoffentlich inzwischen der Vergangenheit an.
Gute Leute können ordentliche Gagen nehmen und Trinkgelder kommen auch ohne Cognacschwenker auf dem Klavierdeckel mit drei Scheinchen drin zum Anfüttern der Spendierfreudigkeit automatisch. Wer den oben erwähnten Bedingungen etwas abgewinnen kann und so etwas nicht nur aus Verlegenheit heraus gerne tun würde, dürfte durchaus Chancen auf ein nicht uninteressantes Betätigungsfeld haben. In pianistischer Hinsicht ist eine Kombination aus sehr gutem technisch-musikalischem Handwerk, Spielfreude, Stilsicherheit und Improvisationsstärke gefragt. Anzuwenden sind diese Attribute an einem breitgefächerten Repertoire, das mehrere Stunden abwechslungsreiches und wiederholungsfreies Spiel ermöglicht.
Das klingt nach allerhand Arbeit für Einsteiger? So ist es. Allerdings ist es nicht unmöglich, diese Herausforderungen zu meistern. Also ran ans Instrument und ein interessantes Repertoire für unterschiedliche Altersgruppen draufschaffen.
Er kennt sich mit der Materie aus und hat darüber auch einige Bücher geschrieben (informativ und kurzweilig zu lesen):
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldemar_Grab
Frohes Schaffen wünscht
mit LG Rheinkultur
Das ist ja das Problem: dass jedermann meint, dass seine kleine Meinung, so unfundiert sie auch sei, als gleichberechtigt oder relevant anerkannt werden möge, weil alles andere ja voll gemein, elitistisch oder was weiß ich ist
Was ist Kitsch?
Ja, des einen Kitsch ist bekanntlich des anderen hohe Schule . Ich hätte dem betreffenden Herrn ja mal den Weg zum Klavier gewiesen, damit er ad hoc demonstriert, was er denn z.B. für Kitsch hält. Meistens sind solche Snobs nämlich nicht in der Lage, den "Kitsch" vernünftig selber zu spielen.EBENDIES gilt auch für ALLE anderen Bereiche/Phänomene, wo jeder meint mitreden zu können/müssen: Kochen, Politik, Hundeerziehung, Impfungen, Schulsystem, Psychologie usw.
Bei einem Empfang wurde ich vor einiger Zeit von einem sehr würdigen sehr alten Herrn angesprochen:
"Ich habe gehört, Sie kultivieren eine Leidenschaft für das Klavierspiel?"
"Allerdings!"
"Mit welchen Komponisten beschäftigen Sie sich denn?"
"Chopin und Mozart."
"Ach, so ein Kitsch?" (mitleidiges Lächeln) "Ich hätte jetzt erwartet, Beethoven, Appassionata, Bach, Goldbergvariationen..."
"Ich halte Chopin und Mozart absolut nicht für Kitsch..."
(Gönnerhaft:) "Na, dann üben Sie mal weiter, damit Sie auch mal was Richtiges auf die Tasten bringen können."
EBENDIES gilt auch für ALLE anderen Bereiche/Phänomene, wo jeder meint mitreden zu können/müssen: Kochen, Politik, Hundeerziehung, Impfungen, Schulsystem, Psychologie usw.
Die Frage ist, ob ein Pianist ein Stück - egal welchen Genres - gerne spielt.
Tut er es nur fürs ihm kulturell fremde Publikum, ist das Prostitution.
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Bei einem Empfang wurde ich vor einiger Zeit von einem sehr würdigen sehr alten Herrn angesprochen:
"Ich habe gehört, Sie kultivieren eine Leidenschaft für das Klavierspiel?"
"Allerdings!"
"Mit welchen Komponisten beschäftigen Sie sich denn?"
"Chopin und Mozart."
"Ach, so ein Kitsch?" (mitleidiges Lächeln) "Ich hätte jetzt erwartet, Beethoven, Appassionata, Bach, Goldbergvariationen..."
"Ich halte Chopin und Mozart absolut nicht für Kitsch..."
(Gönnerhaft:) "Na, dann üben Sie mal weiter, damit Sie auch mal was Richtiges auf die Tasten bringen können."
Mag sein, klingt aber nicht halb so blasiert und hochnäßig wie die Originalkonverstation.Ein paar gesellschaftliche Etagen tiefer wäre der Dialog wohl in etwa wie folgt abgelaufen:
"Ich habe gehört, du kannst Klavier spielen?"
"Allerdings!"
"Was für Musik spielst du?"
"Chopin und Mozart."
"Wirklich? Sowas altes und ödes? Kannst du auch dieses Lied aus der Amelie?"
"Ich halte Chopin und Mozart absolut nicht für langweilig..."
"Na, wenn es dir Spaß macht"
Nimmt sich nicht allzu viel.
Ich hätte dem betreffenden Herrn ja mal den Weg zum Klavier gewiesen, damit er ad hoc demonstriert, was er denn z.B. für Kitsch hält. Meistens sind solche Snobs nämlich nicht in der Lage, den "Kitsch" vernünftig selber zu spielen.
In jedem Fall kann Barratt froh sein, der Unterhaltung mit diesem Spross der Menschenliebe entronnen zu sein.
Touché .Logo dass ich - so liebenswürdig und ehrfürchtig, wie es gegenüber dem hohen Alter und den Verdiensten des würdigen Herrn angemessen war - mit der Frage nach der eigenen musikalischen Kompetenz "konterte".
Es wurde aber nicht besser. Mir wurde mit einem würdevollen Lächeln beschieden, er spiele Violine in einer kleinen Kammermusik-Formation. "Aber nur Bach ... und Beethoven". Dann wanderte er mit seinem Champagnerglas weiter zum nächsten Smalltalk.
Bei unserem nächsten Zusammentreffen (solche Leute haben ja ein höllisch gutes Gedächtnis) identifizierte er mich sogleich als "unsere Chopin-Liebhaberin".
"Ist es mir gelungen, Sie für Bach und Beethoven zu begeistern?"
Woraufhin ich ihm dann graziös und hoffentlich entwaffnend beschied:
"Nein, das ist mir zu schwer. Ich bin immer noch bei Chopin und Mozart."
Schawoll. Es lebe die leichte Muse.
Solche Gespräche hatte wohl jeder mal. Mein persönliches Highlight war:Ein paar gesellschaftliche Etagen tiefer wäre der Dialog wohl in etwa wie folgt abgelaufen:
"Ich habe gehört, du kannst Klavier spielen?"
"Allerdings!"
"Was für Musik spielst du?"
"Chopin und Mozart."
"Wirklich? Sowas altes und ödes? Kannst du auch dieses Lied aus der Amelie?"
"Ich halte Chopin und Mozart absolut nicht für langweilig..."
"Na, wenn es dir Spaß macht"
Nimmt sich nicht allzu viel.
Diese Aussage kann man wie die übrigen Ausführungen problemlos unterschreiben. Der Auftraggeber behandelt Piano-Livemusik übrigens als ein Instrument des Bereichs Verkaufsförderung, der Maßnahmen zur Außenwerbung ergänzt. Letztgenanntes animiert potenzielle Kunden dazu, das Restaurant aufzusuchen und dort zu konsumieren. Erstgenanntes soll die Kunden zum längeren Aufenthalt und zu ausgiebigerem Konsum bewegen, da sich wohlfühlende Gäste durchaus mehr bestellen oder etwas Teureres ordern. Mit Genugtuung darf man es zur Kenntnis nehmen, dass Besucher ihre Zufriedenheit gelegentlich zum Ausdruck bringen und der Geschäftsführer das auch schon mal mitbekommt. In anderen Bereichen des Geschäftslebens spricht man von "Soft Skills", die jeder Skeptiker erkennen sollte, der vorschnell davon ausgeht, am Abend sowieso nicht mehr in der Kasse zu haben, egal ob da einer klimpert oder nicht. Einfühlungsvermögen benötigt ein professionell tätiger Musiker auch, indem er seinen Geschäftspartner als kaufmännisch denkend akzeptiert, der für "hehre Kunst" nicht viel übrig hat, aber diese als Wirtschaftsfaktor sehr wohl schätzt: Es kommen und bleiben Kunden, die es sonst nicht gäbe.Was dabei entscheidend ist: die Klaviermusik des Barpianisten muss den Ohren der Gäste schmeicheln, sie sozusagen unbewusst zum Bleiben, Plaudern, ggf. Essen und Trinken animieren, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu drängen.
Mein persönliches Highlight war:
"Ach, du spielst Klavier? Was spielst du denn da so?" "Chopin momentan." "Ah so. Na ja ich persönlich steh' ja nicht so auf den 80er Jahre Kram."
Nach verblüffter Rückfrage meinerseits stellte sich heraus, daß die Person sich auf den damaligen Hit "I like Chopin" von Gazebo bezog....