Ich versuche das mal zu beschreiben lieber Musicus. Wenn ich am S&S sitze, dann wird jede Nuance durch die Feinnervigkeit des Klaviers "verstärkt". Die geringste Unsauberkeit wird sofort hörbar. Das wirkst sich im guten wie im schlechten aus. Wenn ein Stück richtig, richtig gut sitzt, dann ist das S&S ein Traum. Erst recht, wenn Könner daran "toben".
Ich habe mir zunächst nichts besonderes dabei gedacht, bis Wiedereinsteigerin hier auch äußerte, dass dieses Klavier "unerbittlich" sei.
Ist wie beim Reiten (Vollblüter vs. Warm/Kaltblut) oder beim Autofahren. Wer (noch) nicht so gut fahren kann, landet mit Porsche, Ferrari schneller im Graben als mit XYZ.
Nun stellt sich ganz einfach die Frage nach DEINEM Charakter. Willst Du ein Klavier, dass Dich auf jeden Fehler hinweist oder lieber eines, das Deine mangelnden Fähigkeiten kaschiert. In ersterem Fall ist das S&S ein wunderbarer Lehrmeister und ganz gewiss ein Klavier, das auch dem Profi noch große Freude macht (ich habe bislang nur eines gefunden, das da ran kam und das war ein großes (135/138cm???) Bösendorffer.
Mein Vergleich bezieht sich übrigens nicht einfach auf ein Feurich Klavier. Dem V-125 (obertonreich, Klavier) habe ich einen eher grundtönigen Flügel (!) gegenübergestellt, der von Micha weich intoniert wurde. Hier prallen also Extreme aufeinander: Oberton contra Grundton; Klavier contra Flügel, strahlend klar contra samtig weich. Ich liebe Polarisierungen...:D
Wenn Du nun versuchst, als Anfänger den weichen Flügelklang auf dem V-125 zu erzeugen, so stösst Du an Deine Grenzen. Ein Könner aber schafft das - das genau ist das Potenzial, das eben gute Instrumente haben (und das wir hoffentlich auch irgendwann nutzen können). Ich weiß also, dass auf dem V-125 ein sehr breites Klangspektrum möglich ist, schaffe aber nur einen kleinen Ausschnitt davon. Das ist am Flügel schon allein aufgrund der Tastentechnik leichter.
PS. Gerade für Anfänger ist das Beste gerade gut genug. Könner könnens auch auf dem letzten Hobel....
PPS. Gekämpft wird nicht - es werden einfach die eigenen Unzulänglichkeiten aufgezeigt. Einen Nachteil hat so ein Klavier für Anfänger ganz sicher: Wenn man sich auf dieses feine Spiel "einschiesst" und dann an ein unreguliertes, suboptimales Instrument kommt, dann ist erst mal lange "Vorglühzeit" gefragt...
PPPS. Wenn Du Dich auf diese Preisklasse einschiesst, so macht es m.E. wenig Sinn, überhaupt über Typen nachzudenken. Weil es nämlich in diesem Segment von allen Herstellern wunderbare Instrumente gibt. Und unter diesen wiederum ist die Streubreite höchst beachtlich. Das habe ich beim Kauf meines S&S gemerkt, bei dem mich die typgleichen "Nachbarn" in der Ausstellung nicht interessierten oder auch im Bechstein-Zentrum in Berlin. Hast Du eigentlich Steingräber auf Deiner Liste. Solltest Du!