Ich würde gern diesen schönen Faden aus seiner Versenkung holen und nochmal um Fragen zum Thema ergänzen, an denen ich gerade grübele.. der Hinweis, die Klangvorstellung soll leiten, klingt zwar absolut einleuchtend, aber
Wie kommt ihr überhaupt zu eurer Klangvorstellung?
Um meine Grübeleien zu konkretisieren hier meine zahlreichen Knackpunkte:
1. Also rein aus dem Notentext das Stück zu hören - für mich ist das (noch ?) Zukunftsmusik...
2. Also spiele ich das Stück in gefühlt Zeitlupe erstmals durch. Da erkenne ich im ersten Eindruck Tendenzen, Höhepunkte, Tiefpunkte, Phrasen - aber eine "tragfähige" Klangvorstellung, die mich leitet, habe ich dann bei weitem noch nicht. Oft auch keine wirkliche Vorstellung vom Stück, wie es insgesamt klingen könnte.
3. Dann fange ich an Abschnitte zu üben, für die ich -auch experimentell - Klangvorstellungen (selten ist es nur eine) für diese Abschnitte entwickele. Wenn ich weiter fortschreite und Abschnitte immer mehr zusammensetze, merke ich meistens, dass ich meine Klangvorstellung im Zusammenhang nochmal ganz neu überdenken muss und ich da auch Irrwege gegangen bin.
4. Irgendwann hab ich dann einen halbwegs ganzheitlichen Überblick und auch ein paar halbwegs stabile Ideen zur gesamten Klangvorstellung - manchmal welche, die mich selbst begeistern, oft denke ich mir aber: hm, noch bisschen langweilig, wie peppe ich das auf, wie kann ich das noch weiter gestalten?
Und dann 5. Die Vostellung und Idee wäre zwar da, aber die Umsetzung...
Und 6. Irgendwo zwischen 1 und 5 je nach Stück und Grad des Inspirationsbedarfs höre ich mir Einspielungen auf YT an, die mir z.B a) überhaupt nicht gefallen (was nicht immer heißt, dass ich eine bessere Idee habe, die ich ganz konkret formulieren könnte), b) interessant und lehrreich sind (was nicht heißt, dass ich sie kopieren kann oder möchte) oder c) genial sind, aber ich leider nicht immer genau identifizieren kann, was Herr/Frau xy genau klanglich macht, damit es so genial klingt (also was macht er/sie da genau mit welcher Note, um das so klingen zu lassen...)
Die Schritte 1 bis 6 sind voller Stolpersteine... (obwohl ich die Webseite von
@chiarina zu diesem Thema natürlich schon eingehend gelesen habe...) Bei mir leitet also (mehr oder weniger
) das im jeweiligen Übestadium aktuelle (teilweise rudimentäre und partielle) Stadium einer Klangvorstellung. Also jedenfalls kein in meinem Kopf fertiges, überragendes "Klang-Werk". Leider.
Neben dem für mich mühseligen Weg der Erarbeitung der Klangvorstellung, steckt für mich der Teufel auch im Detail. Ich habe manchmal gar nicht DIE ganz tolle Idee, wie das klingen könnte. Also meine Vorstellung und die Vorstellung was möglich wäre, ist einfach nicht detailscharf genug.
Von der reellen Umsetzung red ich jetzt mal gar nicht, die wird dann ja hoffentlich mit immer besserer, differenzierter Klangvorstellung vielleicht auch irgendwann besser...
Das vielleicht mal zu meinen Grübeleien, weil wenn ich hier im Forum so rumlese gewinne ich immer wieder den Eindruck, als wäre Klangvorstellung was, was von vornherein da sein muss, bevor man überhaupt die erste Taste drückt - und nur ich bin der musikalische Analphabet, bei dem das alles nicht "einfach so" da ist.
Auch eine Klangvorstellung im Kopf zu erarbeiten, finde ich schon ein gutes Stück Arbeit und nicht einfach. Und es ist vorher nicht fertig (und oft am Ende auch noch nicht.. )