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Alle mal festhalten, ich spiele jetzt nämlich einmal den Anwalt des Teufels:
Wait, what? Ein technisch versierter Pianist kann das Finale doppelt so schnell spielen als man es üblicherweise hört, oder damals gehört hat?
Quelle:
https://imslp.org/wiki/Anleitung_zum_Vortrag_Beethovenscher_Klavierwerke_(Marx,_Adolf_Bernhard)
Ohne das Video von Winters gesehen zu haben (Ich kann dessen weinerlichen Singsang in schlechtem Englisch wirklich nicht mehr ertragen), weiß ich, dass er diese Passage als Beweis für sein Hirngespinst angeführt haben wird. Woher ich das weiß? Ich habe das Buch gelesen. Es ist nicht sonderlich lang und man kann viele Abschnitte schnell querlesen, ohne Erkenntnisverlust.
Essenz: Herr Marx anerkennt Czerny und Bülow (Es kann nur Hans von Bülow gemeint sein) als absolute Autoritäten in Sachen Beethoven-Interpretation an. Er weiß um das Metronom, relativiert dessen Gebrauch an einigen wenigen Stellen. So wird eine Metronomisierung in der 9. Sinfonie, an der Beethoven herumgeschraubt hat und dann zum Ergebnis kam, dass man's doch weglassen solle, weil jeder Kunstverständige sowieso wisse, wie es zu spielen sei, angeführt. Allerdings stammt diese Aussage aus einer Überlieferung von Schindler - der geneigte Leser wird entsprechende Prisen Vorsicht zum Genuß bereithalten.
Einiges richtiges schreibt er über den Beethovenschen Klaviersatz, dynamische Abstufungen, Phrasierung, klaviertechnische Voraussetzungen etc.
Wirklich erhellend ist dieses Buch nicht, zumal der zweite Teil mit den angeblichen Anleitungen zum Vortrag ausgewälter Sonaten gelinde gesagt extremst dürftig ist. Das Scherzo und die Fuge aus Op. 106 erwähnt er zum Beispiel mit keinem Wort, auch nicht die tatsächlich originale Metronomisierung. Alles in allem vor allem Geschwafel.
Trotzdem, den Satz bezüglich Op. 101 hat er nun einmal geschrieben - und ich kann mir keinen Reim drauf machen.
Um das zu relativieren:
Bei Marx dauert also Op. 101 eine Viertelstunde und Op. 106 eine halbe Stunde. Ausgehend davon, dass Marx Akademiker war, nehmen wir einfach ct als Annäherung und kommen auf Spielzeiten die den heutigen doch etwas näher kommen.
Tschuldigung, kleiner Exkurs, aber es ist ja auch unterhaltsam (und für mich unabdingbar), Quellenstudium zu betreiben, wenn man eine fundierte Meinung vertreten möchte.
Möge es in diesem Fall zur kopfkratzenden Unterhaltung dienen.
Wait, what? Ein technisch versierter Pianist kann das Finale doppelt so schnell spielen als man es üblicherweise hört, oder damals gehört hat?
Quelle:
https://imslp.org/wiki/Anleitung_zum_Vortrag_Beethovenscher_Klavierwerke_(Marx,_Adolf_Bernhard)
Ohne das Video von Winters gesehen zu haben (Ich kann dessen weinerlichen Singsang in schlechtem Englisch wirklich nicht mehr ertragen), weiß ich, dass er diese Passage als Beweis für sein Hirngespinst angeführt haben wird. Woher ich das weiß? Ich habe das Buch gelesen. Es ist nicht sonderlich lang und man kann viele Abschnitte schnell querlesen, ohne Erkenntnisverlust.
Essenz: Herr Marx anerkennt Czerny und Bülow (Es kann nur Hans von Bülow gemeint sein) als absolute Autoritäten in Sachen Beethoven-Interpretation an. Er weiß um das Metronom, relativiert dessen Gebrauch an einigen wenigen Stellen. So wird eine Metronomisierung in der 9. Sinfonie, an der Beethoven herumgeschraubt hat und dann zum Ergebnis kam, dass man's doch weglassen solle, weil jeder Kunstverständige sowieso wisse, wie es zu spielen sei, angeführt. Allerdings stammt diese Aussage aus einer Überlieferung von Schindler - der geneigte Leser wird entsprechende Prisen Vorsicht zum Genuß bereithalten.
Einiges richtiges schreibt er über den Beethovenschen Klaviersatz, dynamische Abstufungen, Phrasierung, klaviertechnische Voraussetzungen etc.
Wirklich erhellend ist dieses Buch nicht, zumal der zweite Teil mit den angeblichen Anleitungen zum Vortrag ausgewälter Sonaten gelinde gesagt extremst dürftig ist. Das Scherzo und die Fuge aus Op. 106 erwähnt er zum Beispiel mit keinem Wort, auch nicht die tatsächlich originale Metronomisierung. Alles in allem vor allem Geschwafel.
Trotzdem, den Satz bezüglich Op. 101 hat er nun einmal geschrieben - und ich kann mir keinen Reim drauf machen.
Um das zu relativieren:
Bei Marx dauert also Op. 101 eine Viertelstunde und Op. 106 eine halbe Stunde. Ausgehend davon, dass Marx Akademiker war, nehmen wir einfach ct als Annäherung und kommen auf Spielzeiten die den heutigen doch etwas näher kommen.
Tschuldigung, kleiner Exkurs, aber es ist ja auch unterhaltsam (und für mich unabdingbar), Quellenstudium zu betreiben, wenn man eine fundierte Meinung vertreten möchte.
Möge es in diesem Fall zur kopfkratzenden Unterhaltung dienen.