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Es gehört schon eine gewisse Ignoranz dazu, wenn man die durchaus vorhanden Quellen über das Metronom ignoriert und sich stattdessen eine wilde Theorie über halbierte Tempi zurechtbastelt:
Es ist nicht einmal eine Theorie, es ist eine an den Haaren herbeigezogene Hypothese, die sich der Herr als Ausrede für sein Klavierspiel zurechtgebogen hat, um zu rationalisieren, warum ihm die Chopin-Etüden im gebräuchlichen Tempo zu schwer sind.
Was bei dem Typen vor allem nervt, ist das konsequente Ignorieren von direkten und indirekten Beweisen, die seine Hypothese widerlegen, genauso wie er es konsequent vermeidet, einfach mal handfeste Beweise für seine Annahme zu liefern.
Mick, genau richtig, eben diese "Bedienungsanleitungen für das Metronom zu zitieren; sie stammen aus dem British Register von 1816 und der Allgemeinen Zeitung für Musik aus 1817 und sind klare Anweisungen für Komponisten, wie Tempi anhand des Metronoms korrekt zu notieren sind.
Nur mal kurz zusammengefasst, was gegen die Hypothese spricht:
- Die von Mick angeführten Zitate aus der Entstehungszeit des Metronoms, veröffentlich in jeweils für die Sprache relevanten Publikationen.
- Flügel aus der Chopin-Zeit waren leichtgänger, hatten weniger Schwungmasse, geringeren Tastentiefgang und eine geringfügig kleinere Mensur. all das macht es einem Pianisten im Vergleich zu heutigen Instrumenten einfacher, schneller zu spielen.
- Zeitangaben für Konzerte zu Beethovens und Chopins Zeiten, deren Anfangs- und Endzeiten mit den jeweiligen Programmen nicht einmal ansatzweise in Einklang zu bringen sind mit der Hypothese des halben Tempos.
- Konkrete Zeitangaben für spezifische Stücke, wie Liszts Interpretation der Hammerklaviersonate, die etwas eine Stunde dauerte. Rechnet man noch Beifall zwischen den Sätzen hinzu, entspricht das durchaus den Tempi laut Beethovens Metronomangaben, mal davon ausgehend, dass Liszt den langsamen Satz nicht in 6 Minuten heruntergerast hat.
- Die Unmöglichkeit, einen Dreivierteltakt im Tempo irgendwie zu halbieren, vor allem, wenn es wie im Scherzo von Beethovens Op. 106 als 80 punktierte Halbe notiert ist.
- Überlieferungen durch Zeitgenossen, die einen hohen Stand im damaligen Musikleben hatten und deren Schüler konsistente Tempi für Stücke aus der Romantik und Klassik hatten, die durch Tonaufnahmen belegt sind. Genannt seien hier die Schüler von Mikuli, Clara Schumann und Liszt.
- Es fehlt eine in sich schlüssige Erklärung dafür, welche Komponisten zu dieser Hypothese zu zählen sind und ab wann es einen Bruch in der Überlieferung gegeben haben soll, weil schon in der Generation von Brahms, Grieg, Saint-Saens Aufnahmen existieren, die in ihren Tempi (Ja, auch Brahms Tempo im Ungarischen Tanz kann man identifizieren) durchgehend offenhörlich flott waren.
- Es gibt keine einzige schriftliche Hinterlassenschaft eines namhaften (nicht einmal eines unbekannten) Musikers, der explizit von Metronomangaben spricht und dabei 1+1=1 anführt und erklärt.
Flat Earther sind auch gut in so etwas.