Noch ein Beispiel: Schumanns Metronomangaben (mal ab Minute 3 schauen).. sowie ab etwa Minute 5:40.
Für das Thema "Tempi des 19. Jahrhunderts" völlig uninteressant.
Jeder mag Schumann-Stücke so schnell oder so langsam spielen, wie er will.
Wer will, kann ein und dasselbe Stück auch einmal langsamer und ein anderes Mal schneller spielen.
Auch Schumann hat mitunter seine eigenen Tempi geändert. Der Geiger Joseph von Wasiliewski berichtet z. B.:
"... geschah es, daß Schumann nach den As-dur-Variationen des zweiten Quartetts (F-dur) sich mißbilligend über das von uns ruhiger genommene Tempo der Coda äußerte. Als wir ihn in Folge dessen darauf aufmerksam machten, daß er ja ausdrücklich ein ,piu lento' bei dieser Stelle vorgeschrieben habe, erwiederte er mit der größten Bestimmtheit, daß das nicht richtig sei, indem er uns zugleich ersuchte, das Wort ,lento' in ,mosso' umzuändern. Um einen Druckfehler handelte es sich in diesem Falle freilich nicht, denn in dem Manuscript des Meisters ... ist gleichfalls an der betreffenden Stelle ,piu lento' zu lesen. Es ist gewiß nicht zu bezweifeln, daß Schumann ursprünglich für diese Bezeichnung gewesen ist, ebenso aber auch, daß er später seine Ansicht geändert hat."
zit. nach Dietrich Kämper, Zur Frage der Metronombezeichnungen Robert Schumanns, in: Archiv für Musikwissenschaft 21, H. 2. (1964)
Und auch Clara Schumann hat die Stücke ihres Mannes später mit verschiedenen Metronomangaben herausgegeben.
"Von insgesamt 137 zur Untersuchung herangezogenen Metronomzahlen der Einzelausgaben stimmen 81 (= ca. 59%) mit denen der Erstausgaben überein, während 56 (= ca. 41%) von denen der Erstausgaben abweichen."
Als schönes Beispiel der erste Satz der Klaviersonate op. 14:
Robert Schumann gibt in der von ihm selbst besorgten Druckfassung an: Halbe = 58
Clara Schumann edierte in den 1880er Jahren das Werk zweimal.
In der Gesamtausgabe gibt sie an: Halbe = 76
Und in der "instruktiven Ausgabe": Viertel = 126 (also Halbe = 63)