Es geht einfach darum, dass man besser werden möchte. (1) Da ist es Zeitverschwendung Zeit damit zu verbringen das aufzuzählen, was schon gut ist. (2) Es ist einfach ein Fokus auf die Sache, die man gemeinsam erreichen möchte und (3) das Ausblenden persönlicher Befindlichkeiten, weil sie, genau wie in anderen professionellen Umfeldern, wie zum Beispiel dem Broterwerb, einfach nur stören und unangemessen sind.
Ich muss hier einfach nochmal antworten, sieh es mir bitte nach... Besser werden - akzeptiert. Was das genau heißt, bleibt im Dunkeln. Ich wage eine genauere Definition: Differenzierteres musikalisches Verständnis, sowohl intuitiv als auch analytisch; dazu zuverlässigere und möglichst anstrengungslose pianistische Mittel, dies in die Tasten zu bringen. Außerem das Vermögen, wahrzunehmen, ob innerlich und äußerlich Gehörtes Eins werden oder noch ungleich sind. Und zuletzt die Fähigkeit, dies stabil zu wiederholen, auch vor jeder Art Publikum.
(1) Das gilt nur, wenn Schüler und Lehrer stillschweigend davon ausgehen, dass "das Gute" bereits zum sicheren Spielvermögen des Schülers gehört. Wenn es zum ersten Mal auftritt, kann es dem Schüler völlig unbewusst sein, oder er kann das Ausmaß noch nicht einschätzen ("ist es schon laut genug?"), oder nicht wissen, wie, wann, wo er es reproduziert.
(2) Einverstanden. Da bleibt die sehr wichtige Frage offen, was "die Sache, die man erreichen möchte" genau ist, und welche Mittel tatsächlich nötig oder unnötig sind, um sie zu erreichen.
(3) "Befindlichkeiten stören und sind unangemessen" - Das kann je nach Situation sehr gut sein! Ein Ziel des Unterrichts ist es, genau dieses Störende sein zu lassen, sich abzugewöhnen, nicht mehr darauf zu achten, ihm weniger Einfluss zu gestatten... Das kann manchmal durch schlichtes Ignorieren gelingen. Oft tut es das aber nicht, sondern es schwelt unterschwellig irgendwo weiter. Dann kann es zu Auftrittsängsten, Unsicherheit, Demotivation usw. führen. Da brauche ich auch das Argument der Nächstenliebe nicht mehr anführen, sondern kann auch nüchtern sagen: Wenn ein Horowitz aus Angst jahrzehntelang nicht auftritt, entsteht ein wirtschaftlicher Totalschaden. Vielleicht wäre die Geschichte anders ausgegangen, wenn irgendwelche Befindlichkeiten, die ggf. auch nur mittelbar mit dem Musizieren zu tun haben, etwas mehr Zuwendung gefunden hätten.
Ja, auch die harte Schule bringt hervorragende Künstler / Sportler hervor. Der Preis ist allerdings ein sehr hoher "Ausschuss" an "Gescheiterten", nämlich denen, die diesen Druck nicht aushalten wollten oder konnten. Und wie die "Hervorragenden" unter innerem Druck stehen, konnte man sich beim letzten Olympia angucken, als die beste Turnerin der Welt wegen "persönlicher Befindlichkeiten" einfach alles absagte.
Allerdings
@Sven kann ich mir vorstellen, dass unsere Vorstellungen von gutem Unterricht recht nah beieinander liegen, und wir ein "Eingehen auf persönliche Befindlichkeiten" nur ganz unterschiedlich definieren.
Du gehörst also auch zu denen, denen es schwerfällt, sich einfach auf den sachlichen Inhalt von Aussagen zu konzentrieren, und die Aussagen einfach "wegen des Tonfalls" ablehnen...
Das verstehe ich nicht. Erwartest du damit, dass man [d]eine Aussage[n] auf ihr sachliche Essenz hin filtert und alles was mitschwingt ignoriert, bist aber selbst nicht gewillt oder in der Lage, dich sachlich auszudrücken ohne "den Tonfall", der manche vor den Kopf stößt?