Was erwarten eure Lehrer (im Amateurbereich) von euch?

Im Gegensatz zu hasenbein, der ja sehr starke Emotionen äußert (Entsetzen .... - vielleicht doch mal hierzu greifen:
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,
bin ich da doch äußerst entspannt.

Ich wundere mich nur, ich wundere mich sehr .... . Sehr oft, wenn es um Emotionen von Schülern im Klavierunterricht geht, gibt es ausgesprochen starke Reaktionen, nicht nur in diesem Faden. Sehr beliebt ist dann der Spruch, der Lehrer sei ja kein Psychologe.

Nö, ist er auch nicht. Schuster bleib bei deinem Leisten. Aber soweit ich es mitbekommen habe, ist ein Lehrer doch noch ein Mensch, oder vertue ich mich da gerade?

Es geht hier um eine Äußerung von Frust und Tränen, die im Kontext einer Unterrichtsstunde auftauchten. Da ist es doch wohl nur menschlich, dem zuzuhören und empathisch zu reagieren. Mehr verlangt hier niemand, im Gegenteil noch nicht mal das. @Muck schreibt mit sehr viel Selbstkritik, m.E. sogar deutlich zu viel. Ein Psychologe therapiert, ein Mensch hört zu., gibt ggf. seine Sicht zum Besten. Was soll daran Psychologie sein?

Ein Lehrer soll kein schlechtes Selbstbewusstsein stärken? Ein Lehrer hat ständig mit Selbstzweifeln, Lampenfieber, Frusterlebnissen u.ä. von Schülern zu tun. Seine Aufgabe ist es, einen grundsätzlich ermutigenden Unterricht zu geben. Kritik kann ermutigend oder destruktiv rüberkommen bzw. vermittelt werden. Es kommt dabei insbesondere auf die nonverbale Kommunikation an. Welcher Tonfall, welcher Gesichtsausdruck, welche Mimik .... . Ein Lehrer hat sogar sehr großen Einfluss auf das Selbstbewusstsein seiner Schüler, dessen sollte er sich bewusst sein. Wie er wo welche Grenze zieht, mit welcher Haltung er seinen Schülern begegnet, wie unterschiedlich er sie behandelt, ist selbstverständlich individuell und sollte es auch sein.

Aber Emotionen aufzunehmen, die im Zusammenhang mit Unterrichtssituationen entstehen, ist selbstverständlich Aufgabe des Lehrers, denn er war ja an diesen Situationen beteiligt. Mehr ist es nicht - und das hat mit Psychologie nichts zu tun, sehr wohl aber mit Menschlichkeit und vielleicht einem etwas ganzheitlicheren Verständnis der Lehrerolle, die das Wissen miteinbezieht, dass Klavierspielen und Musizieren ohne Entwicklung der Persönlichkeit, der persönlichen Ausdruckskraft und emotionalen Sensibilität nicht funktioniert.

Liebe Grüße

chiarina
 
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Nö, ist er auch nicht. Schuster bleib bei deinem Leisten. Aber soweit ich es mitbekommen habe, ist ein Lehrer doch noch ein Mensch, oder vertue ich mich da gerade?
@chiarina Das ist so schön zusammengefasst. Es ist ein Beruf mit Menschen und der Umgang mit Menschen erfordert immer ein gewisses Maß an Verantwortung und auch an Demut (sich bewusst zu machen dass man auch Schaden verursachen kann).
Ärzte und Pfleger sind es auch oft leid alle zu besäuseln, die würden auch lieber einfach machen wofür der Patient kam. Scheiß doch auf die Angst, Festhalten und rein mit dem Ding, dafür kam er ja oder nicht?😅

Zudem @hasenbein ist der Schüler dein Kunde. Solang genug nachkommt brauchst du dir freilich keine Sorgen machen wie du unterrichtest. Wären die Alternativen (fachlich gesehen) zahlreicher, würde man mit der Einstellung nicht mehr weit kommen. Du würdest auch in kein Restaurant gehen wo man dir den 4Sternefraß in einer Hundschüssel vor die Füße knallt. Möchte ich sehen, ob du das bezahlen wolltest, wenn das Restaurant nebenan den selben 4Sternefraß MIT Service/ Tisch und Sesseln anbietet. (Wobei, vielleicht schon wenn’s sehr sehr billig ist? 🤔)
Aber ich würde mich wetten trauen, dass du in deinem Unterricht so ziemlich das Gegenteil von dem bist, als was du dich hier so (zu) vehement positionierst. 😜 sonst wärst du längst arbeitslos. So gut kannst dann auch wieder nicht sein, dass du nicht ersetzbar wärst ;)

Aber vielleicht hört man in diesen Diskussionen wer hier Pädagoge ist und wer sich nur mit unterrichten am Leben hält (als Notnagel). ECHTE Pädagogen (egal in welchem Fachbereich) sind ein rares und unbezahlbares Gut!
 
Alter Schwede. Aus der ersten Ballettstunde würden so einige anscheinend noch vor Ende heulend rausrennen.

Lasst euch gesagt sein: Meine beste Trainerin war die, die am meisten kritisiert hat. Dafür wird sie schließlich bezahlt.
Jedes "Heititei" ist nur Zeitverschwendung.

Wie soll einen (womöglich noch gelogenes) Lob weiter bringen, als Informationen was man noch verbessern kann?
 
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Mein Beitrag bezog sich nur darauf, dass man nicht einfach pauschal auf die Psyche anderer sch…. kann. Wer Probleme hat sucht sich diese nicht aus und dann ist man einfach etwas „taktvoller“. wenn man das nicht erträgt, empfiehlt man den Schüler woanders hin. Aber man kann sich doch wohl „schadfrei“ kreativ aus der Affäre lavieren oder? Der Schüler muss ja nicht etwas lernen. Wer das nicht aushält geht dahin wo es für ihn passt. Das ist dann aber eine Aktion auf der Schülerseite, sich zu überlegen was er will und nicht Aufgabe des Lehrers einem Privatschüler klarzumachen was er auszuhalten hat.
 
Alter Schwede. Aus der ersten Ballettstunde würde so einige anscheinend noch vor Ende heulend rausrennen.

Lasst euch gesagt sein: Meine beste Trainerin war die, die am meisten kritisiert hat. Dafür wird sie schließlich bezahlt.
Jedes "Heititei" ist nur Zeitverschwendung.

Wie soll einen (womöglich noch gelogenes) Lob weiter bringen, als Informationen was man noch verbessern kann?
Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich intensive und effektive Arbeit und Menschlichkeit o.ä. ausschließen?

Von Lob und "Heiteitei", was immer das auch sein soll, hat hier kaum jemand geredet.

Liebe Grüße

chiarina
 
Alter Schwede. Aus der ersten Ballettstunde würden so einige anscheinend noch vor Ende heulend rausrennen.

Lasst euch gesagt sein: Meine beste Trainerin war die, die am meisten kritisiert hat. Dafür wird sie schließlich bezahlt.
Jedes "Heititei" ist nur Zeitverschwendung.

Wie soll einen (womöglich noch gelogenes) Lob weiter bringen, als Informationen was man noch verbessern kann?
Leute, die an die Spitze wollen und unter dem dort herrschenden immensen Druck auch bestehen sollen (egal in welcher Disziplin), sind mit solchen Lehrern gewiss am besten bedient. Der Weg dorthin ist zumeist auch aus anderen Gründen alles andere als schmerzfrei, man muss immer wieder quälend rücksichtslos gegen sich selbst sein, Steine aus dem Weg räumen, sich durchsetzen in so manchen mehr als nervenaufreibenden (z.T. nicht gerade von Gerechtigkeit strotzenden) Situationen und bereit sein, sehr viele andere Dinge dem einen großen Ziel unterzuordnen, von dem man nichtmal sicher sein kann, es überhaupt zu erreichen. Dies alles erfordert eine sehr stabile psychische Konstitution und auch viel Rückhalt im persönlichen Umfeld. Auf diesem Weg ist es sicher dienlich, wenn man die ein oder andere negative Erfahrung, vielleicht auch bewußte Kränkung schon von klein auf zu bewältigen gerlernt hat, oder eben auch ehrlich gesagt bekommt, wo man gerade steht. In Watte gepackt zu werdem, bremst da nur einen Reifeprozess, der einfach durchlaufen werden muss. Wenn man den nicht durchsteht, ist man weiter oben dann sowieso verloren. Grenzen der Belastbarkeit gibt es natürlich auch hier, und die sollte ein guter Lehrer auch bei diesem auf Spitzenleistungen abzielenden Lehrer-Schüler Verhältnis erkennen und respektieren.

Das ist jetzt aber nicht die gleichen Grenzen, worum es bei ambitionierten Hobbymusikern geht. Die dürfen zurecht sagen, dass im Unterricht auch der Spaßfaktor gewahrt werden soll, dass Leistungsorientierung und Perfektionismus eben da auch Grenzen hat, wo das Hobby nicht mehr Ausgleich bleibt, sondern ein zu hohes Maß an Anstrengung und zeitlicher Beanspruchung mit sich zu bringen droht.
 
@Felix Hack Wie kommst du denn auf den Quatsch?
Da sind ja so ziemlich alle negativen Klischees vereint.
Klingt als hättest du nichtmal mit jemandem gesprochen der in einem professionellen Umfeld Bühnentanz trainiert.
 
@chiarina wenn du mich schon zitierst möchte ich betonen: du hast meinen Beitrag völlig falsch verstanden. Oder beziehst du dich gar nicht darauf?
Natürlich muss man die Probleme, die im Unterricht oder beim Üben auftreten, bearbeiten. Frust, Auftrittsangst oder ähnliches, logisch. Ich habe nichts anderes geschrieben.

Schon interessant, wie mit solchen Beiträgen verfahren wird, die sich um eine gewisse "Versachlichung" bemühen. So von wegen "starke Emotionen" würde ich da in den Reaktionen durchaus eine Komponente sehen. @hasenbein stimme ich seltener zu, eben weil er eher ruppig ist, aber in diesem Fall tue ich das, auch wenn ich es wesentlich weniger dogmatisch/hochemotional ("Entsetzen", ist übertrieben) sehe. Was ich formuliert habe.

@Sven man muss auf den Schüler eingehen, gerade auf Kinder, denen gegenüber man als Lehrer eine große pädagogische Verantwortung hat! Meinen Lehrer damals haben andere nur "sehr streng" genannt. Ich kann rückblickend sagen, dass er ein Vollversager war, der seine Unfähigkeit als Lehrer hinter seiner übertriebenen Strenge verbarg. Er hätte mir das Klavier wirklich vermiesen können, hat er aber, trotz größter Anstrengung, nicht geschafft.
 
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Das, was @Sven beschreibt, ist autoritäres Verhalten. Es gab und gibt Arschloch-Dirigenten, Arschloch-Regisseure und natürlich auch Arschloch-Lehrer, die mit autoritärem, aggressivem Gebaren aus ihrem Menschen-Material das Maximum herausquetschen wollen. Letztendlich geht es ihnen aber gar nicht um die Menschen, sondern um die eigene Macht und Machtausübung. Ich habe immer den Verdacht, dass diese autoritären Personen extrem eitel sind (vielleicht z.T. sogar narzisstisch veranlagt) und gleichzeitig irgendwelche Komplexe mit sich herumtragen und sich selbst durch ein solches Verhalten aufzuwerten versuchen. Es gab in meinem Umfeld eine Klavierlehrerin, die den Ruf hatte, dass man nach den ersten Stunden bei ihr „nur heulen“ würde. Hinter solchen autoritären Verhaltensweisen steht offenbar die schlechte alte Vorstellung, man müsse den Schüler zuerst brechen, bevor man ihn formen kann.

Es gab aber auch immer schon Lehrer - u.a. an Musikhochschulen die erfolgreichsten überhaupt - die Autoritäten sind, jedoch nicht autoritär. Lehrer, die wissen, wie man dem Schüler mit Respekt begegnet und ihm genau das gibt, was er braucht (und natürlich brauchen manche Schüler auch mal einen „Arschtritt“). Das sind Lehrer, die nicht nur nach Schwächen fahnden, sondern vor allem die Stärken (die jeder irgendwo hat!) fördern. Lehrer, die sich als Erster unter Gleichen betrachten. Lehrer, die wissen, wie man Schüler dazu motiviert, das Maximum ihrer Möglichkeiten zu entfalten - und nur darum sollte es ja schließlich in jedem Unterricht gehen.
 
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Das, was @Sven beschreibt, ist autoritäres Verhalten. Es gab und gibt Arschloch-Dirigenten, Arschloch-Regisseure und natürlich auch Ardchloch-Lehrer, die mit autoritärem, aggressivem Gebaren aus ihrem Menschen-Material das Maximum herausquetschen wollen. Letztendlich geht es ihnen aber gar nicht um die Menschen, sondern um die eigene Macht und Machtausübung. Ich habe immer den Verdacht, dass diese autoritären Personen extrem eitel sind (vielleicht z.T. sogar narzisstisch veranlagt) und gleichzeitig irgendwelche Komplexe mit sich herumtragen und sich selbst durch ein solches Verhalten aufzuwerten versuchen. Es gab in meinem Umfeld eine Klavierlehrerin, die den Ruf hatte, dass man nach den ersten Stunden bei ihr „nur heulen“ würde. Hinter solchen autoritären Verhaltensweisen steht offenbar die schlechte alte Vorstellung, man müsse den Schüler zuerst brechen, bevor man ihn formen kann.

Äh, ne, überhaupt nicht. Das ist das, was @Felix Hack und anscheinend auch du da reininterpretierst.

Es geht einfach darum, dass man besser werden möchte. Da ist es Zeitverschwendung Zeit damit zu verbringen das aufzuzählen, was schon gut ist. Es ist einfach ein Fokus auf die Sache, die man gemeinsam erreichen möchte und das Ausblenden persönlicher Befindlichkeiten, weil sie, genau wie in anderen professionellen Umfeldern, wie zum Beispiel dem Broterwerb, einfach nur stören und unangemessen sind.

Wenn man das will, muss man zum Kaffeekränzen gehen, aber nicht versuchen eine Kunst an einem Instrument zu lernen, was einem alles andere als schnelle Erfolge ermöglicht.
Statt Klavier sollte man dann lieber Schlaggitarre lernen, statt Ballett lieber Zumba.

Punkte zu benennen, die verbessert werden müssen, nennt man nunmal Kritik. Das ist ein völlig wertfreier Begriff, der anscheinend bei einigen extrem negativ aufgeladen ist.
Wenn ich Leute nach Feedback frage, sage ich oft: "Ehre mich mit deiner Kritik."
 

Punkte zu benennen, die verbessert werden müssen, nennt man nunmal Kritik. Das ist ein völlig wertfreier Begriff, der anscheinend bei einigen extrem negativ aufgeladen ist.
Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens gilt: Der Ton macht die Musik. Wenn etwas Sch… ist, sollte es auch so benannt werden. Trotzdem ist es wünschenswert, daß der Kritisierte sich nicht gedemütigt fühlt und das „Schlachtfest“ erhobenen Hauptes verlassen kann. Eine Herausforderung sowohl an den Kritiker/Lehrer als auch (!) an den Kritisierten/Schüler! Aber die Menschen sind offensichtlich dünnhäutiger geworden.
 
@Sven ich hätte da noch ewig so weiterschreiben können:-) speziell an Tanzen / Ballett hab ich da jetzt aber nicht gedacht.
War auch nicht als Kritik an der von Dir als "besten Lehrerin" geschilderten Trainerin gedacht, die ja dann auch mitentscheidend war, dass Du das Tanzen zum Beruf machen konntest. Ich denke, ein guter Lehrer sollte klarstellen, dass Spitzenleistungen (in den allermeisten Fällen) nicht ohne Schweiß, außergewöhnliche Disziplin und auch Verzicht auf vieles andere zu haben ist. Stets klare Ansagen seitens des Lehrers, was verbessert werden muss, gehören da auf jeden Fall dazu. Wichtig für den Schüler ist es, diese Verbesserungen erleben zu können, da hat er mehr davon, als von pädagogisch motiviertem Lob, das sowieso als ein solches durchschaut wird. Echtes Lob darf und muss auch sein, aber nur dann, wenn es auch wirklich gerechtfertigt ist, d.h. der Schüler erkennbar "gewachsen" ist. Ich hab auch nicht gemeint, dass der Schüler gedemütigt werden soll, sondern dass er fit gemacht werden soll, auch mit Kränkungen umgehen zu können, die dann spätestens dann, wenn man in der Öffentlichkeit steht, irgendwann nicht ausbleiben werden.
 
Also, mir ist es wichtig, Kritik zu üben, aber den Schüler nicht mal subtil "zwischen den Zeilen" zu erniedrigen oder anzugreifen. Das ist sehr wichtig, alles andere drängt einen Schüler in eine ungesunde defensive Position.
Was ich denke und was ich sage, kann durchaus sehr unterschiedlich sein. Diese Professionalität habe ich.
Natürlich sage ich etwas, wenn ich wiederholt den Eindruck habe, dass nicht geübt wurde, aber auch mit der Nachfrage, warum. Gibt ja mannigfaltige Gründe, warum man nicht üben kann. Bei faulen Ausreden aber werde ich deutlich, wahre aber immer den Respekt, den ich auch vom Schüler erwarte.

@Sven positives Feedback zu geben ist niemals Zeitverschwendung, und ich verstehe nicht, warum das nicht möglich sein soll. Es geht ja nur um das Feedback, nicht darum, einen Schüler ungerechtfertigt zu bauchpinseln. Ich freue mich, wenn ein Schüler einen tollen Fortschritt gemacht hat, und ein schwieriges Stück wirklich gut gemeistert, und sage das auch. Dann freuen wir uns gemeinsam, und das ist auch Lohn für mich.
Aber ja, ich kenne einige Lehrer, die nach dem Motto unterrichten: Nicht gemeckert ist genug gelobt. :003:
 
Punkte zu benennen, die verbessert werden müssen, nennt man nunmal Kritik. Das ist ein völlig wertfreier Begriff, der anscheinend bei einigen extrem negativ aufgeladen ist.
Es ist ein sachlicher Begriff aber es kommt sehr wohl drauf an ob die Intention dahinter stimmt. Du kannst Menschen auch Komplimente machen die dazu führen, dass sie sich gedemütigt fühlen. Authentizität ist das was jemanden glaubhaft macht. Und eine sachliche Kritik bleibt solange sachlich, wie der Übermittler diese authentisch als sachlich vermittelt.

Hast du mal mit einem echten Narzissten zu tun gehabt? Das hält auch der stabilste Mensch nicht ewig aus und schon garnicht (!) wenn er von diesem etwas benötigt/ abhängt. Kommunikation auf das gesprochene Wort zu beschränken und sich über die Reaktionen zu wundern ist übrigens ein typisches Muster das bei Narzissten auftaucht. „Aber warum heult es denn? Ich hab doch garnichts gemacht, nur gesagt dass es klein und hässlich ist. Das ist doch nur die Wahrheit, sei mir nicht bös das muss es selbst doch sehen. Völlig überempfindlich.“
 
Ja, @hasenbein, das kommt vor, wenn etwas total übertrieben formuliert wird. Und es wäre schon echt schneeflockig, wenn Du damit nicht umgehen könntest, denn Du erwartest das ja auch von den anderen, nicht wahr?
:-D

("Ruppig" war ein Euphemismus, btw.)
 
Ich bin entsetzt, was hier für ein Bohei um nichts gemacht wird.
Und ich staune, was hier teilweise für ein "Bohei" um einfachste, elementarste Dinge des zwischenmenschlichen Miteinanders veranstaltet wird. Dass Niedermachen etwas anderes ist als sachliche Kritik etwa - κρίνειν heißt so viel wie "(unter-)scheiden, trennen, beurteilen", nicht "draufhauen" oder "zerstören". Wenn der Schüler heulend aus dem Unterricht rennt, ist sicher etwas gewaltig schiefgelaufen - und das muss keineswegs nur am Schüler und dessen Überempfindlichkeit und Kritikunfähigkeit liegen. Wo "persönliche Befindlichkeiten" pauschal nur als Schwäche und "Mimimi" gelten, nur "stören und unangemessen sind" (und darum in Grund und Boden gestampft werden, sobald sie sich zeigen), regiert ein autoritäres Denkmuster und Verhalten, das allerdings auch Rückschlüsse auf den Betreffenden zulässt. Sicher kann man auch von solchen Leuten etwas lernen. Aber warum sollte man sich das auf Dauer antun, wenn es mit einem anderen Lehrer auch anders - und deswegen fachlich nicht weniger kompetent - geht.
 
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Meine beste Trainerin war die, die am meisten kritisiert hat. Dafür wird sie schließlich bezahlt.
Jedes "Heititei" ist nur Zeitverschwendung.

Wie soll einen (womöglich noch gelogenes) Lob weiter bringen, als Informationen was man noch verbessern kann?
Man kann nur besser werden, wenn man auch vermittelt bekommt, was man gut macht/was gelungen ist!
Das nennt man ein differenziertes Feedback. (Das hatte ich auch als Erwartung an eine(n) gute(n) KL in einem anderen Faden benannt.)

Ich habe übrigens selbst als Lehrkraft einige Zeit gebraucht, um das zu verstehen.
Denn vor einigen Jahren war die "Fehlerkultur" in den Schulen noch ziemlich dominant.
Man streicht die Fehler in einem (fremdsprachlichen) Text an. Basta.
Man sagt einer Referendarin, was alles schief gelaufen ist in einer Stunde. Peng, aus.
(Das scheint im Klavierunterricht der 60/70er Jahre ähnlich gewesen zu sein. Eine frühere Kollegin von mir erzählte, wie ihre KL immer sofort "Fehler" rief, wenn sie sich vertan hatte.)

Heute:
Egal, ob fremdsprachlicher Text einer Sechstklässlerin oder Unterrichtsstunde eines Referendars:
Es wird gewürdigt, was gelungen ist, funktioniert hat und was nicht.
Also:
Z.B. in einem Text mit Grün gute Sätze, gut ausgesuchte Wörter etc ... markieren. (Meine SuS suchten schon gleich bei Rückgabe einer Klassenarbeit nach den "grünen Stellen".)
Bei der Besprechung einer Unterrichtsstunde wird genau analysiert, was funktioniert hat und was nicht - natürlich unter Beteiligung der unterrichtenden Person.
(Die Fähigkeit zur Selbstreflexion zählt übrigens im Schulbereich ausdrücklich bei Bewertungen aller Art mit.)

Beispiele aus meiner letzten Klavierstunde:
KL: In der ersten Hälfte des Stücks konnte ich mich einfach zurücklehnen. (= Lob).
KL: Hatten Sie das Gefühl, dass Sie in Takt X ein ritardando spielen?
Ich: Äh, ja.
KL: Das hat man nicht gehört. Das war zu wenig. Da muss mehr kommen. (Kritik in Form eines Verbesserungsvorschlags)

Mit dem Begriff des "Heititei" kann ich persönlich überhaupt nichts anfangen.

Wenn ich jetzt an die Situation denke, die @Muck schildert, hätte ich erwartet, dass eine Bemerkung kommt wie "souverän gespielt" (das schreibe ich jetzt einfach mal so aufgrund dessen, was ich von @Muck auf der Basis ihrer Beiträge weiß, ohne sie je gehört zu haben) und dann die Bemerkung "aber in Takt X unbedingt den Notentext berücksichtigen".

Manche Lehrkräfte denken vermutlich, "Ich will alles geben, damit meine SuS weiterkommen", und denken, dass sich das auf Kritik/Verbesserungsvorschläge beschränkt.
Das ist falsch. (siehe Eingangssatz)
 
Ich verwende das Wort Kritik in meinem Sprachgebrauch nur sehr selten. Ich rede von der gemeinsamen Arbeit, die den wesentlichen Teil des Klavierunterrichts ausmacht. Ich glaube nicht, dass meine Schüler diese intensive Interaktion überhaupt als Kritik empfinden - ich werde sie gleich mal fragen! :003: Denn die Arbeit ist ja methodisch sehr vielfältig, es geht immer um die Verbesserung des Klangs, der Interpretation, der musikalischen und pianistischen Fähigkeiten. Methoden dieser gemeinsamen Arbeit sind z.B.
  • der Lehrer spielt vor
  • gemeinsames Musizieren
  • der Lehrer fragt
  • der Lehrer fordert auf
  • nonverbale Kommunikation (Mimik, Gestik)
  • ...
Der Lehrer übernimmt dabei verschiedene Rollen und das macht den Unterricht sehr lebendig und gleichzeitig sehr effektiv. Ein Unterricht, der nur darin besteht "Schüler macht, Lehrer sagt (was noch nicht gut ist)" ist absolut veraltet mit sehr negativen Folgen für den Schüler (Unselbständigkeit, Abhängigkeit vom Lehrer, mangelhafte Ausbildung von Kreativität, Problemlösekompetenz, Selbstverantwortung, Selbstwirksamkeit u.v.a.).

Selbstverständlich gibt der Lehrer während des Unterrichts Feedback. Er bekommt auch ständig welches. Diese Interaktion ist das spannende und dabei steht Kritik nach meiner Erfahrung überhaupt nicht im Vordergrund, sondern beide sind beschäftigt und glücklich in der Arbeit am Klang, an der Beschäftigung mit Musik.

Wenn nun in dieser gemeinsamen Arbeit Gefühle beim Schüler entstehen, wie @Muck sie beschreibt, wird die gemeinsame Arbeit gestört. Es ist vollkommen egal, ob der Lehrer was falsch gemacht hat oder ob @Muck Asperger hat oder dünnhäutig ist - für die gemeinsame Arbeit zählt nur, dass diese Gefühle da sind. Die aufzunehmen, wahrzunehmen und einfach als gegeben anzunehmen ist aus meiner Sicht Aufgabe des Lehrers. Das hat mit Psychologisieren oder Heiteitei absolut nicht das Geringste zu tun. Es kostet noch nicht einmal viel Zeit. Und hat den Vorteil, dass man etwas übereinander gelernt hat: der Lehrer über den Schüler und der Schüler über den Lehrer. Das reicht völlig aus.

Lieber @Sven, es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass man in einer wertschätzenden und angenehmen Unterrichtsatmophäre besser, intensiver und umfassender lernt. Das gilt auch für Profis! Wer macht die Unterrichtsatmosphäre? Lehrer und Schüler bzw. deren Arbeit und Kommunikation. Eine angstbesetzte Unterrichtsatmosphäre, in der Fehler eine zentrale Rolle einnehmen, ist für jeden schlecht. Der eine kann halt damit besser umgehen als der andere. Es scheint sich ja auch im Ballettunterricht momentan viel zu tun: https://www.faz.net/aktuell/feuille...ballettschulen-noch-zeitgemaess-16653031.html ; https://www.br-klassik.de/aktuell/n...ettakademie-musikhochschule-muenchen-100.html

Sehr interessant finde ich diesen Artikel: https://www.zeit.de/zustimmung?url=https://www.zeit.de/kultur/2019-09/ballett-koerperbild-frauen-mechanik-sport-emanzipation , daraus zitiert:

"Nach jahrelangem intensivem Balletttraining, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich wohl keine "Ballerina" werden würde, war mein Erstaunen groß, als ich mich in einer Klasse wiederfand, in der mit für mich gänzlich neuen sprachlichen Bildern hantiert wurde. Zum Beispiel: "Bein loslassen", anstatt "Bein hoch". Es ist und bleibt ein Grand Battement, der Unterschied ist trotzdem groß. "Bein hoch" impliziert Muskelkraft, mit der ein Körperteil gegen die Schwerkraft transportiert werden soll. "Bein loslassen" dreht das Bild um, die Hüfte avanciert zum Dreh- und Angelpunkt, von wo aus eine luftige Bewegung stattfinden kann. Plötzlich war meine Wirbelsäule eine mobile Perlenkette und nicht nur etwas, das aufrecht zu sein hatte. Und dann das Turnout! Hatte ich früher für eine Erste Position zunächst die 180 Grad auswärts gedrehten Füße platziert, um dann die Knie zu strecken und mich aufzurichten, ging es nun darum, aus einer parallelen Fußstellung die Beine von der Hüfte auswärts zu rotieren. Was dabei herauskommt, sind tendenziell keine 180 Grad, es ist von Körper zu Körper verschieden und entspricht den unterschiedlich geformten Skeletten.

Ballettunterricht, der demgemäß auf Funktionalität und nicht auf Manierismus abzielt, interessiert sich für die Vielfalt der Körper. Für die Ermächtigung dieser Körper eigenständige Konzepte von Konzentration und Kraft zu entwickeln. Dass Kraft nicht nur Potenz ist, sich gegen die Schwerkraft zu behaupten, das habe ich mittlerweile gelernt. Mit den physikalischen Kräften zu arbeiten, anstatt gegen sie, ermöglicht einen effizienten Energieeinsatz. Unterstützende sprachliche Bilder im Ballettunterricht anzubieten, ermöglicht Leichtigkeit und Lust.
"

Man sieht hier sehr schön: Kritik ist nicht gleich Kritik! Ich zweifle sehr daran, dass es überhaupt sachliche Kritik gibt. Wer sollte sie definieren? Sie richtet sich ja immer an einen Empfänger und benötigt einen Sender. Definiert der Sender die angebliche Sachlichkeit oder vielleicht nur der Empfänger oder beide? Wie wir spätestens seit dem 4-Ohren-Modell von von Thun wissen, gibt es reine Sachlichkeit überhaupt nicht.

Ich meine, dass der Sinn einer Kritik im Unterricht darin besteht, ob sie etwas verbessert oder nicht. Das ist das einzig wichtige, da kann sie so sachlich sein wie sie will. Und wer weiß überhaupt, dass die Kritik des Lehrers von @Muck "sachlich" war? Fest steht, dass sie Frust, Selbstzweifel und Trauer ausgelöst hat. Ich schließe mich @Daina an, die sagt, dass sie höchst erstaunt ist, was für ein Bohei darum gemacht wird von manchen, dies einfach anzunehmen. Ich finde es außerordentlich unprofessionell, @hasenbein, mit welcher Selbstverständlichkeit du dir erlaubst, ein Urteil abzugeben über eine Unterrichtssituation, bei der du nicht dabei warst! Das zeugt leider nicht von einer hohen Kunst des Lehrens, die weiß, dass Reaktion und Aktion immer in einem voneinander abhängigen Verhältnis stehen.

Was positives Feedback angeht, schlage ich vor, einfach noch mal die Bemerkungen von @Stilblüte weiter oben zu lesen. Gerade begabte Menschen machen vieles aus Intuition richtig. Darüber zu reflektieren und Unbewusstes bewusst zu machen ist absolut wichtig für die weitere Entwicklung. Nicht nur bei begabten Menschen.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: @antje2410: mich hatte dein Satz " Aber ich bin als KL nicht die Psychologin des Schülers. Ich kann "Mimimis" mal auffangen, aber ich bin nicht in der Pflicht, schlechtes Selbstbewußtsein zu stärken oder ähnliches." sehr gestört und tut es auch noch. Auch dass du @Mucks Gefühle u.ä. als "Mimimis" bezeichnest. Ich freue mich aber, dass du deinen Beitrag im Folgenden differenziert hast, so verstehe ich dich besser!
 
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