Guten Morgen
Ja, das gilt selbstverständlich auch für die Paganini-
Variationen von Lutoslawski, ebenso wie für die Paganini-
Variationen von Brahms, die Paganini-Rhapsodie von Rach-
maninow, die Grandes Etudes de Paganini von Liszt, und
Chopins Souvenir de Paganini. Die Sonaten Mozarts empfehlen
sich im Übrigen ganz besonders gut.
Transponieren ist kein Allheilmittel, aber eine grundsätz-
liche Vorgehnsweise, will man sich ein konstruktives Ver-
ständnis der Musik erarbeiten. Auch ist es nicht isoliert
zu betrachten, sondern in einem bestimmten Zusammenhang,
nicht umsonst berühre ich verschiedene Punkte.
Ich möchte das aber hier nicht weiter begründen - wiewohl
tatsächlich noch sehr viel darüber gesagt werden kann -,
einfach weil ich Tim, für den der Ratschlag ja gedacht ist,
nicht der Möglichkeit berauben möchte, es selbst zu heraus-
zufinden. Denn das ist eine der allerwichtigsten Sachen: es
für sich selbst zu entdecken.
Auch sollte er zweckdienlicherweise nicht mit den Paganini-
Variationen von Lutoslawski anfangen, sondern vielleicht
mit einer Miniatur von Schubert. Man erwartet schließlich von
einem dreijährigen Kind, das gerade Laufen lernt, auch nicht,
daß es morgen den Weltrekord im Weitsprung bricht.
Jeder lange Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.
gruß
stephan
...Skrjabin hat seine Etüde op.8 Nr.12 aus Bosheit (sic! vgl. Skrjabin "Briefe" bei Reclam Leipzig, ne DDR Ausgabe übrigens) von dis- nach d-Moll transponiert. Natürlich kann man sich grün ärgern, wenn man sie - extrem unbequemer - in d-Moll hämmert, aber man lernt dabei NICHTS darüber, wie man sie in dis-Moll gut spielt...
das Transponieren ist als "Verstehens-Training" ok, sollte mit mittelschweren bis maximal schweren Stücken geprobt werden, und bringt nur etwas, wenn man das mit Stücken macht, die man zumindest manuell einigermaßen beherrscht (ich zeige gerne die Exposition der Waldsteinsonate und der Appassionata in H- und B-Dur bzw. e- und es-Moll - um den original tieferen Klang zu demonstrieren)
das Transponieren auf dem Papier ist eine ebenfalls gute "Verstehens-Übung", wenn man mal was harmonisch komplexes (Wagner Liebestod, Wotans Abschied, Liszt aus dem Mittelteil der Sonate, Chopin Etüde op.10 Nr.6 es-Moll) in eine andere Tonart schreibt, sich das aber AUF DEN TASTEN vorstellt (bloß nicht anfangen Notenlinien oder Intervalle zu zählen)
Speziell in virtuoser Literatur ist nicht selten die Tastenlage (also indirekt die Grundtonart) der Ausgang für die manuell gesteigerten (spät)romantischen Ansprüche: Liszt wählte nicht grundlos Des-Dur für die Rigolettoparaphrase bzw. gis-Moll für La Campanella - die "schwarztastigen" Tonleitern sind bequemer für die Ausführung (da beide andere Stücke verarbeiten ist hier der Beweis, dass weder Verdi noch Paganini für die "Vorlagen" Des und gis gewählt hatten!!) -- nützt es, solche "Spezialitäten" schwieriger zu machen und dabei nicht selten die Fingersätze ändern zu müssen???
(stelle ich mir vor, mein "Quäl-Übungsstück" seit über zehn Jahren - die Fuge aus op.106 - die ich wohl nie an Beethovens 144 komplett heranbringen werde, ich schaffs nur mit Mühe mit 126-132, auch noch von Es-Dur aus zu probieren ---- darin erkenne ich keinen praktisch nützlichen Sinn)
Ich will das Transponieren wahrlich nicht verteufeln - schön ist, leichte kleine Sachen ohne zu üben GLEICH in allen möglichen Tonarten zu spielen, z.B. die Regentropfen mal in H-Dur) - Paganinivariationen von Brahms würde ich am Klavier aus den genannten Gründen nicht transponieren.
Gruß, Rolf