von Schumann besessen :)

Ich habe zu Schumann auch ein absolut gespaltenes Verhältnis. Die Papillons, die @rolf so mag, durchsetzen mich beim Spielen zum Beispiel immer mit absoluter Ödnis, und ich weiß nicht, warum. Ich bringe es nicht über mich, die zu üben, und bin noch nicht dahintergekommen, woran das liegen mag... "Mondnacht" dagegen vermag es, mich zu Tränen zu rühren (was aber u.a. auch mit dem überirdisch guten Text zusammenhängt). Die Fantasie hat mich beim ersten intensiven in eine Art innere Paralyse versetzt, danach habe ich sie einige Jahre nicht mehr angehört.
 
Ja das stimmt. Aber die Ehe Tagebücher sind ziemlich einmalig. Es gibt soweit ich weiß nichts vergleichbares, daher ist bei Schumann so unendlich viel Material da um mit dem Brennglas draufzugucken. Nur weil man das von anderen Komponisten nicht/weniger hat, kann man doch nicht sagen dass man von deren Privatleben/Ehe mehr hält..? Man kennt die Leichen im Keller halt nicht.
Nun ja - zumindest lässt sich über das Eheleben von Beethoven, Schubert, Brahms, Chopin oder Ravel wenig Negatives finden...
 
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Nur weil man das von anderen Komponisten nicht/weniger hat, kann man doch nicht sagen dass man von deren Privatleben/Ehe mehr hält..?
sagt das denn irgendwer??
...über die beiden großen Opernfuzzis (Richard und Giuseppe) und deren Ehen weiß man auch sehr viel, und darunter auch etliches sehr unsympathische (was nicht heißt, dass es da nur das unsympathische und nichts anderes gäbe)
 
@Carnina ...da hatte der Robert halt Pech, dass ein Frederic und ein Ferenc (Franz) mit Sonaten am Klavier mehr anzufangen wussten; zudem hatte er halt Pech, dass ein Hector, ein Giuseppe und ein Richard mit der Oper mehr anzufangen wussten - ist das ein Grund, jetzt mimimi zu zu heulen?
 
Mir fällt im Zusammenhang mit Schumanns Persönlichkeit ein, was mein früherer Formenlehre-Professor Fredrik Schwenk

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fredrik_Schwenk

in einer Vorlesung mal sagte: Schumann habe in seinen Kompositionen oft Motive zweimal direkt hintereinander gebracht (z.B. im „Aufschwung“), was auf eine tiefe Unsicherheit hinweise. Schwenk zog den Vergleich zu Leuten, die bei Witzen eine Pointe zweimal erzählen, und dies tun, weil sie sich unsicher sind, ob sie auch verstanden wird.

Was haltet ihr von dieser These?
 
Mir fällt im Zusammenhang mit Schumanns Persönlichkeit ein, was mein früherer Formenlehre-Professor Fredrik Schwenk

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fredrik_Schwenk

in einer Vorlesung mal sagte: Schumann habe in seinen Kompositionen oft Motive zweimal direkt hintereinander gebracht (z.B. im „Aufschwung“), was auf eine tiefe Unsicherheit hinweise. Schwenk zog den Vergleich zu Leuten, die bei Witzen eine Pointe zweimal erzählen, und dies tun, weil sie sich unsicher sind, ob sie auch verstanden wird.

Was haltet ihr von dieser These?
Ich empfinde solche Stellen als Nachdruck.
Beispiel:

„Er stirbt….. ER STIRBT!“

Wie wenn man etwas begreift aber die Tragweite noch nicht und dann plötzlich mit einem Schlag kapiert was los ist.

„sie kommen….. SIE KOMMEN !“

Oder so in der Art.

In Bezug auf den Aufschwung würd mir da einfallen wie jemand feierlich beschreibt
„mit roten Fahnen kamen Sie! Mit ROTEN(!) Fahnen kamen sie und zogen durch das Tor!
 

Mir kommt beim Hören von Schumann oft der Gedanke, dass Anklänge an eine geistige Verwirrung wahrzunehmen sind...
 
Man müsste wohl die Motivwiederholungen bei mehreren Komponisten statistisch erfassen und vergleichen.
 
Mir kommt beim Hören von Schumann oft der Gedanke, dass Anklänge an eine geistige Verwirrung wahrzunehmen sind...
Ich habe in einer Passage von der Sonate auch eine Stelle überhaupt nicht auf die Kette bekommen. Links Achtelterzen und rechts synkopen mit Akzent. Ich wusste garnicht was ich da machen soll und habe mich auf die Akzente gestürzt und die Synkopen.

Mein Prof. Meinte „wenn Schumann das gewollt hätte, hätte er es einfacher schreiben können. Und dass es schade ist dass viele Pianisten sich einfach auf das offensichtliche Stürzen und sich nicht mit dem befassen was darunter liegt. Dass es evtl. Einen Grund hat warum es genau so scheinbar unnötig kompliziert ist“. Er hat mir dann die ganzen Spannungen und Auflösungen so deutlich gezeigt, in ganz langsamen Tempo und stark überzeichnet, dass es jetzt eine meiner Lieblingsstellen in der ganzen Sonate ist.
 
In Bachs C-Dur-Praeludium zieht sich die Unsicherheit durchs ganze Stück. :lol:

Ganz ehrlich: Die These ist Blödsinn. Im Finale der äußerst selbstbewussten Appassionata wiederholt Beethoven fast jedes Motiv, sehr oft wortwörtlich, nicht anders im Rondo der Waldsteinsonate.

Und in zahllosen Werken vom Barock bis hin in die Romantik findet man solche Wiederholungen unzählige Male. Ein Grund könnte in der seit dem Mittelalter bewährten Barstrophe liegen, deren Form AAB in der gesamten abendländischen Kunstmusik eine überragende Bedeutung hat.
 
Ich empfinde bei Schumann einen extremen Kontrast zwischen Exaltiertheit, fast pathologischer Nervosität ( ohne dass man unbedingt schon die Nerverkrankheit daran festmachen muss) und einer zwingenden Intelligenz, die das Material bändigt und "in Form bringt". Die irrsinnige Komposition z.B. über den irrsinnigen Kapellmeister Kreisler ist wunderbar austariert in ihren Teilen.
Das schafft er freilich nicht immer. Der letzte Satz Fis-moll-Sonate z.B. nervt mich mit den vielen stereotypen Themeneinsätzen.

Überhaupt: eindrucksvolle Persönlichkeit. Was er in der von ihm gegründeten Neuen Musikzeitung über sein Metier und die Kollegen schreibt, war damals State of the art; obwohl dies natürlich mit heutiger Kritiker- und Musikwissenschaftstätigkeit nichts zu tun hat. Als einer der ersten hat er seinen Bruder im Geiste Hector Berlioz erkannt, über dessen Symphonie fantastique er seinen längsten Artikel schrieb. Der letzte Satz der Symphonie war aber selbst ihm"zuviel".

Ob er unsympathisch war? Keine Ahnung. Der Briefwechsel zwischen Clara und ihm, bis hin zum gewonnenen Prozeß gegen den Vater, beinhaltet nichts Ehrenrühriges. Gegen das Ekel Wagner sicher ein Engel.
 
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Launiger Musikerstreit: Wer ist besser? Schumann oder Mendelssohn Bartholdy? Ich bin klar, aber sowas von, bei Schumann und halte Flexer für einen überschätzten Komponisten mit sehr wenigen Ausnahmewerken (Violinkonzert und die bekannteren Jugendwerke... wen's interessiert, der mache einen Mendelssohn-Faden auf, dann schreibe ich ungefragt auch was).

Schumann: sehr unterschiedlich in der geistigen Fallhöhe seiner Werke (diese Beobachtung ist nicht von mir, passt aber auch in meinen Ohren gut).

Was ich dennoch mag, ist seine Fabulierlust, die sich in vielem Umblättern zeigt. Und jawohl: Siebenkäs steht auf meiner ewigen Leseliste.


Was ich sehr verehre: das Spätwerk. Um die "Stücke im Volkston" mit jecello (wieder mal) zu spielen, komme ich auch mit dem ICE.

Wundervoll die Klavierlieder. Mein Klavierschüler kann gut singen, so dass wir bei seinen Partiys einiges aus der Dichterliebe machen. Aus gegebenem Anlass stets der Jüngling, und Ich grolle nicht können mittlerweile alle Partygäste mitgrölengrollen.

Unnötig, irgendwelche Klavierwerke (und Kammermusikwerke) hier panegyrisch hervorzuheben; da bin ich nicht sonderlich originell.

Ich für meinen Teil höre am Scherzo der C-Dur-Sinfonie den eigenbrötlerischen Zug (übrigens auch sehr leipzigersch) heraus. Dieses völlig ungeigerische Thema! Ich sehe Hrn. Schumann förmlich die Lippen wichtig schürzen... (so ähnlich wie bei der Triangelstelle...)
 
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