Ich bin dankbar für eure Gedanken dazu, für Anregungen und Kritik.
Lieber Demian,
herzlichen Glückwunsch zu deiner bisherigen Arbeit - aus meiner Sicht hast du eine solide Basis geschaffen, mit der du weiter arbeiten kannst! Mir gefällt auch insgesamt dein leidenschaftlicher Zugang zum Stück und die Führung der Stimmen!
Ich meine ja, das du dich jetzt mit Aufnahmen auseinandersetzen kannst.
Ich kann hier nur grob meine Sicht auf das weitere Vorgehen wiedergeben und ich hoffe auf dein Verständnis, dass ich deswegen eine von mir geschätzte Aufnahme verlinke (ich mache das eigentlich ungern):
Ein bisschen detaillierter: mir gefällt dein Klang zu Beginn, aber die Triolenachtel links dürfen m.E. nicht so statisch sein. Das liegt auch am (zu?) langsamen Tempo. Du spielst die Achtel sehr einzeln und ich meine, sie müssen bei allem Nachdruck auch einen Klangteppich bilden, der die Melodie stützt. Bei dir hört man zu oft, wie die Achtel die langen, leiser werdenden Töne rechts in ihrem Klangverlauf stören, so dass man eher auf links hört und der Melodiebogen verloren geht. Man müsste ein Tempo wählen, in dem so etwas nicht passiert und natürlich entsprechend dynamisch differenzieren.
Es ist auch die Frage, ob du wirklich so leise wirst (und im Tempo nachgibst), wenn Melodie und Begleitung wechseln. Denn dadurch nimmst du das wunderbare sotto voce vorweg, das dann nicht mehr wie aus einer anderen Welt erklingt (dort könnte man auch 2. Pedal nehmen).
Beim Allegro finde ich am wichtigsten, dass du das schön gearbeitete Kleinteilige nun zusammenfasst. Die großen Bögen fehlen. Das liegt auch an der Dynamik, die noch deutlich klarer strukturiert werden muss. Es klingt noch zu gleich und vor allem im Leisen kann noch mehr differenziert werden. Pedalisierung und Artikulation kann dabei auch noch verfeinert werden. Man merkt, dass du noch kämpfst.
Aber ich glaube, das wird sehr schön werden!
Ich persönlich würde das Stück nicht weglegen, sondern mich von einer anderen Seite nähern. Z.B. die großen Bögen herausarbeiten, überlegen, wie die einzelnen Phrasen zueinander stehen, bis du eine Art Kathedrale erschaffen hast, bei der die Klangräume klar sind und jeder Stein im Gefüge weiß, wo er hingehört und warum er dort steht.
Viel Freude weiterhin!!!
chiarina