darf ich deinen Eindruck ein wenig korrigieren? Ligetis Klavierwerke erfinden das Klavierspiel nicht neu, sind auch nicht quasi solitär: schon allein die Behandlung von Doppelgriffen in den Etüden zeigt deutlich den manuellen Bezug oder Rekurs auf Chopin, Liszt, Debussy. Mit eigener origineller Harmonik und Rhythmik werden die virtuosen Spieltechniken verarbeitet (sehr vereinfacht gesagt: man findet in die schwierigen der Ligetietüden am ehesten hinein, wenn man in den virtuosen Mustern ("Techniken") von Chopin, Liszt, Debussy zu Hause ist; ebenso hilfreich hierfür sind die vertrackten Skrjabinetüden)
Und am besten findet man rein, wenn man LIGETI-ETÜDEN spielt, wenn man Ligeti-Etüden spielen will.
Wenn ich einen gefährlichen Waran kaufen möchte, kaufe ich auch nicht erst ein Kaninchen, um durch es auf den Waran zu kommen - ich will den WARAN, nicht das Kaninchen.
Die Idee, kleine Teile anhand anderer Stücke, die man gar nicht lernen will, zu "üben", um diese NICHT IM ZUSAMMENHANG DES ECHTEN WERKES befindlichen Teile dann DENNOCH auf das echte Werk anwenden zu wollen, hat mehrere Nachteile:
Wie bei den Kampfkünsten: Beim
Sportkarate lernt man u.a. Kata: Sozusagen Schattenkampf ohne echten Gegner, fest vorgegebene Schritt- und Technikfolgen, anhand eines sog. Embu
sen ( Schrittdiagrammes. Betonung auf "sen", mit scharfem "s" ) , und nur selten im Unterricht anhand praxisrelevanter Dinge ausgeführt...: Man lernt also einen Fundus an Techniken - die im Ernstfall so zahlreich sind, dass es allein schon zu lange dauert, aus ihnen - wenn man bedroht wird - die richtige auszuwählen. Praxistauglichkeit also: Gering. Dafür viel Aufwärmtraining, gute Körperertüchtigung.
Unterschied: Die Kampf
systeme, auf den gefährlichen Ernstfall ausgerichtet. Minimale Aktivitäten, die aber einen Kampf binnen Sekunden beenden. Kein Aufwärmen ( zumindest beim WT ), denn auf der Straße kann man auch nicht erst sagen "hee halt, ich muss mich erst aufwärmen". Minimale supereffiziente Aktionen, allein auf das schnellstmögliche Ausschalten von Gegnern angepasst. SEHR viel hartes, sehr hartes Trainig mit Partner, Ernstfälle simulierend. Es wird versucht, ECHTE Treffer zu setzen, im Training. Wer schlecht abwehrt, wird getroffen.
Ebenso bei Klavierwerken: Am Effizientesten: AM WERK lernen. Denn genau die Dinge, die wir benötigen, befinden sich IM WERK, und können dort geübt werden.
Würde es in einer GESONDERTEN Übung auch nur geringe Abweichungen zu den Erfordernissen IM EIGENTLICHEN WERK geben, würden wir bereits an der Sache vorbei üben - was gemäß wichtigen Lehrmeinungen nicht angebracht wäre:
"Wir lernen, was wir üben". Wir wollen ein WERK spielen, also lernen wir das WERK.
LG, Olli!