Übe-Experiment

Es geht mir so wie auch einer ganzen Reihe anderer Teilnehmer:

Für mich hat sich das Stück minimal verbessert und das könnte daran liegen, dass sich die konsequente (!) Anwendung der Tipps bemerkbar macht, es könnte seinen Grund aber auch darin haben, dass ich im Moment etwas mehr zum Üben komme als sonst. (Man sieht daran, das Verbesserungen selten monokausal sind. Gerade das macht ja die Evaluation von Methodik - und auch Didaktik - , egal in welchem Bereich, so schwierig.)

Die Tipps waren mir im Wesentlichen bekannt (u.a., aber nicht nur, aus Gerhard Mantels "Einfach üben", den ich immer wieder empfehlen würde). Überall einsteigen zu können ist z.B. auch beim vierhändigen Spiel bzw. beim Duo mit einem anderen Instrument unverzichtbar.

Wer diese Tipps noch (gar) nicht kannte, der wird sicher spürbar davon profitiert haben. Und insofern ist das Ganze sicherlich auch eine sinnvolle Angelegenheit.

Ansonsten teile ich aber ebenfalls die Meinung einiger Teilnehmer, dass Übestrategien auch Bestand eines ordentlichen, qualitätsorientierten Unterrichts sind. Neben der Lektüre von Büchern waren eine Reihe von Tipps meiner KL (und auch meiner Querflöten-Lehrerin) für mich hilfreich.

Nicht unerwähnt bleiben sollte meiner Ansicht nach auch, dass die Übetipps bestimmte Bereiche ganz ausklammern, und das sind technische Schwierigkeiten. (Nur ein Bsp.: Ich komme aufgrund von sehr kleinen Händen schnell an meine Grenzen, z.B. schon bei manchen Oktaven mit Zwischentönen.)
 
Vielleicht liegt der didaktische Benefit eben gerade in der konspirativen Darreichungsform? ;-)
 
Tut mir leid, dass ich mich im Moment nicht melde, ich hatte sehr viel zu tun mit Festival und Aufnahme und bin jetzt mal kurz im Urlaub. Viele Teilnehmer haben sich ja auch noch gar nicht zurückgemeldet. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, werde ich alle Rückmeldungen genau lesen und ggf. auch reagieren / antworten. Vielen Dank schonmal an alle, die sich die Mühe gemacht haben, mitzumachen und etwas zu schreiben! :super: Es ist klar, dass der Nutzen nicht für alle gleich groß sein kann und dass die Vorschläge nicht für alle gleichermaßen geeignet, zielführend, spaßbringend (und was auch immer man sich noch erhofft haben mag) sein kann. Das dürfte aber doch wirklich keinen ernsthaft erstaunen, gell? :heilig: Bis bald!
 
So nun mal meine Erfahrungen :-D
Stand bisher 34 Jahre "alt" davon 2,5 Jahre Klavier Erfahrung. Das Stück welches ich gewählt habe ist von Schumann von Fremden Menschen und Ländern.
Ich konnte das Stück auswendig spielen doch ich muss sagen das mich die übe Methode überrascht hat. Anfangs War es sehr schwer wieder mit den Noten arbeiten zu müssen. Es War viel Arbeit sich auf das Experiment einzulassen den Noten Text nochmal auseinander zu nehmen. Doch irgendwann hat es klick gemacht und es funktionierte immer besser :super:Im Endeffekt stelle ich fest das sich der Aufwand gelohnt hat den ich beherrsche das Stück nun besser und sicherer. Sehr aufwendig aber lohnend:heilig: die Tipps werde ich auf jeden Fall weiter hin beherzigen. Danke
 
Ich hab inzwischen in meiner Ligeti-Invention die 4. Einstiegsstelle gefunden und finde, dass es das Spiel sicherer macht, an allen diesen Stellen loslegen zu können. Meinen Beethoven (op. 90) zerstückele ich nun in gleicher Weise, da sind die Einstiegsstellen durchweg kinderleicht zu finden ob der zahlreichen kadenzierenden Wendungen. Eher ungeeignet für dieses Verfahren finde ich Musik, die improvisatorische Elemente enthält, ohne den Gesamtfluss fehlt das richtige Feeling (also in meinem Fall: Chick Corea, Tony Banks).
Anwenden will ich es derzeit auch nicht beim WTK, weil dann das Blattspielgefühl verloren geht, welches ich derzeit sehr genieße. Anders wäre es, wenn ich vorhätte, akut davon was aufzuführen.

Grüße
Manfred
 
Nun auch mein Erfahrungsbericht: ich habe meine Tarantelle styrienne komplett bearbeitet - also nicht nur einen Teil davon. Vorab sei gesagt, dass ich in meiner Jugendzeit 8-10 Jahre (nach hinten ausdünnend) privaten Unterricht hatte und seitdem im Wesentlichen nur für mich selbst oder im kleinen Kreis spiele. Mein Übungsstil ist dabei über die Jahre ziemlich schlampig geworden - wahrscheinlich würde mir etwas mehr Druck gut tun. Ich plane, ab 2017 wieder Unterricht zu nehmen.

Ich habe mit den Tipps von hinten angefangen - mich beim Spielen also vorab auf kritische Stellen konzentriert. Damit wurde das Stück bereits nach 15 Minuten (!) deutlich besser. Ich bemühe mich seitdem, immer ein wenig weiter nach vorn zu schauen, was mir sehr hilft, aber eben auch viel mehr Konzentration erfordert, die ich insbesondere dann nicht halten kann, wenn mir gleichzeitig andere Dinge durch den Kopf geistern ;-). Ich werde das weiter trainieren.

Dann habe ich mir kritische Stellen gesucht und systematisch geübt. Das Losspielen von beliebigen Punkten machte fast nirgendwo Probleme (gemessen am vorhandenen Stand). Allerdings bin ich durch das Rückwärts- bzw. Durcheinanderarbeiten zu einer gleichmäßigeren und systematischeren Bearbeitung gekommen. Ich habe meine Zeit wesentlich effizienter nutzen können und auch den hinteren Teil nicht so stiefmütterlich behandelt, wie ich es sonst häufig tue (Arbeit nur von vorn nach hinten). Auch bin ich nicht mehr so oft ins reine Weiterspielen verfallen und habe daher das Stück auch nicht vorschnell überhört (passiert mir leider auch öfter).

Ich habe durch das intensive Arbeiten an den Stellen, viele musikalische Zusammenhänge besser erkannt und auch motorisch gut profitiert. Allerdings hat die intensive Arbeit am schweren Stück auch die Finger stärker strapaziert - abends hatte ich ziemlich häufig Probleme mit den Sehnen- und Muskelansätzen um Grundgelenk des 3. Fingers rechts. Die auslösende Stelle konnte ich bislang noch nicht finden, obwohl ich sperrige Fingersätze bewusst gesucht und wo möglich geändert habe.

Derzeit läuft das Stück in weitgehend lockerem Gefühl bei einem Tempo von 190(1/4) mit einigen kleineren Unsauberkeiten meist ohne Hänger durch. Nur bei einer Stelle (wohl auch die schwerste) brauche ich in diesem Tempo noch ein gewisses Maß an roher Gewalt. Aber zu dieser Stelle hole ich, wenn es nicht weitergeht, lieber meinen alten Thread noch mal hoch.

Der Fortschritt des Stückes ist zusammenfassend deutlich höher, als es bei schlampigem Üben jemals in dieser Zeit möglich gewesen wäre. Die Tipps haben mir sehr geholfen - vielen Dank noch mal für das Zusammenstellen.

Was für mich noch interessant wäre, sind Tipps wie man beim musikalischem Feinschliff am Ende
das Überhören eines Stückes vermeiden kann. Dort muss man ja m.E. immer auch größere Abschnitte üben, um die richtige Gesamtwirkung zu trainieren - oder sehe ich das falsch?

Liebe Grüße
Mario
 
So, ich melde mich nun wieder aus New York zurück :bye: Bevor ich etwas mehr schreibe, werde ich zunächst mal das veröffentlichen, was vor ein paar Wochen die Teilnehmer des Übe-Experimentes zu lesen bekommen haben - das ist nämlich schon eine ganze Menge!
Das Formale lasse ich natürlich weg - letztendlich habe ich allen, mit wenigen Ausnahmen, dasselbe geschrieben, weil schließlich doch viel mehr Leute mitgemacht haben, als ich erwartet hatte.
Demnächst mehr - liebe Grüße!

@Rasmus Etwas verspätet, aber dafür nun öffentlich: Hier kannst du jeder Zeit noch mitmachen.
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  • Suche dir im Stück [oder einem Abschnitt des Stückes, wenn es dir sonst zuviel Arbeit ist] verteilt je nach dessen Länge und Druck mit der minimalen Häufigkeit "eimal pro Zeile" verschiedene Einstiegs-Punkte. Wenn das Stück kurz ist auch häufiger.
  • Es gibt ein paar Kriterien, nach denen die Punkte ausgewählt werden können: 1. Beginn eines neuen Abschnittes, Phrase, nach einer Pause usw., 2. genau das Gegenteil davon: Inmitten einer Bewegung, genau in (nicht vor!) einer Stelle, die Bauchgrimmen verursacht oder besonders kompliziert scheint. Ideal wäre, sämtliche solcher Punkte auszuwählen. 3. Stellen, die gleich sind und dann jeweils anders weitergehen (z.B. in Sonaten) 4. Stellen, die thematisch ähnlich / gleich sind, aber transponiert 5.Ein oder zwei Punkte sollten außerdem sehr nah am Schluss sein (wenige Takte davor und nochmal ca. ein bis zwei Takte davor).
  • Markiere die Punkte sichtbar in den Noten und übe, von dort aus unmittelbar einzusteigen und weiterzuspielen, mit der Selbstverständlichkeit, mit der du auch den Anfang des Stückes spielst. Beginne mit dem letzten Abschnitt, dann den vorletzten usw. Das kann durchaus ein paar Tage oder länger dauern, je nach Stück und Übe-Status.
  • Lerne diese Einstiegs-Punkte auswendig, so dass du ohne Noten weißt, (1) wo die Stellen sind und (2) dort auswendig zu spielen anfangen kannst. Es ist nicht notwendig, danach das ganze Stück auswendig zu wissen, aber diese einzelnen Stellen schon.
  • Dann sollte Folgendes möglich sein: Arbeite dich von hinten nach vorne im Stück, indem du jeweils in der richtigen (rückwärtigen) Reihenfolge die Einstiegs-Stellen nacheinander ohne Noten spielst. Falls du das Stück vorher auswendig gelernt hast, solltest du so das ganze Stück "in Häppchen" von hinten nach vorne spielen können.
  • Die Position der Einstiegs-Stellen und das Losspielen sollten zu einer Selbstverständlichkeit werden, ohne viel zu Überlegen, wo sie sind und wie man sie spielt. Das kann eine Zeitlang dauern, in der man jeden Tag die Punkte wieder neu übt und sich neu erinnert.
  • Spiele oft nur die Einstiegsstellen (+ halben Takt oder so) von hinten nach vorne und (weniger häufig) von vorne nach hinten.
  • Spiele das Stück ganz normal von vorne durch und achte auf die Einstiegsstellen, während du an ihnen "vorbei kommst".
  • Spiele das Stück ganz normal durch und habe beim Spielen immer die nächstgelegene Einstiegsstelle im Kopf (achtung, schwierig). Sobald du sie passiert hast, denke an die nächste.
Wenn die Einstiegsstellen für dich zum Stück wie selbstverständlich dazugehören, sie keinen Stress mehr verursachen und einfach nur noch da sind und genutzt werden können, schreibe doch bitte im Faden, wie sich das Stück für dich verändert hat, zum Beispiel nach folgenden Kriterien:

- Vorwärtskommen mit dem Stück (falls es noch nicht zu Ende geübt und gekonnt war)
- Flüssiges Durchspielen (auch ohne an die Einstiegs-Stellen zu denken :super:)
- Allgemeine (auch subjektive) Kenntnis des Stückes
- Stress / Anspannung beim Durchspielen
- Sicherheit beim Auswendigspiel
- Empfundene Schwierigkeit des Stückes
- Sind schwierige Stellen noch genauso schwierig wie vorher
- etc. ...

Außerdem der Hinweis: Bei manchen der oben genannten Punkte kommt man sich unter Umständen vor, als hätte man ein Stück vor der Nase, das man vorher noch nie gesehen / geübt hat. Das ist ganz normal und wenn das passiert ist das sogar ein positives Zeichen, denn diese Unbekanntheit wird ja dann weg-geübt
 
Mein alter KL hat mir immer geraten, an jeder Stelle des Stückes sofort einsteigen und anfangen zu können... das hab ich mir auch weiter in meinen Übealltag erhalten, wenn ich auch manchmal etwas nachlässiger damit war und es nicht mehr so streng betrieben habe, wie damals.
Meine konkrete Erfahrung mit Stilblütes Experiment und dem Haydn-Klavierkonzert in F-Dur 2. Satz war, dass ich es wirklich sicher auswendig vorspielen konnte, und auch als ich mich einmal verspielt habe, mich sofort wieder gefangen habe und weiter spielen konnte. Dieses Gefühl der Sicherheit auch beim Auswendigspielen zu haben, war für mich eine ganz neue Erfahrung, auch wenn das Übeexperiment nichts völlig neues für mich war.
 
So ihr lieben, nun nehme ich mir Zeit, ausführlicher zu antworten.
Ich danke euch allen für euer Interesse und eure kritischen Fragen und Rückmeldungen. Zunächst schreibe ich mal ein bisschen über das Übe-Experiment selbst.

Ich hatte in der Vergangenheit beim Üben oft kleine und größere Aha-Erlebnisse, wenn ich neue Übemethoden zufällig entdeckt oder absichtlich ausprobiert habe. Mich interessierte dann immer, ob auch andere so üben und wenn ja, ob es bei ihnen einen ähnlich positiven Effekt hat. Die von mir zusammengefasste Übetechnik ist ja relativ bekannt, trotzdem habe ich den Eindruck, dass die meisten Leute (damit meine ich auch: nicht wenige Klavierstudenten) ganz konventionell von vorne nach hinten üben und durchspielen, was mMn weniger zielführend ist. Darum dachte ich mir, ich frage mal einen Haufen Klavierspieler unterschiedlichsten Niveaus, ob sie diese Methode nicht ausprobieren möchten - und zwar nicht nur ein bisschen, sondern konsequent und ordentlich angeleitet, denn sonst stellt sich kein brauchbares Ergebnis ein.

Fragen, deren Antworten mich interessiert haben (und die ich nun auch erhalten habe) waren zum Beispiel:
  • Ist diese Übeweise allgemein bekannt?
  • Wird sie unterrichtet?
  • Profitieren Anfänger und Fortgeschrittene in ähnlichem Maße?
  • Gibt es auch Leute, die dem wenig abgewinnen können und die auf anderem Wege vergleichbare Ergebnisse erzielen?
  • Wird der Aufwand / Ergebnis als ähnlich empfunden?
  • Wenn das System bekannt ist - warum wird nicht danach geübt?
Ständen diese "Tricks" ganz offen da, würden sie einerseits zerrissen und andrerseits wenig beachtet im Nirwana verschwinden...
mir leuchtet nur nicht ein, wozu man sein aktuelles Stück nennen soll
Richtig, lieber Klavirus. Du hast das zwar leider sarkastisch und etwas herablassend ausgedrückt, aber meine Absicht erkannt: Ich hatte mir gewünscht, dass sich einige verbindliche Teilnehmer finden, die sich (selbst) verpflichten, die Übehinweise anzuwenden. Wobei natürlich jeder immer aussteigen kann (es hat ja bisher auch nur ein Bruchteil der Teilnehmer geantwortet).
Vielleicht liegt der didaktische Benefit eben gerade in der konspirativen Darreichungsform? ;-)
Dies ist keine böse Absicht oder hinterlistig von mir, sondern wird ständig millionenfach in Unterrichtsräumen angewendet: Je genauer Dinge festgelegt und erwartet werden, desto eher werden sie auch ausgeführt. Das ist nicht nur ein Vorteil für mich, sondern vor allem auch für die Teilnehmer - die überwiegend positiven Erfahrungen zu den Übemethoden hätten manche vielleicht nicht gemacht, wenn ich die Tipps einfach so öffentlich gepostet hätte (und dann erstmal nur eine lange Diskussion darüber entbrannt wäre), denn dann hätten sie diese einfach anonym gelesen und gedacht "vielleicht mache ich das später mal". Außerdem kann ich natürlich niemanden konkret nach einer Rückmeldung fragen, wenn ich nicht weiß, wer teilnimmt.
Nach den Stücken habe ich gefragt, weil ich bei einer geringeren Teilnehmerzahl vielleicht mehr individuelle Hilfen zu den Stücken gegeben hätte.
Nach dem Spielstand habe ich gefragt, damit die Leser mit den Ergebnissen besser etwas anfangen können und sich auch die Teilnehmer selbst bewusst machen, wie unterschiedlich der Spielstand der anderen Teilnehmern ist.
Nicht unerwähnt bleiben sollte meiner Ansicht nach auch, dass die Übetipps bestimmte Bereiche ganz ausklammern, und das sind technische Schwierigkeiten.
Jaein - selbstverständlich ist das nur eine einzige Übeweise nebst unzähligen anderen. Genaugenommen ist es sogar nur ein "Übe-Rahmen" - denn wie genau geübt wird, wie die Finger spielen und was exakt sie spielen, kommt hier gar nicht vor. Es geht mehr um eine Organisation des zu Übenden und natürlich ums Auswendigspielen. Trotzdem wird das technische nicht ganz ausgeklammert, denn gerade schwierigen Stellen kann man so kaum mehr ausweichen und muss sich damit beschäftigen, auch wenn das genaue WIE nicht Teil der Erklärung war.
 
Dies ist keine böse Absicht oder hinterlistig von mir, sondern wird ständig millionenfach in Unterrichtsräumen angewendet: Je genauer Dinge festgelegt und erwartet werden, desto eher werden sie auch ausgeführt. Das ist nicht nur ein Vorteil für mich, sondern vor allem auch für die Teilnehmer - die überwiegend positiven Erfahrungen zu den Übemethoden hätten manche vielleicht nicht gemacht, wenn ich die Tipps einfach so öffentlich gepostet hätte (und dann erstmal nur eine lange Diskussion darüber entbrannt wäre), denn dann hätten sie diese einfach anonym gelesen und gedacht "vielleicht mache ich das später mal". Außerdem kann ich natürlich niemanden konkret nach einer Rückmeldung fragen, wenn ich nicht weiß, wer teilnimmt.

Ich wollte Dir um Himmels Willen keine böse Absicht/Hinterlist unterstellen, im Gegenteil! Ich habe genau damit gerechnet: Dass die ein bisschen mysteriöse Ankündigung die Leute "speziell interessiert" und sie durch den halb-persönlichen Kontakt die Sache einfach verbindlicher begreifen.

Die von mir als musikalisch-rätselhaft empfundenen Passagen haben übrigens sehr rasch Kontur gewonnen, als ich sie erheblich schneller spielen konnte. :-)
 
Und hier ein paar gesammelte Rückmeldungen, die in etwa auch die Ergebnisse zusammenfassen, die ich erwartet oder erhofft hatte:

Aber halt definitiv anstrengender als so zu üben wie bisher.[...]Aber die Teile die ich bisher geschafft habe spiele ich jetzt definitiv sicherer und ich falle nicht so häufig raus. Ich kann mich dabei jetzt auch mit meinen Kindern unterhalten ohne das Stück unterbrechen zu müssen.
prompt habe ich einen stabil von mir unterschlagenen Ton entdeckt.
Es wird nicht völlig überraschen, wenn ich sage, dass der Gesamtüberblick [...] dadurch gewonnen hat. Gewonnen hat mit der größeren Sicherheit natürlich auch das Tempo.
Eine disziplinatorische Maßnahme. Ich war dahingehend nachlässiger geworden.
Das hat dann noch drei andere Stellen aufgetan, von denen ich eigentlich dachte, daß ich sie schon könne.
Was allerdings zu vermelden ist: das ganze ist relativ zeitintensiv.
Aber jetzt nach einigen Tagen laufen die meisten Einstiegsstellen relativ problemlos. Manchmal verhaue ich mich noch beim Einstieg, aber das passiert immer weniger.
Als Ü60er dachte ich bereits die Fähigkeit zum Auswendiglernen verloren zu haben. Dank deiner Empfehlungen weiß ich jetzt, stimmt nicht
Das gezielte Üben der Einstiegsstellen von hinten nach vorne hat die Sicherheit an genau diesen Stellen deutlich erhöht und erst das Bewußtsein geschaffen, dass dort zuvor noch deutliche Probleme vorhanden waren.
die empfundene Schwierigkeit ist deutlich gesunken
  • Beim flüssigen Durchspielen hab ich keinen vorher-nachher-Unterschied gemerkt.
  • Die allgemeine Kenntnis des Stücks ist besser geworden.
  • Der Stress beim Durchspielen ist jetzt etwas geringer als vorher, wegen dem besseren Überblick.
  • Am schwierigsten fand ich das Festlegen der Einstiegsstellen und auch das mir Merken der Einstiegsstellen, da vermisste ich total den Zusammenhang.
  • Am besten hat mir gefallen, dass ich mit der Methode wie nebenbei das Stück auswendig gelernt hab.
Hier eine kurze Rückmeldung: Dass du keinen Unterschied merkst spricht eher für dich, denn du scheinst schon vorher sehr genau gearbeitet zu haben. Das Festlegen / Merken der Einstiegsstellen ist in der Tat einige Arbeit, aber mit der Zeit gewinnt man auch darin Übung. Der Zusammenhang ist natürlich nicht gegeben, wenn man nur die Stellen einzeln spielt, das ist ja der Sinn der Sache - eben außerhalb des Zusammenhangs (also einer anderen Memotechnik, motorisch, auditiv etc.) ein Sicherheitsnetz zu schaffen.
Am Anfang war das furchtbar anstrengend sowohl im Unterricht als auch zu Hause, aber mit der Zeit wird es immer besser und selbstverständlicher.
Für mich hat sich das Stück minimal verbessert und das könnte daran liegen, dass sich die konsequente (!) Anwendung der Tipps bemerkbar macht, es könnte seinen Grund aber auch darin haben, dass ich im Moment etwas mehr zum Üben komme als sonst.
In der Tat ist auch das ein Ergebnis dieser Übeweise (auch wenn du vielleicht nur meintest, dass du mehr Zeit hattest als sonst): Man verbringt mit den einzelnen Noten und Takten mehr und besser aufgeteilte Zeit, übt die Stellen also mehr als sonst.
Im Endeffekt stelle ich fest das sich der Aufwand gelohnt hat den ich beherrsche das Stück nun besser und sicherer. Sehr aufwendig aber lohnend:heilig:
Eher ungeeignet für dieses Verfahren finde ich Musik, die improvisatorische Elemente enthält, ohne den Gesamtfluss fehlt das richtige Feeling
Ja, das kann ich nachvollziehen. Es könnte aber z.B. nützen, sich fest komponierte Stellen vor/nach den Improstellen zu merken, falls man sich mal ins Nirvana verirrt hat, damit man wieder zurückfindet.
Damit wurde das Stück bereits nach 15 Minuten (!) deutlich besser. Ich bemühe mich seitdem, immer ein wenig weiter nach vorn zu schauen, was mir sehr hilft, aber eben auch viel mehr Konzentration erfordert, die ich insbesondere dann nicht halten kann, wenn mir gleichzeitig andere Dinge durch den Kopf geistern
Vielleicht kann man anders herum sagen: Sehr konzentriertes Üben hindert den Kopf daran, an allzuviel anderes zu denken?
Allerdings bin ich durch das Rückwärts- bzw. Durcheinanderarbeiten zu einer gleichmäßigeren und systematischeren Bearbeitung gekommen. Ich habe meine Zeit wesentlich effizienter nutzen können und auch den hinteren Teil nicht so stiefmütterlich behandelt, wie ich es sonst häufig tue (Arbeit nur von vorn nach hinten). Auch bin ich nicht mehr so oft ins reine Weiterspielen verfallen und habe daher das Stück auch nicht vorschnell überhört
Ich habe durch das intensive Arbeiten an den Stellen, viele musikalische Zusammenhänge besser erkannt und auch motorisch gut profitiert. Allerdings hat die intensive Arbeit am schweren Stück auch die Finger stärker strapaziert
Der Fortschritt des Stückes ist zusammenfassend deutlich höher, als es bei schlampigem Üben jemals in dieser Zeit möglich gewesen wäre.
Was für mich noch interessant wäre, sind Tipps wie man beim musikalischem Feinschliff am Ende das Überhören eines Stückes vermeiden kann. Dort muss man ja m.E. immer auch größere Abschnitte üben, um die richtige Gesamtwirkung zu trainieren - oder sehe ich das falsch?
Das ist eine interessante Frage, aber dafür wäre ein Extrafaden nötig.
dass ich es wirklich sicher auswendig vorspielen konnte, und auch als ich mich einmal verspielt habe, mich sofort wieder gefangen habe und weiter spielen konnte. Dieses Gefühl der Sicherheit auch beim Auswendigspielen zu haben, war für mich eine ganz neue Erfahrung,
Ich danke euch ganz herzlich, dass ihr damit im allgemeinen die Ergebnisse so wunderbar zusammengefasst hat und ich nur noch zu kopieren brauchte :-)
 
Zuletzt bearbeitet:

Nun spät aber immerhin auch mein kurzer Übebericht. Ich habe zwei Stücke ähnlichen Schwierigkeitsgrad eingeübt. Eins nach meiner (zwar ähnlichen aber nicht ganz gleichen Übemethode, eins nach der genannten Übemethode. Folgendes bleibt im Vergleich festzustellen:
- beim Einüben gab es für mich keinen großen Unterschied außer im Suchen der Einstiegsstellen. Das Machte sich aber dank des Aufbau meines Stückes sehr gut.
- Ich habe beiden Stücken etwa gleich viel Intensität und Zeit beim Üben zukommen lassen.
- ich spiele gerne zu Beginn und/oder zum Schluss das Stück einmal komplett durch. Das habe ich bei der beschriebenen Übemethode unterlassen. Dadurch fehlte mir ein wenig der Zusammenhang im Stück und das Gefühl für die Interpretation über das ganze Stück.
- Am Wochenende habe ich beide Stücke im Gottesdienst gespielt. Das nach Stilblütes Methode zuerst, danach das nach meiner Methode geübte. Ich fühlte mich beim Spielen in beiden zwar sicher, hatte aber bei dem Stück nach Stilblütes Methode mehr damit zu kämpfen über den Ausdruck des Stückes keine Unsicherheiten aufkommen zu lassen. Das führte prompt zu einem fast böse ausartenen Verspieler, den ich nur durch liegenlassen und weiterspielen ab nächster Einstiegsstelle lösen konnte. Das ging allerdings recht gut. Bei dem nach meiner Methode geübten Stück, war ich musikalisch sehr sicher. Ausdruck fiel mir leichter, allerdings haperte ich da etwas in einem einfach nur technisch zu übenden Teil.

Für mich bleibt festzustellen: da ich eh sehr viel Zeit übe, werde ich in Zukunft die Methode der Einstiegsstellen mit anwenden. Allerdings werde ich die Methode durch regelmäßiges Durchspielen erweitern. Soll heißen, zu Beginn oder zum Schluss spiele ich einmal das komplette Stück bzw. einen größeren Abschnitt, dann arbeite ich am Stück nach der Einstiegsstellenmethode.

Bisher sah es so aus: Stück einmal locker anspielen, von hinten anfangen Schwierigkeiten zu üben, sobald die sitzen auch mal beliebig im Stück anfangen und dann nochmal durchspielen. Sooo sehr viel anders wird es also nicht werden, danke trotzdem an Stilblüte.
 
Meine frühere Klavierlehrerin nannte solche Einstiege "Sprungstellen". Ich habe sie eigentlich in allen damals bearbeiteten Noten stehen.
Gerade für Vorspiele/Konzerte finde ich diese Methode super. So braucht man tatsächlich niemals Angst vor einem Schmiss zu haben. Man springt blitzschnell zur nächsten Stelle. Die meisten Zuhörer merken davon nicht mal was (außer diejenigen, die das Stück gut kennen natürlich).
Wenn man auswendig übt, sind solche Einstiege sowieso selbstverständlich. Sonst könnte man ja niemals gezielt einzelne Stellen üben. Gerade durch das auswendige Üben festigen sich die Einstiegsstellen dann sehr schnell.
LG,
NaMu
 
@Orgeltante Vielen Dank für diesen interessanten Vergleich! Das Durchspielen möchte ich natürlich nicht "verbieten", vor allem nicht dauerhaft, ich sehe es als wesentlichen Teil des Übens an - auch gerade für die Aspekte, die du beschreibst (Zusammenhang, musikalisches Verständnis, Spielfluss usw.).
 
(...)
Vielleicht kann man anders herum sagen: Sehr konzentriertes Üben hindert den Kopf daran, an allzuviel anderes zu denken?
(...)
...das ist aber gemein vom sehr konzentrierten Üben, denn vielleicht denkt der Kopf ja lieber an angenehmere Sachen? ;-) Ich finde es voll fies von der Konzentration, dass sie einen von der Ablenkung ablenkt :-D:drink:
...Spaß beiseite: irgendwie ist es doch sehr merkwürdig, dass Selbstverständlichkeiten (Konsequenz, Konzentration, mus. Orientierung etc) eigens erwähnt werden müssen.
 
Trifft nicht immer zu, manche Übungen kann man auch unkonzentriert (=Unterbewusst) üben. Skalenläufe, Arpeggien u.ä. Fingerübungen, solche Übungen sollen ins Unterbewusstsein automatisch einfliessen. Da ist zu viel Kopfarbeit sogar hinderlich und führt u.U. nur zur Verkrampfung.
 
Trifft nicht immer zu, manche Übungen kann man auch unkonzentriert (=Unterbewusst) üben. [...Unsinn...]
ja klar, wenn man unkonzentriert übt, dauernd an allerlei anderes denkt, dann hört man ja auch so ganz deutlich, ob´s gerade gut wird oder nicht... Überleg´ dir das noch mal.
(falls du mit "unterbewußt" jene Automatismen meinst, die man gewöhnlich als Bewegungsgruppen bezeichnet, dann sollte dir klar sein, dass man ohne konzentriertes üben gar nicht erst dahin gelangt, dass man Bewegungsgruppen automatisch ablaufen lassen und dabei vom Gehör überwachen lassen kann - und um das zu erreichen, muss man die eigene Konzentration sehr wohl auf die Bewegungsweise fokussieren und man sollte wissen (erklärt bekommen) wie diese funktioniert) schon allein auf Grund der notwendigen Tatsache, dass das hören immer beteiligt sein muss, kann von unkonzentriert keine Rede sein
 
Kommt vor dem "Automatismus" nicht erst einmal die Konzentration auf das zu Übende (= noch nicht bewusst oder unbewusst beherrschte)?

Nachtrag: @rolf war schneller und ausführlicher.
 

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