Tipps nicht Nichtlehrer

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Warum ist das wichtig, dass nicht am Klavier gehört wird? Ich habe meine bisher einzige Erfahrung an Gehörbildung mit Earmaster gemacht, und immer einen Klavierklang gewählt.
@areta87 das war speziell für den migrationshintergründigen Unterschichtenbub bzw. dessen nunmehr 2-3wöchigen ehrenamtlichen Unterricht, das war nicht generell;
hier war ja beschrieben, dass der Knabe irgendwie das Thema der Elise schon fingert, aber dann erstaunlicherweise versagt, wenn er einfachste Tonfolgen auf cdefg nachspielen soll. Wenn man nun eine Tonfolge wie a-b-c-die-Katze-läuft-im-Schnee (c-e-g-f-e-e-d-d-c) an den Tasten zeigt, dann wird der Bub höchstwahrscheinlich das gesehene zu imitieren versuchen (jetzt die und dann die Taste hat er gedrückt), also nur irgendwie nachstochern. Also sollte zunächst mehr Gewicht auf die Wahrnehmung (hören) als auf imitatorische Tastensucherei gelegt werden. Mit anderen Worten einfachste Gehörbildung mit motorischen Grundlagen wären nützlich.
 
Vielleicht kann zusätzliche Motivation und genaueres ERKENNEN noch weiter optimiert werden, wenn man zum Vorspielen z.B. Instrumente aus der Heimat des Jungen verwendet. Es gibt so viele tolle Instrumente, z.B. hier: Eine Rubab Kabuli, aus Afghanistan,

https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanische_Musik

oder / bzw. und man kann ja auch ganz einfaches nehmen, wie Rolf schon sagte, und dabei an uralte Traditionen anknüpfen. Aus Syrien kommen anscheinend die ältesten Noten der Welt, und die Oberstimme ist einfach:

Zitat aus:

https://www.avenita.net/musik-forschung-altestes-notiertes-lied-der-welt-ist-aus-syrien/

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( Das snd natürlich nur Beispiele, weil wir nicht wissen wo er herkommt. )

LG, -Rev.-
 
nun, ich hatte nach dem Bashing der armen Elise gefragt, was denn ausgerechnet an diesem Stück so schlecht sein soll für Anfänger

Ich hab grad keine Noten davon da (ja, ich weiß, ich könnte bei imslp nachschauen), deshalb nur aus dem Gedächtnis und ohne Taktangaben:
- der Anfang: in der linken Hand gibt es diese Dreierfiguren. Die müssen locker und leicht kommen und dürfen nicht auf der dritten Note betont werden. Wenn man Anfänger ist, neigt man mitunter dazu, sich bei solchen Figuren auf die letzte Note zu "retten", vor allem, wenn sie wie hier vermutlich mit dem Daumen gespielt wird. Anstatt dass es weich und fließend klingt, fast schon beiläufig, "knallt" der dritte Ton halt raus, und die Betonung, die auf dem ersten Ton liegen sollte, geht flöten.
- dann gibt es den Mittelteil, wo die linke Hand durchlaufende Sechzehntel als Begleitung spielt. Das darf nicht zu laut sein (auch das muss man als Anfänger trainieren, das geht nicht automatisch von Anfang an) und soll nicht "holpern", und die rechte Hand hat die Aufgabe, die Melodie zu "singen".
- dann die Zweiunddreißigstel, die locker flockig perlen sollten, dabei aber nicht zwingend im Vordergrund stehen müssen, denn die linke Hand spielt ein Motiv, das am Anfang des "kantablen" Teils ebenfalls vorkommt und hervorgehoben werden könnte (wenn man es so interpretieren will - aber dazu braucht man die technischen Grundlagen)
- gegen Ende der Teil mit dem sich immer wiederholenden Basston, da braucht es Gleichmäßigkeit in Tempo und Lautstärke
- und dann zum Schluss der Spaß mit den Triolen, auch die müssen "laufen" und sich so anhören, als sei das überhaupt nicht schwer (was es bei Vorhandensein der Grundlagen auch nicht ist. Ohne jedoch schon).

Das Stück ist jetzt wirklich nicht das tollste, was Beethoven je geschrieben hat, aber es ist andererseits zu schade fürs "Runterspielen" - man kann auch eine Menge daran lernen, aber es taugt nicht für die ersten Monate.
 
Der zitierte Vergleich, man könne Motorradfahren nicht auf einem Dreirad erlernen, stammt allerdings aus meinem Beitrag #20 und nicht von @Troubadix.

Deinen Beitrag sehe ich jetzt erst, weil Du nicht mich, sondern Troubadix markiert hast.

Ich habe keine Ahnung, warum ich dem guten Troubadix Deine Worte in den Mund gelegt habe. Ich habe auf die Zitatschaltfläche geklickt und nicht bemerkt, dass der falsche Urheber der Bemerkung genannt wurde.

Aber allmählich wundere ich mich nicht mehr über meinen PC, seit ich das neue OS X Sierra installiert habe (weil mein neuer Drucker nicht vollständig konfigurierbar war unter El Capitan). Jetzt sind es also nicht mehr die Hausgeister, die in meinem Umfeld ihr Unwesen treiben, sondern der Mac. Alles seltsam....
:dizzy:
 
Vielen Dank den konstruktiven Vorschlägen (Revenge) und Erläuterungen (Dorforganistin). Afghanistan wird es in der Tat nicht treffen. Er ist als letztes Kind dieser Familie in Frankreich geboren. Aber grundsätzlich ist die Idee gut: das Kind dort abholen, wo es steht, und dazu muss man erst mal seinen Musikgeschmack erkunden.
 
Hab heute mal einen einfachen Satz von "When the Saints go marching in" gesetzt... da kann er mit der rechten Hand (die wir zunächst üben werden) mit dem Fünfingersystem auskommen...
 
Hallo,

ich bin kein Lehrer und werd sicher auch so schnell kein richtiger Lehrer werden. Ich habe eine Vollzeitberuf, und nebenher spiele ich als Hobby Klavier (in der Jugend 7 Jahre Klavierunterricht, als Student zwei, drei Jahre Musikschulunterricht im Jazzpiano, seither meistens Improvisation, nicht so schlecht, kann ein Publikum eine halbe Stunde gut unterhalten. Guter Background in Musiktheorie, da das Nebenfach im Studium war).

Jetzt läuft mir ein potentieller Schüler zu. 12, fast 13, auf den ersten Blick kein musikalisches Genie (eher beim Fußball)... aber eine Begeisterung... also alles auf einem ganz niedrigen Niveau. Wir sehen uns einmal die Woche nach der Kirche im Kirchencafé. Beim ersten Mal habe ich mich gegen Ende der Veranstaltung einfach hingesetzt und ein paar Takte improvisiert... da saß er schon neben mir, verdrängte mich von der Klaviatur und spielte "Für Elise", die ersten Takte, nur das, was sonst die rechte Hand spielt, mit zwei Händen (zwei Zeigefinger im Adler-Such-System). Mit mir zusammen hat er sich dann auch noch die rechte Hand des B-Teils im Zweifinger-Adler-Suchsystem angeeignet. Die Woche drauf wartete er nicht, bis ich mich ans Klavier setzte: "Können wir ans Klavier?" Diese Woche wieder. Und "Hast du was Neues?" Hmm, mir fiel nichts ein, was ihn gleichermaßen begeistern würde (weil bekannt). Ich müsste erst mal wissen, was er kennt, denn mit der Begeisterung für Sachen, die er kennt, fängt es an. (Dann kommen die Fingerübungen...)

Zu Hause hat er kein Klavier. Ich habe noch so ein E-Piano, leider nicht mit gewichteten Tasten, als aboslute Reserve/Reiseinstrument hier herum stehen, das bekommt er dann morgen. Die Familie ist nicht reich, es gibt viele Kinder, ich glaube, sooo schnell steht da kein gutes Klavier. Ist aber natürlich auch eine wichtige Frage... mal ganz am Anfang so ein "Federkraftinstrument", um zu sehen, ob er sich überhaupt begeistert und dabei bleibt, aber wie lange kann man ihm das zumuten?

Warum sollte ich dem Jungen Unterricht geben? Ich bin gar kein Klavierlehrer. Ich kann mal gerade selbst etwas Nettes spielen. - Andererseits wird es sich die Familie so schnell nicht leisten können, einen "richtigen" Unterricht zu geben (und dann sicher auch ein "richtiges" Instrument zu kaufen)... vielleicht wenn der Junge beweist, dass er dran bleibt. Und mir macht es einfach einen Riesenspaß, weil der Junge so motiviert ist.

So, und nun steh ich da. Was für Unterrichtsmaterial verwende ich? Montag bekommt er das Klavier, und dann bin ich erst mal eine Woche weg... ich würde ihm schon gerne "Hausaufgaben" aufgeben. Am besten was, was man im Internet downloaden kann, denn ich komme vorher an keiner Musikalienhandlung mehr vorbei (und bestellen im Internet dauert zu lange). Ich denke, für's erste wär's nicht schlecht, wenn er Notennamen lernen würde (e und c kann er schon, e zuerst, denn damit fängt "Für Elise" an), und auch Notenschrift. Dazu dann die Noten von "Für Elise" (gibt's bestimmt irgendwo zum Download? Sonst rasch selber schreiben?), mit der Anweisung, erst mal nur das obere System zu spielen, gerne mit dem Zwei-Finger-Suchsystem, da er es ja noch nicht besser kann. Und irgend etwas gleichermaßen Bekanntes... ta-ta-ta-taaaa eignet sich wohl eher nicht (Ihr habt's erkannt?), aber so in der Art. Der Junge ist ja nun kein kleines Kind, da will ich ihm nicht kommen mit "Klaiverspielen mit Ernie und Bert" (keine Ahnung, gibt's das?), oder mit dem Elefanten oder ..., sondern was Seriöses, aber natürlich Anfänger-gerecht...

Ich bin für alle Tipps dankbar!

Herzliche Grüße
Christian



Sorry, dass ich nicht ALLES hier durchlese.

Also: Lieber Christian, ich finde Dein Engagement einfach großartig. Du kannst NICHTS falsch machen! Das Wichtigste ist beim ersten Klavierlehrer: Spaß. Sapß an der Musik, Spaß am Miteinander, Spaß am Lernen, Spaß an der Entwicklung. Leider vergessen das viele hoch ausgebildete Klavierlehrkräfte und gehen von Beginn an auf Leistung. Zum Glück nicht alle.

Du kannst aus noch einam anderen Grund nichts falsch machen:

Wenn dieser Schüler wirklich eine Hochbegabung ist wird er sich die Information holen, die er zur Entwicklung braucht. Eine Hochbegabung führt oft einen "durchschnittlichen" Lehrer durch Fragen, Fragen, Fragen.

Ist der Schüler nur durchschnittlich begabt und Du auch nur auf einem durchschnittlichen Wissensstandart dann bestehen gute Chancen für eine Entwicklung des Schülers - in welche Richtung auch immer.

Fehler kannst Du nur machen wenn ein "schlechter" Schüler das Klavierspielen erlernen will. Diese Kandidaten brauchen die absolut besten Lehrkräfte, denn schon bei "normalen" Lehrkräften würden sie rausgeschmissen auf Grund (angeblich) fehlender Skills.


Was kannst Du tun:
Die Parameter der Musik spielerisch erkunden: Rhythmik, Melodik, Harmonien.
Gehörbildung - rhythmischer Art (auf einem Ton) oder kleine Mini-Diktate von 3-5 Tönen.
Keine Angst wenn das zu Beginn "klemmt" - alleine die Rufterz zu erkunden mit NamenSpiele kann für einige Probanden schon eine Herausforderung sein. Aber vertraue auf die Gehirnreifung: einmal verstanden (hoch, runter...) geht es dann irgendwann "plötzlich"!
Dieses Spiel ist auch eine gute Vorbereitung zum Notenlesen!

Was kannst Du noch tun:
Du kannst die Zeit mit diesem jungen Menschen genießen und Dich dabei selbst von einer neuen Seite kennen lernen: zB indem Du begreifst, was Du schon kannst und was Dir selbstverständlich leicht fällt für jemand anderes aber erst einmal irre schwierig ist (zB verschiedene Aufgaben für beide Hände).

Du wirst wahrscheinlich genaus so viel lernen wie dieser junge Mensch.

Ein Tipp: überzocke nicht die Konzentrationsfähigkeit. Wenn Du selbst das Gefühl hast, müde zu werden ist es höchste Zeit, das Thema zu wechseln.
Wenn Du selbst Schwierigkeiten hast, ein Thema zu erklären, (zB Achtel, Viertel usw) so liegt es nicht an Dir sondern auch am Kind, was da mit einem Fragezeichen im Gesicht sitzt und nichts rafft. Du ahnst es schon: sofort Themenwechsel.

Mach das Kind in dem stärker in dem es sowieso schon stark ist. Daher: ruhig immer hier und da noch etwas ergänzen bei "Für Elise" - vielleicht mal alles nur mit der rechten Hand spielen lassen (High Score...) und dann dazu die Linke spielen. Aber niemals dabei frustrieren!!

Und was Du nicht brauchst ist: eine irgendwie gestaltete Strategie. Bei mir wird jede*r Schüler*in völlig anders unterrichtet. So sind die Fortschritte am schnellstn.

Ich wünsche Dir mit dem Jungen eine schöne und spannende Zeit.

Genieße es!
 
Liebe Viola,

herzlichen Dank für diese netten ermutigenden Worte. Ja, die Rufterz wäre sicherlich auch schwierig... mal probieren, nächsten Montag :-)

Liebe Grüße
Christian
 
wenn du also einfach mal den Kratzert gelesen hast, wirst du begreifen, dass vor dem Melodien spielen in Fünftonräumen (a la Bartok) die "gehende, schreitende" usw. Bewegung von Ton zu Ton (und damit von Finger zu Finger, egal welche) angelegt sein muss, damit kein ungelenkes verkrampftes Gefummel und Gestocher entsteht. (dort nachlesen!) Fünftonräume sind anfangs dann hilfreich, weil sie eine einfache Orientierung bieten. Aber erst muss man "gehen lernen" :-)


Huiii - wie Wagner Wotan:
(Wagner, Walküre) :-D:drink:

Piotr Lachert; Suzuki uvm erarbeiten gerne den 5-Ton-Bereich mit dem Gehör:
Daumen auf Grundton, Quinte auf 5. Finger usw, damit die ersten 5 Töne der Tonleiter zuverlässig den Fingern zugeordnet werden können. Das sollte man nun nicht über Monate außschließlich betreiben, dann fällt ein Versetzen der Hände durchaus schwierig.
Nach Gehör fällt die Notwendigkeit des Notenlesens weg und man kann sich um die Bewegung kümmern - aber auch bei der Bewegung gibt es der Möglichkeiten viele - nicht nur durch verschiedene Artikulation. Es gibt einfach viele Möglichkeiten, eine Taste zum Klingen zu bringen. W.A. Mozart benutzte auch schon mal dazu seine Nase und gewann so eine Wette:
Wetten, dass ein Mensch 5 C-Tasten gleichzeitig erklingen lassen kann?
 

Falls Dir Dein Schüler heute noch nicht "Happy birthday" gespielt hat: Alles Gute zum Wiegenfeste, @keinlehrer!
 

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