Es mag sein, dass im Doppelblindversuch Violinisten die neuen Violinen von den alten nicht unterscheiden konnten.
Zweifelsohne aber gibt (!!) es Qualitätsunterschiede bei Violinen, wie bei Klavieren auch, zum Klang und zur Spielbarkeit.
Ich jedenfalls werde mein Leben lang nicht diese zehn Minuten vergessen, die mir - nach Vorspiel auf seiner normalen Geige - mein Geigenlehrer seine Neuerwerbung vorführte: eine Guarneri. Das muss um 1970 herum gewesen sein. Den Sound dieses Klangmonsters habe ich immer noch im Ohr. Es mag durchaus auch sein, dass er es der Demonstration halber übertrieb, aber was er aus dem Guarneri-Instrument herausholte - unvergesslich.
Faszinierend finde ich Berichte über die Suche von Insturmentenbauenr nach dem Klang. Es sei heute erwiesen, dass die Herkunft der Cremonenser Superklänge geklärt sei: per jahrelanger Lagerung istrischer Holzstämme vor Venedig in Tümpeln, bis die Pilze die Bindegewebsmaterialien der Holzfasern, die sonst dämpfend bei der Klangübertragung wirken, komplett aufgezehrt hätten.
Diese Pilze werden auch von einem schweizer Violinenbauer eingesetzt, der vorbearbeitete Kopusteile in Misthaufen lagert und von Pilzen "bearbeiten" lässt - mit erstaunlichen bis traumhaften Ergebenissen.
Lesenswert ist auch - zum Thema Klavierklang - das Buch von Perri Knize: "A Grand Odyssey". Momentan nur auf englisch erhältlich. Die deutschen Publikationsrechte sind jedoch bereits verkauft, und 2014 wird dies grandiose Buch vermutlich auf deutsch erscheinen.
Was aber noch fehlt: die Familie Steinweg hatte zwei technische Genies unter den Söhnen von Juliane und Heinrich Engelhard. Neben dem älteren Technikus C.F. Theodor ist hier insbesondere das Knowhow von Henry Junior zu erwähnen, der 1865 leider viel zu früh verstarb. Er muss ein Genie des Resonanzbodens gewesen sein. Sein Leben und sein Wissen zu beschreiben steht noch offen.
Es geht die Sage, dass der verstorbene deutsche Klavierkonstrukteur Klaus Fenner dem Geheimnis der frühen Brüder Steinway auf die Spur gekommen sei. Eine Rückfrage in dem Unternehmen Pianova hierzu (ob die Resonanzböden der Fenner-Flügel zylindrisch geformt seien, oder wie bei Steinway einen Kugelausschnitt darstellen) brachte das sanfte Lächeln des Inhabers Michael Sund und die Aussage, Klaus Fenner habe noch genauer gerechnet - und die Resonanzböden mit einem detaillierten Überhöhungsprofil beschreiben können. Für ihre Länge von 2,15m (Fenner zeichnete keinen Konzerter) klingen die Fenner-Flügel sehr gut. Sie haben auch eine etwas größere Breite als "normal".
Holz und Klang - ein großes Thema. Nicht nur bei Violinen.

Bei der Recherche in diesem Thema stieß ich auch auf neuere HiFi-Konzepte, Membranen von Lautsprechern aus dünnen Holzfolien herzustellen.
Da geht noch sehr sehr viel... Nicht jeder aber hat die Zeit und den Genius, wie weiland die Steinway-Brüder, in monatelangen Versuchen jedem Flügelmodell ein ideales Soundboard mitzugeben. Zumal sie damals mit "white spruce" arbeiteten, Weißkiefern-Holz aus den Höhenlagen der Appalachen, dessen Nachschub jedoch dann in den 1920er Jahren erschöpft war. Seither gibt es "Sitka spruce", eine andere Kiefernart aus Alaska und Kanada. Und seither (..) sollen lt. Steinway die Soundboards nur noch ca. 50 Jahre lang halten.. Man überlege sich auch mal, dass das für seine vielen Patente so gerühmte Unternehmen letztmalig 1936 mit dem "diaphragmatic soundboard" ("Membran"-Resonanzboden) von Paul Billhuber eine Innovation am Resonanzboden vorlegte: der kleine Trick, in den Ecken den Boden bis herunter auf 6 mm dünner zu schleifen, um die Schwingung zu verbessern.
Wie aber klänge wohl ein Boden von z.B. nur 4 mm ? insbesondere für Basstöne wohl besser noch - aber der Resonanzboden funktionierte dann wohl noch kürzer nur, bis er zu weich würde..
Klavierklang.. Es gibt wohl noch sehr viel zu tun..