Oft genug sind Trainierende mit der anfangs bewusst durchgeführten Koordination von zu vielen motorischen Spezialaufgaben derart beschäftigt, dass sie das körperliche Gesamtgefühl völlig aus dem Fokus verlieren. Taktile Fremdimpulse an bestimmten Körperregionen nützen subitopronto mehr als abstrakte Anweisungen, solange der innere Regelkreis nicht vollständig etabliert ist.
Wenn ich einem guten Reiter zurufe "mehr zum Sitzen kommen!", weiß der, was gemeint ist - er soll durch gleich starke Aktivierung beider Erectores spinae seinen Beckenkamm aufrichten, parallel die Adduktoren und die Glutei maximi vollständig entspannen und dadurch in die anatomische Lage versetzt werden, sich senkrecht und gleichmäßig auf beiden Ossa ischii zu positionieren, so dass er korrekte Hilfen geben kann.
Dem noch nicht so guten Reiter nützt weder die verkürzte Umschreibung ("mehr zum Sitzen kommen") noch die anatomischen Einzelanweisungen, was er mit welchem Muskel machen soll. Diese Muskeln bekommt er dann durch herzhaftes Bestreichen einzeln vorgestellt.
Das hat m. W. noch niemand übergriffig empfunden, weder Männchen noch Weibchen, aber manch einer lernte durch solche Impulse bislang unbewusste Teile seiner Anatomie kennen.
Vielleicht wird die Berührung in der Trainerausbildung mittlerweile auch stärker tabuisiert, nachdem es auch den einen oder anderen "Fall" gegeben hat?