Sind sehr gute Organisten auch virtose Klavierspieler?

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Wie an anderer Stelle ;-)bereits erwähnt, hier tummelt sich das Bildungsbürgertum. :005:


Schade dass Deine Frage sich nur auf Virtuosität bezieht. Da darf ich nicht antworten.

Hätte sie sich auf "naja-so-leidlich" bezogen, hätte ich beigesteuert, dass ich zunächst Orgel lernte und hernach erst aufs Klavier umstieg. Das fiel überraschend schwer, @Tastatula deutete bereits ein Spezifikum an. Allein schon der Umgang mit den Tasten ("Anschlag")... das sind wirklich zwei sehr unterschiedliche Instrumente.

Würde ich beiden Instrumenten anthropomorphe Eigenschaften beimessen, wäre die Orgel der Typ "guter/gutmütiger Kumpel" und das Klavier die kapriziöse Diva, die im Fall guter Zusammenarbeit zu genialen Höchstleistungen fähig ist, jedoch auf jeden Fehlgriff gar garstig reagiert. :-D
 
Gutmütig? Dann hast du vermutlich noch nicht viel Erfahrung mit pneumatischen Orgeln aus der Zeit um 1900 (plus minus 15 Jahre), die dringend einer Überholung bedürfen, aber aus finanziellen Gründen keine bekommen.
Das sind Diven, auf ihre eigene Art. Da kann man selbst als erfahrener Orgeldompteur schon mal ins Schwitzen kommen. :blöd:

Aber wenn es keine technischen Probleme gibt, verzeiht die Orgel im Gegensatz zum Klavier tatsächlich, wenn man z.B. keine Anschlagsdifferenzierung der einzelnen Finger hinkriegt.
 
Dann hast du vermutlich noch nicht viel Erfahrung mit pneumatischen Orgeln aus der Zeit um 1900 (plus minus 15 Jahre), die dringend einer Überholung bedürfen, aber aus finanziellen Gründen keine bekommen.

:005: Ja, mit so alten Schätzchen hatte ich noch nicht das Vergnügen, nur mit Nachkriegs-Instrumenten (und "elektrischen" natürlich).

Ich fand sie gutmütig und verzeihend. Auf einer Orgel kann ich beherzt improvisieren und es klingt irgendwie anhörbar. Das gelingt mir am Klavier bis heute nicht in vergleichbarer Weise.
 
@Barratt

…ja, das stimmt, die Orgel verzeiht etwas mehr. Wobei es schon auch darauf ankommt, wie @Dorforganistin bereits erwähnte, auf welcher Orgel man spielt und, wie ich finde, auch, in welcher Umgebungssituation. Anders ist das beim Cembalo… jede kleinste Unsicherheit, Schlamperei, Verzögerung… hört man. Das Instrument reagiert sofort auf dich (so meine Erfahrung) und man hört wirklich… alles!

Anders sehe ich es nur was das Improvisieren anbelangt. An der Orgel eine schöne Improvisation hinzubekommen (ohne, dass es langatmig, fahrig oder… hm, mir fällt jetzt nicht der passende Begriff dazu ein… „schwermütig“…wird) ist gar nicht mal so einfach, vor allen Dingen, weil du „den langen Atem“ hast, Töne und Melodien somit sehr schnell verschwimmen, ineinander übergehen oder noch schlimmer „im Raum stehen bleiben“ können, was die Improvisation, selbst wenn sie "solide aufgebaut war", dann schnell fad wirken lässt...

Ich muss aber fairerweise auch sagen, dass ich den Vergleich nicht habe, da ich kaum Klavierunterricht hatte und ich das Klavier hier bei uns im Unterrichtsraum nur ab und zu zum komponieren nutze und dementsprechend (bitte festhalten) "nur ein bisschen in die Tasten haue“ und ständig das eine kleine Pedal (ich glaube, es ist das rechte) nutze, weil es so schön „nachhallt“ :007::003:
 
Danke @devasya für das schöne Beispiel, woran man klavierspielende Organisten auch erkennen kann :heilig:
(nicht bös gemeint)

Was weniger erfahrenen Organisten manchmal Probleme bereitet, sind die unterschiedlichen Pedaltastenabstände, wie man sie gerade bei älteren Instrumenten gerne mal findet. Das ist aber eine Sache der Übung und lässt sich durch das Spiel auf möglichst vielen Instrumenten auch in den Griff bekommen. Da reden wir aber noch nicht über Virtuosität.
 
Gutmütig? Dann hast du vermutlich noch nicht viel Erfahrung mit pneumatischen Orgeln aus der Zeit um 1900 (plus minus 15 Jahre), die dringend einer Überholung bedürfen, aber aus finanziellen Gründen keine bekommen.
Das sind Diven, auf ihre eigene Art. Da kann man selbst als erfahrener Orgeldompteur schon mal ins Schwitzen kommen. :blöd:

Aber wenn es keine technischen Probleme gibt, verzeiht die Orgel im Gegensatz zum Klavier tatsächlich, wenn man z.B. keine Anschlagsdifferenzierung der einzelnen Finger hinkriegt.
Orgeln mit pneumatischen Trakturen haben mitunter den unsäglichen "Vorteil", dass man morgens um 9 das Orgelkonzert einspielen kann, um um 20:00 Uhr, wenn das Konzert stattfindet, selbst hineingehen kann......;-)
 

Gutmütig sind vor allem mechanische Orgeln beileibe nicht. Trockene Akustik, sensible Traktur und gute Intonation...tödlich für schlechten Anschlag. Ein schönes Beispiel: Die Ahrend im dt. Museum München. Mir ist es selten so leicht gefallen hässlich zu spielen :005:. Da muss man schon üben.

Das Problem hat Stilblüte gut umrissen: Klavierchoreografie mit Handgelenk, Arm usw. tut auf der Orgel meist nichts Gutes. Wenn die Literatur nicht ausgesprochen pianistisch inspiriert ist jedenfalls. Für das Klavier dann ein Manko, an der Orgel ein Segen: der Anschlag aus dem Finger. Wenn sich dann ein Pianist auf so eine arme Orgel stürzt, klingt die dann so, als würde sie am liebsten weglaufen.

Die Pneumatik ist da nicht so das Problem, die verzeiht in Sachen Anschlag viel. Man muss halt sauber spielen und anständig legato.
 
Ich meinte auch eher die Neigung unrestaurierter Exemplare, Luft da hinzuschicken, wo man sie nicht haben will, oder eher behäbig anzusprechen oder hängende Töne. Vom Anschlag her ist Pneumatik meist schön weich, um nicht zu sagen, wattig :-)
 
Ich weiß von einer Orgel, die inzwischen aber elektrische Trakturen bekommen hat, da hatten die unterschiedlich langen Luftwege bis zur Pfeife einen Verzögerungseffekt zwischen verschiedenen Werken und Registern. Wahrscheinlich hat der Erbauer die Wirkung der unterschiedlichen Kompressionszeiten bei verschieden langen Leitungen unterschätzt.
Was sagen die Experten?
 
Orgeln mit pneumatischen Trakturen haben mitunter den unsäglichen "Vorteil", dass man morgens um 9 das Orgelkonzert einspielen kann, um um 20:00 Uhr, wenn das Konzert stattfindet, selbst hineingehen kann......;-)

Oder dass man auf den Manualen das Pedeal "überholen" kann (Instrument ist von 1907 und offenbar vorwiegend für "Orgelbrausen" konzipiert). Ob es auch das umgekehrte vorkommt?
 
Ich weiß von einer Orgel, die inzwischen aber elektrische Trakturen bekommen hat, da hatten die unterschiedlich langen Luftwege bis zur Pfeife einen Verzögerungseffekt zwischen verschiedenen Werken und Registern. Wahrscheinlich hat der Erbauer die Wirkung der unterschiedlichen Kompressionszeiten bei verschieden langen Leitungen unterschätzt.
Was sagen die Experten?

Da muss man sich aber anstrenden, um das hinzubekommen. Aber Murks hat es im Orgelbau schon immer gegeben.
 
Ich meinte auch eher die Neigung unrestaurierter Exemplare, Luft da hinzuschicken, wo man sie nicht haben will, oder eher behäbig anzusprechen oder hängende Töne. Vom Anschlag her ist Pneumatik meist schön weich, um nicht zu sagen, wattig :-)

Naja, da kann man dann als Spieler halt nichts für, wenn die Gemeinde zu geizig ist, ihre Orgel in Schuss zu halten. Solche Probleme hat dann der beste Organist.
 
Naja, da kann man dann als Spieler halt nichts für, wenn die Gemeinde zu geizig ist, ihre Orgel in Schuss zu halten. Solche Probleme hat dann der beste Organist.

Gauf,

unsere Gemeinde kennt keine Kosten für die Pflege der Orgel. Seit 1986, da war der Neubau der Eule-Orgel (23 klingende Register), pflegt das Instrument ein altermann auf seine Kosten. Zufall ist, dass altermann der Organist der Gemeinde und auch Orgelbauer ist. Das kann mal zu einem Problem werden, wenn altermann das Zeitliche gesegnet hat. Ich versuche seit vielen Jahren einen Orgelfond für anstehende Reparaturen, Überholungen zu istallieren und finde leider keinerlei Gehör. Nach mir die Sintflut zu denken fällt mir noch schwer. Es ist aber eine Tatsache.
 

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