lieber Micha,
jetzt bitte noch ein paar Infos zu den Rennermechaniken. Werden die weiter optimiert nach der Lieferung an den Klavierhersteller, oder sind die alle gleich und spielen sich alle gleich, egal wo sie eingebaut sind...?...
Renner Mechaniken werden nach geschützten Spezifikationen der Klavier-Hersteller gebaut, oder aber man bestellt eine Standardmechanik für eine bestimmte Größe. Das sind erprobte und gerne nachgefragte Bauteile wie Hebeglieder mit oder ohne Ausgleichsfeder, Hammerstiele mit Kapsel in bestimmter Form und man erhält von Renner auch Hammerköpfe von unterschiedlicher Filz-Qualität der Filzfabrik Wurzen.
Der Klavierhersteller entscheidet welche Zusammenstellung er möchte und bekommt als Vorprodukt für sein Instrument zunächst recht grob vorregulierte und zusammengeschraubte Mechaniken ohne Köpfe. Die Mechaniken werden an die Klaviatur angepasst und aufgesetzt. Das nennt man Zusammensetzen. Entscheidend für die guten Laufeigenschaften ist aber ebenso die Klaviatur, welche Renner nicht herstellt. Dazu gibt es andere Firmen, welche dieses Vorprodukt in Rohform liefern. Darauf werden die Piloten montiert und die Fänger.
Nun wird jedes einzelne Teil der Mechanik auf seine Passgenauigkeit kontrolliert. Es werden Hebeglieder versetzt (schieben) und an mehreren Stellen eingestellt wozu diverse Einstellschrauben dienen. Es wird der Hammer gebohrt, vorintoniert, auf den Stiel geleimt und nachbearbeitet. (davon demnächst ein neues Video von mir) Danach wird Winkel getragen, gebrannt usw. Am Ende der ersten genauen Einstellung wird die Mechanik ins Instrument gesetzt und stundenlang gepaukt.
Hinterher wird nochmals alles nachreguliert und geputzt. Hämmer abziehen, Winkeltragen, auf Chor richten, Hebeglieder schieben, Stoßzungenposition und Unterstellen richten, Tastenfallen richten, seitliche Abstände einstellen, Klaviatur gerade legen, Tiefgang korrigieren, Fänger einstellen, Repetitionsfedern einstellen, danach nachbleien und weiter korrigieren kurz an allem und jedem Teil wird ein weiteres Mal gearbeitet bis alles passt und das Instrument intoniert werden kann. Intoniert werden kann nur dann gut und genau, wenn die Mechanik exakt und gleichmäßig funktioniert.
Ein Zeitbeispiel für die Nacharbeitung nach dem Einpauken, also das sogenannte Ausarbeiten hatten wir bei Bösendorfer durchschnittlich 40 Stunden zu arbeiten. Bei kleineren Flügel weniger und bei größeren etwas mehr.