Es heißt "Fertigungstiefe", und ist eigentlich recht schlank zu berechnen: welcher Anteil an allen Fertigungskosten eines Produktes auf eine einzige Fertigungsstätte entfällt. Eine Klavier-Fertigung, die alles selber machte, hätte dann eine "hohe Fertigungstiefe" von 100%.. ..
Die aber gibt es nicht..
Die Aussage gilt für eine Fabrikationsstätte, zB Blüthner in Großpösna bei Leipzig, und kann bei deren dortigen Produkten auch noch nach Produktgruppen detailliert heruntergebrochen werden - bei Kenntnis derer Zahlen.
ZB ist anzunehmen, dass die Fertigungstiefe bei den Irmler-Instrumenten (FÜR den Standort Leipzig) niedriger ist wie bei den Blüthner-Klavieren/Flügeln. D.h. im Umkehrschluss: für die Irmler-Instrumente wird mehr „draußen“ zugekauft und weniger selber hergestellt - am Standort Großpösna.
Klavierhersteller kaufen heutzutage die Klaviatur, die Tasten mit Rahmen zu. (Mag sein, dass Yamaha oder Kawai die selber fertigen.) Selbst Steinway in New York, die das 150 Jahre lang selbst taten, tun das heute nicht mehr. Sie kaufen das nun auch zu, wie Hamburg, bei der Tochterfirma Kluge in Remscheid. Tochterfirmen-Zulieferungen werden aber nicht mit als „eigene Fertigungstiefe“ eingerechnet, selbst wenn Kluge eine speziale Fertigung bei Steinway für Steinway auf deren Hof am Steinway Place 1, in Ditmars, Rikers, Queens, New York eröffnete.
Daher gibt es eigentlich nirgendwo auf der Welt noch eine "100%-Fertigungstiefe", denn die Sägezuschnitte des Holzes aus Alaska oder Bayern (Strunz) oder Tirol und das Polyester des Neuklavieres etc. haben auch jeweils einen Herstell- oder Fertigungsprozess.. Und nur wenn man den außen vor lässt (und unter den Materialkosten subsummiert bzw. "beiseite" rechnet), käme man auf "100%". Es geht aber auch an die Klavier-Innereien: denn niemand, auch Steinway nicht mehr, baut heute noch die Repetitionen, die Hebeglieder selber (kann u.u. sein, dass Kawai, Yamaha das tun..).. Ich wette aber, dass auch die zukaufen, bei hoch speziellen Fertigern wie Tokiwa in Hamamatsu.
Und der Draht und der Filz und der Leim und die Hölzchen in den Repetitionen sind? Klar: Zulieferungen, also gleichbedeutend mit einer Minderung der 100% Fertigungstiefe..
Und schoon sieht man, dass die ganze Frage der Fertigungstiefe sofort die Frage nach der sauberen Abgrenzung nach sich zieht: zeige mir deine Berechnung deiner Fertigungstiefe, ich behaupte, die stimmt nicht, und ich stelle paar listige Fragen, dann machst das alles neu.
Denn wie will man den Anteil der Natur, des Lieben Gottes an der Fertigungstiefe berechnen, der das Holz im Walde wachsen machte..?..
Wächst das Holz schlecht, dann kannst eh alles vergessen am Klavier.
Und wachsen reicht nicht, trocknen musst es auch noch, vor und nach Sägen..
Wenn man Fertigungstiefe nach "Zeit per Bauteil" rechnet, dann sind die Trockenkammern Könige der Fertigungstiefe, denn in ihnen steht das Holz monatelang herum..