Ein mit geringem Aufwand, aber liebevoll überarbeitetes Instrument, sagen wir aus dem mittleren Qualitätssegment der Zwischenkriegszeit ist heute halt doch wesentlich besser als ein ausgestanztes Chinakisterl. Sowas werden dann mal unsere Enkel und Urenkelkinder vermissen, denn aus unserer Zeit wird hauptsächlich Schrott übrig bleiben, der dann vielleicht wenn überhaupt zu Dämmmaterial für den Hausbau weiter verarbeitet wird.
Aus unserer Zeit wird das überbleiben, was wir von unseren Großeltern und Urgroßeltern für erhaltenswert bewahrten.
Das nach 18 Jahren abgerittene Klavier von Kawai oder Yamaha oder Young Chang oder Pearl River werden unsere Urenkel niemals mehr kennenlernen, denn "das lohnt ja nicht"... (im Gegensatz zu einem Blüthner, Bösendorfer, Bechstein etc.)
So wie wir normalerweise niemals mehr ein Spinett, ein Cembalo oder ein Clavichord hören werden, weil sie durch das Klavier schon vor ca. 200 Jahren i.w. abgelöst wurden. Es sei denn, wir wüssten von ihnen - und gingen sie interessehalber gezielt suchen.
Wer weiß noch von einem Hackbrett oder Pantaleon? Ich hörte eines, ein großes, kunstreich gespielt in Perugia. Wundervoll. (Aber ich musste 55 Jahre alt werden, um zum ersten Mal in meinem Leben diesen besonderen Klang zu hören.)
Was aus unserer Zeit überbleibt? Das Gute. Ein VW Käfer. Ein alter Mercedes Diesel. (Die neueren sind zu komplex, zu teuer in den Teilen - wenn die kaputtgehen, heißt es: "... lohnt nicht..")
Nokia-Handys? Iphone? Keines. Alles Sondermüll. Da geht ein Kondensator platt - und das war's dann. Ein Pfennig-Bauteil zwar nur, aber wer weiß den zu finden? Das Wissen und die Arbeit - zu selten, zu teuer. "Lohnt nicht zu reparieren..."
Musikinstrumente von heute? Nichts bleibt. (Außer die Fender Stratocaster-etc. Gitarren der Sammler. Und meine grüne Melodica, aber die ist nicht eigentlich von heute, sondern von 1962..) Oder die edlen Marken, die die Wohlhabenden kaufen, wie schon Uropa 1920 eine Kamera kaufte. ..Kamera? Na klar, Leica. Die gibt es immer noch. Kostet jetzt aber keine 28 Reichsmark mehr, sondern man braucht schon ca. 28.000 Euro. Nur von reichen Leuten kann man das Sparen lernen.
Von allen jemals gebauten Rolls Royce (und Porsche) fahren noch weit mehr als 60% herum. So etwas wirft man nicht weg. Und es lässt sich reparieren - und es lohnt, das zu reparieren - und wie es sich lohnt.. Wie ist die Quote bei Renault, Fiat, Opel?
Alte Klaviere kann man gut reparieren. Bei der Millennium Action aus ABS-Kunststoff ist das vermutlich nur solange gewährleistet, wie Kawai Lust hat und im Geschäft steht, zu liefern. Und wie die Schiffe von Asien nach Europa nicht ständig untergehen (Standard-Ausrede des Honda-Händlers, wenn es wieder mal nicht klappte mit der Neulieferung des zerfressenen Kupplungskorbs der 750er Honda..: "Tut mir leid, Honda meldet, das Schiff mit den Ersatzteilen sei untergegangen".. )
Ich kann mich verfluchen, eine 750er Honda zu haben. Tolles Oldie-Motorrad, aber.. Hätte ich eine 500er Manx oder eine 750er BMW, dann führe ich max. 60km und zöge das nötige Ersatzteil beim Händler aus dem Regal.
Man sollte die Spielchen der Kaufleute und des Massenmarktes einmal durchschauen lernen, dann macht man bestimmte Fehler nicht noch einmal. "a fonds perdu".., "lifetime design" - wird's zu alt, muss es entsorgt werden.. . Oder die sogenannte "Wertanalyse", die ich so innig liebe: Der Beifahrertürgriff eines Golf muss sich billiger herstellen lassen als der Fahrertürgriff; obschon das Gleichteile sind. Denn er wird nicht ein Drittel so oft benutzt - und wenn es einen Vorteil von 2.07 ct pro Griff verspricht, wird man hierzu eine "sparsamere" = schlechtere Variante entwickeln und bauen. Die - bei gleich häufiger Benutzung, weil Otto nur Auto fährt, wenn Erna einkaufen will - unweigerlich zuerst kaputtgehen wird. Während der "lifetime".
Und dem 78jährigen Otto verkauft man dann einen neuen Golf, den Golf IX. Weil, Türgriff reparieren? Lohnt nicht..