..abseits aller Aufregung, mal bissl Multifaktorielles
Da das Thema eh abschweifte auf Flügel, die professionellen Anforderungen entsprechen oder entsprächen, und auf Resonanzböden aus massiver Fichte, möglichst dick, oder doch lieber dünner, oder noch lieber passend.., mit oder ohne sperrende Deckschicht(en) (es gibt auch einseitig furnierte/gesperrte Böden), hier noch eine Frage aufgeworfen, die mir im Zusammenhang meiner Erkundungen betreffs Qualitäten von Cellos auffiel.
Lack.
Da gibt es Leute, die Cellos verkaufen, die aus Rumänien stammen, aus rumänischen Hölzern gebaut sind, und unter Bezug auf angeblich uralte italienische Lackrezepte einen Lack tragen, der offenbar sonst in der EU nicht mehr applicirt werden darf - Arbeitsschutz etc., Wasserlacke etc. "Verkehrsfähig" im Sinne des In-der-EU-Verkauftwerdendürfens sind sie aber..
Bereits bei Autos (nur zur Provokation hier eingeworfen..) ärgert mich, dass qualitativ "gute alte Ware" (TM) wie z.B. Chassislack aus Bleimennige nicht mehr verfügbar ist.
Kann es sein, dass bzgl. Lack auf Resonanzböden usw. früher Qualitäten erhältlich waren, die nunmehr hier in West- und Mitteleuropa sowie in den USA und Japan nicht mehr "gemacht" werden, aus Arbeitsschutzgründen, bzw. weil Behörden (EU, undoder Lobbys..) das zu verbieten unternahmen, die aber qualitativ besser waren/bzw. sind, die alten, vorhandenen Instrumente, als das, was man hierzulande noch neu herstellen kann?
Dass Firmen wie W & L auf furniergesperrte Böden gehen, weil Lacklösungen minder befriedigend waren..?.. Weil Haltbarkeit - neben Klang - einfach nun mal mit ein Kriterium ist? Min. für die Hersteller, die ihren Händlern in Gewährleistungsdingen beizustehen wohl nicht umhinkommen..?..
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Anderes Thema: Carbonböden, Klemmagraffen. Niemand hindert einen Klavierbauer, Klemmagraffen auch an Holzresonanzböden bzw. -stegen zur Anwendung zu bringen, aber es macht niemand. Warum nicht?
M.w. ist der Carbon-Boden des Phoenix-Systems aus Florida nicht gewölbt, sondern flach. Stimmt das?
Dann gibt es noch den Glasboden in Australien, ebenso mittels Klemmagraffen an die Saiten angebunden. Der ist mit Sicherheit "flach" (im Rahmen dessen, was man fertigungstechnisch bei Glas machen kann).
Es ist ja nun so, dass eine Überwölbung bei klassisch saitendruck-beaufschlagten Instrumenten (mit Zickzack an Stegstiften) vorhanden und ein Minimum an "Druck" (1-2mm) vorhanden sein muss, damit ein kräftiger Hammerschlag von unten die Saiten nicht nach oben von den Stiften heben oder fegen kann...
Dann gibt es zudem die Überlegung, dass abseits des Absprignenkönnens der Saiten auch der Holzboden "in sich" eine Wölbung gut gebrauchen könnte? Dass er besser klinge, wenn er ein wenig "auf Spannung" gebogen werde?
Hier zwei Systeme: a- das per seitlichem Rim-Druck gespannte Soundboard (steinway, u.v.a. auch die "Spinne" von Mason & Hamlin, und b- das mittels der verleimten leicht bogenförmigen Rippen von unten geformte Soundboard, und c- Mischformen davon, c1- erkannt, und c2- unerkannt..
Zudem ist zu Holzresonanzböden nicht verglichen, ob einachsig gewölbte Böden (Zylindermantelflächen) anders, besser, schlechter klängen als räumlich, zweiachsig, als Kugelschalenschnitte hergestellte Böden. Und da gibt es noch die Böden, die individual überhöht gewölbt sind, die weder reine Zylinder noch reine Kugelschalen sind.
Ich denke, dass die Qualität von Resonanzböden absolut nicht auf die Frage limitiert ist, ob sie aus "Möglichst dickem" Fichtenhölz bestünden - meine Vermutung: Wenn, dann eher im Gegenteil. Denn wozu hätte sonst Paul Billhuber 1936 das Patent auf das "diaphragmatic soundboard" erhalten, das seither bei Steinway eingebaut wird?
Apropos Steinway - da war auch immer noch die Nummer, dass man sich seit den 1920ern leider gezwungen sah, wegen Erschöpfung der Appalachen-Weißkieferbestände, dann auf Alaska-Sitka-Spruce für die Resonanzböden zu verlegen..
Paul McNulty, US-Amerikaner, der hochwertige Repliken von Hammerflügeln wie zB den Boisselot-Flügel-Nachbau für das Liszt-Museum baut, lebt und arbeitet eigens wegen der Holzbeschafferei in Tschechien.
Und da waren noch die Sagen, dass das Holz der Stradivaris und Amatis gar nicht aus dem Fleimstal / Val di Fiemme gekommen sei, auf das sich Firmen wie Strunz, Fazioli etc. berufen, sondern aus Istrien/Kroatien, und per Schiff in den Lagunentümpeln Venedigs angelandet war. Und erst nach gründlichster, anaerober bakterieller Zerlegung der Holzfaserbindungen nach Jahren dann in die Trocknung genommen und zu Streichinstrumenten verarbeitet worden war - einen Prozess, den nun ein Schweizer Forscher per Lagerung von Fichtenholz in "pilz-geimpften" Misthaufen nachzubauen sich in der Lage sah.. Und Violinen baute, deren herausragende Qualittät in Fachkreisen anerkannt sind.
Hier ist nichts davon bewertet, lediglich phänomenologisch mal lose aufgezählt, was es anscheinend alles gibt. Und was (min. von Kundigen und Experimentatoren) für entweder wichtig, unverzichtbar, oder min. für nützlich betrachtet wurde oder wird, um die Klangabstrahlung von Instrumenten mit hölzernen undoder dünnen Schallflächen zu optimieren.
Mir scheint dies "ein weites Feld" (Zit. Grass), und folglich weitaus zu komplex, multi-faktoriell, als dass man es auf die Wertung reduzieren könnte: Irmler E 190 Professional sei der Optimalpunkt der Beschaffung eines professionell tauglichen Übungsinstrumentes, denn weniger täte es nicht, aber mehr sei wohl irgendwie Prasserei oder Angeberei.. ..
Ich werde darob nun meinen uralten Konzerterdrachen nicht weggeben, ohh nee..
Appalachen-Weißkiefer, pre 1936 = non-diaphragmatic, ca. sechs ausgespänte Stellen und anschließend darauf beiderseits eine Art Zaponlack. Klingt schon unfassbar gut, das Teil. Größte Frechheit daran: ich bin blutiger Amateur, muss für Bühnen gar nichts üben..
Will damit aber mal nicht in Abrede stellen, dass mir ein E 190 Irmler Prof gefallen könnte.
Halte es aber eher für eine sehr individuale Individualwahl, dass es DER und NUR DER sei..
(Und wer mitgezählt hat in meinem Posting, kommt auf wieviele herzklabaster-aufgeregte Ausrufezeichen? Ja, stimmt.)