Bei fortgeschrittenen Schülern lässt sich jedoch beobachten und das sollte jeder Klavierlehrer schon getan haben, dass bei schnellen Läufen, das saubere Ablösen des Ringfingers beim Spielen der Fingerpaare 3-4, 4-3, oder auch 5-4 und 4-5 nicht schnell genug passiert, weil der Ringfinger steifer ist und damit widerständiger von der Taste hochgeworfen zu werden und dann schnell wieder den Anschlag zu vollführen.
Darüber hinaus ist der Zeitpunkt des Anschlags des Nachbarfingers des Ringfingers und das Lösen des Ringfingers selbst zeitlich nicht gut koordiniert, das bedeutet, dass der Ringfinger meistens länger in der Taste bleibt, als er soll und das führt dazu, dass der "perlenhafte" Charakter so einer Passage gestört ist.
Über diese Töne wird meistens "drübergewischt", sie werden mit einer gehörigen Portion Armrückstoß versehen, wodurch sie meistens nicht nur weniger fein wegen der größeren Überlappung der Anschlagszeiten der einzelnen Tasten sondern auch wesentlich lauter werden.
Wie gesagt, diese mangelnde Unabhängigkeit von 4 und 5 macht sich vor allem bei schnellen Passagen bemerkbar, nicht bei langsamen Sätzen oder Kinderstücken.
Man kann es ja auch bei Trillern sehen: Warum gehen diese schlechter mit 4-5 als bei 2-3 oder 3-1? Weil es eine kombinierte Bewegung Handgelenksdrehung und Fingerbewegung ist. Und geringere Beweglichkeit von 4/5 der noch nicht trainierten Fingern hindert den Spieler daran, qualitativ ähnlich gute Triller hinzubekommen wie mit 3-1 oder 3-2.
Eigentlich
@MehrKlavierspielen sagst Du schon selbst, dasz die "Fingerhebeuebung" Bloedsinn ist: Du konstatierst ja richtig, dasz "das Loesen des Ringfingers selbst zeitlich nicht gut koordiniert" ist etc.. Das bedeutet nichts anderes, als dasz die Durchlaessigkeit fehlt, dasz die Muskeln auch nicht schnell genug und koordiniert genug entspannt werden. Du willst das mit einer zusaetzlichen Bewegung kompensieren (und anderen Leuten beibringen?), die zusaetzlich zur bewuszten Entspannung der Muskeln jetzt eine neue, aber sinnolose Bewegung einstudieren sollen, welche die Entspannung ersetzt. Dies fuehrt letztlich zu Verkrampfungen: 1) kann die zusaetzliche und sinnlose Hebebewegung im Zweifelsfalle gar nicht schnell genug ausgefuehrt werden, 2) bleibt die Hand staendig unter Spannung, was ein Ausdauerproblem darstellt und 3) muessen noch viel mehr Bewegungen koordiniert werden, was bei mangelnder Koordination nicht gut funktioniert.
Klar, wenn ich beim Triller jeden Finger im Wechsel bewuszt senke und danach hebe, wird das nichts. Das mag ja bei 2-3 noch funktionieren (genau deswegen ist mein Triller 2-3 sogar etwas unrund und "scheuszlich", im Gegensatz zu 2-4 z.B.), aber bei der Kombination 4-5 oder 3-4 funktioniert das nicht. Eigentlich ist aber die Kombination 3-4 gar nicht so schlecht wie viele meinen, da man nicht Heben musz. Bei 4-5 setzt, da der 5. Finger sogar sehr gut gehoben werden kann, bei vielen wieder der einstudierte Hebereflex ein, wodurch der Triller ungleichmaeszig wird, v.a. da sich der 4. ja eben nicht so weit Heben laeszt, wenn man z.B. gleichzeitig noch den dritten festhalten musz. Daran sieht man aber nur, dasz die Hebebewegung ein unsinniges Hemmnis darstellt. Macht man das nicht, kann man in bequemer Lage sogar bei festgehaltenem dritten einigermaszen schnell trillern (Siehe Brahms, Romanze F-Dur aus op.118).
Ich sage jetzt gleich, dasz ich Laie am Klavier bin. Das bedeutet, dasz aber sogar (!
!) Laien von professioneller Technik profitieren. Nie hat irgendein Klavierlehrer bei mir verlangt, Finger extra zu heben. Ich hoere diese Uebeart von Forumsmitgliedern das erste Mal. Da ich prinzipiell auch schwierigere Literatur einigermaszen anhoerbar (nach Laienmaszstaeben natuerlich, siehe
@Stilblüte s thread ueber "Professionalitaet") spielen kann, kann ich nur sagen, dasz ich nie Hebeuebungen gebraucht habe und wenn ich sowas am Klavier ausprobiere einfach nur sehe, dasz die zusaetzlichen Bewegungen hinderlich sind und mich "ausbremsen" bzw. durcheinander bringen. Wenn ich mir vorstelle, den letzten Satz der Mondscheinsonate mit Fingerheben spielen zu muessen, nicht auszudenken. Ueberhaupt fuehre ich dort keine Einzelfingerbewegung aus, das waere gar nicht moeglich. Das Gefuehl ist vielmehr, dasz die Hand durch den Oberarm gesteuert ueber die Tastenlandschaft gefuehrt wird. Die Finger fallen dann automatisch auf die richtigen Tasten. Dasz dies immer die richtigen sind, bedarf einer gewissen Uebung, da ja nicht alle Arpeggien gleich sind. Profis haben sie parat, der Laie braucht mehr Uebung. Die Hand selbst braucht keine Spanne weiter als ungefaehr eine Quinte, jedenfalls keine Oktavspannung zum Glueck!
Wenn man sehr gute "Techniker" am Klavier beobachtet, sieht das alles sehr entspannt und ohne jede extra Hebetechnik aus.
Jannis