Natürlich darf man Alberti-Bässe auch mit "Fingerpedal" spielen. Es grundsätzlich zu verbieten, ist Quatsch. Es grundsätzlich zu fordern, ist aber derselbe Quatsch. Eine brauchbare Regel ist, daß in langsameren gesanglichen Sätzen die Dreiklangstöne durchklingen, in motorischen evtl. aber nicht, wenn man das Motorische unterstreichen will. Was anderes habe ich nie gehört, Kölnklaviers Zitate belegen es. (Einem Lehrer, der grundsätzlich etwas verbietet, ohne Einsicht, und sich so klüger wähnt, als er sein kann, würde ich mißtrauen.)
Siehst Du, Du sagst ja auch: Es grundsätzlich zu fordern, ist derselbe Quatsch, auf das ich eigentlich hinaus wollte.
Warum ich es verbiete?
Meine Ansicht:
Ich denke, daß gerade in der Wiener Klassik es einen enormen Unterschied macht, ob der Baßton durchklingt oder nicht.
Was ist wenn der Komponist klar in seiner Komposition genau vorgeben wollte, ob der Baßton nun bei dieser Stelle durchklingen soll oder nicht?
Mit Worten hinschreiben: Hier bitteschön Baßton nicht durchhalten!
Und: Hier schon!
Demnächst müssen es Komponisten machen, wenn sie Eure Beiträge lesen.:D
Was ist wenn ich komponiere und möchte in meiner Komposition klar angeben, daß bei dem Takt der Baßton nicht gehalten werden soll und beim nächsten schon?
Gibt es dafür keine Notation?
Doch!
Wenn ein Baßton liegen bleiben soll wird das so notiert:
Schau mal im "Henle- Verlag" in der Beethoven- Sonate Op. 31 Nr. 1 ersten Satz nach:
Takt 87: Da ist der Baßton ein "G". Hier muß man ihn durchhalten.
Und sieh mal, wie es notiert ist!! Das heißt für mich: Baßton durchhalten.
Wenn sie aber nur als Achtelnoten alleine notiert werden heißt es Baßton nicht durchhalten.
Das lerne ich meinen Schülern:
Wenn der Baßton durchgehalten werden soll, wird es so wie in dem oben aufgeführtem Beispiel in der Beethovensonate notiert. Wenn nur reine Achtel stehen, spiele auch reine Achtel, so wie es der Komponist auch gewollt hat.
Ihr tut so, wie wenn das nicht eindeutig notiert werden kann.
Daß es grundsätzlich falsch ist, bei Alberti- Bässen den Baßton, habe ich aber bereits geschrieben, daß es eine
Interpretationssache ist und Pianisten, die das machen, werde ich deswegen nicht kritisieren, da sie klare Argumente dafür haben.
Vor einem Jahr im September habe ich das Klavierkonzert Nr. 23 A-dur KV 488 im Fernsehen gesehen. Vieleicht hat es von Euch auch einer gesehen und weiß den Namen des Pianisten. Da hat der Pianist die Alberti- Bässe, samt Baßton staccato gespielt.
Ist es falsch?
Nein, eine Interpetationssache.
Dieser Pianist würde z. B. wenn er Schüler hat, die Schüler die Alberti- Bässe vieleicht staccato spielen lassen.
Hier ist das Gerücht aufgetreten: "Man muß den Baßton halten, auch wenn es nicht notiert ist"
Aber ich finde es ist falsch, es obligatorisch zu machen.
Und ich lerne es meinen Schülern so, wie ich Alberti- Bässe spiele.
Meine Frage: Warum wurde der Takt in der Beethovensonate dann so notiert?
Ich habe erklärt warum. Weil es zwei Stimmen sind: Ein durchgehaltener Baßton und das andere "G" gehört zur Begleitfigur.
Und wenn der Komponist keinen durchgehaltenen Baßton will, schreibt er auch keinen hin und schreibt nur Achtel.
Liebe Grüße, Mario