Ich geb jetzt mal was Ketzerisches von mir:
Als meine Töchter noch klein waren, hatten wir häufig Schulfreunde zu Besuch und auch zum Übernachten hier. Nicht wenige wurden von den Eltern als "schwierig" angekündigt und eine große Zahl dieser Freunde hatte die übliche Diagnose ...
AUSNAHMSLOS (!!!) haben sich all diese ach so schweren Fälle bei uns als ganz normale, liebe Kinder entpuppt, die in keinster Weise auffällig waren. Ich konnte es nie glauben, wenn mir meine Töchter oder meine Frau die Schwierigkeiten schilderten, die es sonst mit diesen Kindern geben sollte. Zunächst dachte ich, das sei meine "natürliche Autorität", die derlei Wunder bewirke
; dann überlegte ich, ob es vielleicht das viele Grün und die Tiere nebst "Zwangsbewegung" seien ...
... bis ich einmal anwesend war, als die Eltern ein "Problemkind" abholten. Wie auf Knopfdruck mutierte das normale Kind zum unleidigen Zappelphillip, der exakt das wiederspiegelte, was die Eltern stets erzählten. Fortan habe ich aufgepasst. Und es war jedes Mal das Gleiche: Kind ist völlig normal - Eltern holen ab - Kind tickt aus. Man konnte die Uhr danach stellen. Umgekehrt hats auch "funktioniert": Eltern bringen Zappelphillip(ine) - Eltern gehen weg - Kind wird ruhig und aufmerksam.
Dass das Ganze nicht an unser ruhiges, grünes Umfeld gekoppelt war, merkte ich bei gelegentlichen Restaurantbesuchen. Kind randaliert, saut den Tisch ein, beansprucht die ganze Aufmerksamkeit - Mama muss ans Telefon, verlässt das Restaurant - Kind ist nicht mehr wiederzuerkennen.
Kann mir das mal jemand erklären?
Ach ja - das sind keine Einzelfälle - wir reden über die Jahre und versch. Schulsysteme von durchaus 15-20 Fällen. Kein einziges (!!!) der "schlimmen" Kinder war auffällig, solange es allein*** war. Und - nein - ich bin kein Superpapa (eher das Gegenteil) und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass alle diese Eltern so "versagt" haben (manche schon). Also: Was ist da los???
*** Einschränkung: Wenn zwei oder mehr "Problemkids" da waren, haben die sich auf ihrem Hyper-Level gehalten oder gar noch hochgeschossen. Hat man die dann auf zwei Gruppen aufgeteilt, "kamen sie ratzfatz wieder runter".
WICHTIG: Ich deute hier nicht mit dem Finger auf die "bösen" Eltern!!! Auch wenns zunächst so aussieht. Ich frage mich: Was ist mit der elterlichen Präsenz so stark verknüpft, dass es zu einer derartigen Häufung kommt? Wer nun darauf verweist, dass diese Kinder ja auch in der Schule schwierig seien, den verweise ich auf meine drei *** sowie auf die Tatsache, dass gerade die alternativen Schulmodelle (die bei Bedarf klein(st)e Grüppchen bilden können, diese "Problemkinder" häufig sehr erfolgreich zum erfolgreichen Abschluss bringen und sie auch seelisch/charakterlich stabilsieren.