Schlechte Schüler: woran liegt das eigentlich genau?

Die meisten Lehramtsstudenten (kA, wie die sich heute im Bätschler/Mahster-System schimpfen) sind immer noch geschockt, wenn sie nach Jahren ungeschützt und allein verantwortlich das erste Mal vor Kindern oder auch nur vor hormonell dünstenden Jugendlichen stehen.

So gut wie nie zehn Junginschinöre mit glänzenden Augen, nachmittags an ihrer Personendrohne schraubend.

So gut wie nie fünf Mozarts, die sich ihre eingerollten selbst komponierten Opern auf die Fingerchen hauen, während sie wie Amadeus rücklings pianieren.

Die Lehramtler scheinen ihre eigene Schulzeit vergessen zu haben, wo sie ihre eigenen Lehrer gestresst haben.

Lehramtler werden übrigens eher nicht die Strebertypen, sondern mehr die sozialer Angehauchten. Die Streber machen später was Ordentliches, zB Banklehre oder Jura.

(Selbstverständlich sind diese Klischees in 100%-Totalität falsch, aber ganz daneben sind sie auch nicht.)
 
Ich habe keine wissenschaftliche Grundlage, habe aber im Gegensatz zu dem Professor auch keine Behauptung in den Raum gestellt, die mit einer unbelegten Zahl (40%) verknüpft wird.

Du hast die unbelegte (und m. E. ziemlich dreiste) Behauptung in den Raum gestellt, daß die Zahl, die der Professor nennt, einer wissenschaftlichen Datengrundlage entbehrt.

Daß ein journalistischer Text, der einige wenige Sätze aus zweiter Hand zitiert, keine wissenschaftliche Datengrundlage ist, ist Dir doch hoffentlich klar?
 
Guter Journalismus hat selbstverständlich darauf hinzuweisen, aus welchen Daten eine Behauptung resultiert. Andernfalls wird dieser Professor als unseriös dargestellt, was hier möglicherweise geschehen ist, falls er doch eine Datengrundlage haben sollte. Irgendjemand hat auf jeden Fall unsauber gearbeitet.
 
Die Lehramtsstudenten haben im Grunde kaum eine Chance, den von ihnen angepeilten Beruf einschätzen zu können ... mMn müssten die ab dem ersten Semester an Schulen mitarbeiten ... statt nur tageweise zu hospitieren oder hier und da mal ein Praktikum zu absolvieren, in dem einem eh nur Betreuungsaufgaben übertragen werden (den wichtigen Stuff machen Lehrkräfte lieber selbst ... was halt auch verständlich ist, schließlich gehts im Unterricht nicht primär darum, dass der Praktikant was lernt).
Das stimmt so nicht mehr. In BaWü gibt es ein verpflichtendes Orientierungspraktikum (1.-3. Semester) sowie ein Praktikumssemester (3.-6-Semester). Dies gilt für die Gymnasien; für andere Schularten hatte es schon immer früh im Studium Praktika gegeben.
Im Übrigen konnte man schon vor 45 Jahren als pädagogische/r Assistent/in für ein Jahr ins Ausland gehen. Und dafür musste man keinesfalls Sprachen studieren, alle Fächer waren zugelassen. Zu meiner Zeit war es übrigens gut bezahlt - etwa doppelter Bafög-Höchstbetrag.
 
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Die Lehramtler scheinen ihre eigene Schulzeit vergessen zu haben, wo sie ihre eigenen Lehrer gestresst haben.
Leider muss ich diesem Satz zu 100% zustimmen. Aber dieser Satz trifft zu 99% auf alle Erwachsenen auf diesem Planeten zu. Es würde uns Erwachsenen oft gut tun, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen. Wir Erwachsenen erschaffen ironischerweise tagtäglich eine Welt, auf die unsere Kinder vorbereiten werden müssen. Das das nicht immer funktionieren kann liegt ja auf der Hand.
 
Das stimmt so nicht mehr. In BaWü gibt es ein verpflichtendes Orientierungspraktikum (1.-3. Semester) sowie ein Praktikumssemester (3.-6-Semester).
Diese zwei Pratika gabs in Bielefeld auch ... Gesamtdauer waren 12 Wochen (also nichtmal ein ganzes Semester).
Im 4 wöchigen Orientierungspraktikum durfte ich nur hospitieren und beobachten.
Im 8 wöchigen Praktikumssemester musste ich auch mal die Klasse allein betreuen, oder einzelne Unterrichtseinheiten vorbereiten und durchführen ... da durfte ich dann mal schnuppern, wie es ist, Lehrer für 25 Grundschüler zu sein.
So richtig gemerkt, was Grundschule bedeutet, habe ich dann allerdings erst n einem freiwilligen studienbegleitenden Jahrespraktikum (mit Einzelfallbetreuung eines Schülers, bei dem ein besonderer Förderbedarf geprüft werden sollte ... das Projekt nannte sich damals "Schule für alle").
Danach wusste ich dann, dass das nicht so meins ist ... aber bis dahin hatte ich auch schon fast 3 Jahre Studium verblasen.
Es wäre doch eigetlich toll, wenn mir das schon im Orientierungspraktikum aufgefallen wäre ... aber bei mir hatte das diesen Namen eigentlich nicht verdient ... denn daran konnte ich mich einfach nicht orientieren.
Es mag aber sein, dass das an der Schule lag, wo ich dieses Praktikum absolviert habe ... oder an der speziellen Kombination aus Lehrkräften und Klassen. Eventuell hatte ich auch einfach etwas Pech.
 
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Die Lehramtler scheinen ihre eigene Schulzeit vergessen zu haben, wo sie ihre eigenen Lehrer gestresst haben.
Dieser Satz impliziert, dass die Zusammenarbeit mit Schülern stressig sei. Das ist sie aber gar nicht. Natürlich gibt es auch Lehrer, die Verhaltensweisen an den Tag legen, die ihnen selbst das Leben schwermachen, z.B. unfaire Behandlung, fehlendes Durchsetzungsvermögen usw. Aber die Haupt-Stressfaktoren sind keineswegs die Schüler, sondern z.B. die Hektik im Lehrerzimmer, wo innerhalb kurzer Zeit ganz viel organisatorischer Kleinkram mal eben zwischendurch besprochen werden muss, wo diese Gespräche ständig von Kollegen unterbrochen werden, und wo man selbst auch immer wieder andere Gespräche unterbrechen muss („Brauchst du gleich die Gitarren?“ u.ä.).
 

Nach meiner Erfahrung gibt es auch in vielen anderen Berufsgruppen Menschen, die aus falschen Gründen ihre Entscheidung für den Beruf getroffen haben.
Und was oft noch dazu kommt bzw. m.E. eine herausragende Rolle für das Bestehen (oder eben Scheitern) im gewählten Beruf spielt, ist der eigene blinde Fleck in Bezug auf die Selbstwahrnehmung und vor allem -einschätzung.
 
Und was oft noch dazu kommt bzw. m.E. eine herausragende Rolle für das Bestehen (oder eben Scheitern) im gewählten Beruf spielt, ist der eigene blinde Fleck in Bezug auf die Selbstwahrnehmung und vor allem -einschätzung.
Ich bin im Studium vor allem an einer Frage gescheitert ... wo sind die grundschulrelevanten Inhalte?

In Bielefeld war der Studiengang für das Primarstufen-Lehramt zumindest in meinem zweitfach (Mathematik) komplett auf die Sekundarstufe ausgerichtet. Hätten wir nicht ab und zu mal Fragen gestellt (die uns dann nicht beantwortet wurden) es wäre garnicht aufgefallen, dass da auch angehende Grundschullehrkräfte saßen.

Am Ende des Studiums konnte ich weit besser hochtrabende mathematische Beweise ausführen (bzw. reproduzieren), als einem kleinen Kind unser Stellenwertsystem zu erklären, oder ihm bei den Problemen mit dem deutschen Zahlwortsystem zu helfen. Ich konnte schriftlich Radizieren, mit Logarithmentafeln arbeiten u.n.v.m.
Ich hatte viel viel Mathematik im Kopf ... und bei dem meisten Zeugs war da noch die Frage dabei, wofür ich das in der Grundschule bitte brauchen sollte.
Meine Bäpschlah-Arbeit habe ich über "diophantische Gleichungen* in rationalen Zahlen" geschrieben ... und schon dieses Thema zeigt, wie weit mein Studium vom Alltag im Matheunterricht an der Grundschule entfernt war.

*) wer den Begriff nicht kennt ... das ist nicht schlimm.
Das wohl bekannteste Beispiel ist das sogenannte "Spinnen und Käfer Problem".

Du hast eine Schachtel in die du nicht hineinsehen kannst.
Du weißt drei Dinge.
1. In der Schachtel sind "x" Spinnen und "y" Käfer (die genauen Anzahlen kennst du aber nicht)
2. insgesamt gibt es in der Schachtel "z"-Beine.
3. Ausserdem weißt du noch, dass Spinnen 8 und Käfer nur 6 Beine haben.

Du suchst nun also nach einer "Lösungsmenge" mit Zahlenpaaren (x,y), die der Gleichung "8x + 6y = z" entsprechen.

Bei z=24 wären die Paare (x,y) also (0,4) und (3,0) ... andere ganzzahlig positive Lösungsmengen gibt es nicht.
Bei z=12 weißt du gleich, dass da keine Spinne dabei sein kann. Bei z=16 kann es in der Schachtel keinen Käfer geben.

Warum das beim "Spinnen-Käfer-Problem" so ist, kann man auch mit einer Grundschulklasse besprechen ... es sollte aber eventuell nicht über diese einfache Form (ax + by = c) hinausgehen. Ausserdem sollten sich hinter den Variablen nach Möglichkeit Dinge aus der Erlebniswelt der Kinder verbergen. Zum Beispiel Spinnen und Käfer.
 
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@Steinsgate: Ich würde die Lorbeeren gerne ernten, aber der "Bäpschlah" ist leider von der Kebekus und bezieht sich mehr auf eine TV-Show.
 
Ja, die Kebekus fand ich schon immer toll. Auch wenn sie manchmal einen Hang zum Übertreiben hat.
 
... und LehrerInnen sind ja auch Menschen. ;-)
 

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